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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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schüttelte den Kopf. »Hab schon.«
    Ich rührte die Suppe um und pustete hinein. »Tut mir leid wegen vorhin …«
    Ich ließ den Satz unbeendet. Aber Clara schien sowieso mal wieder ihre ganz eigene Theorie zu haben. Und wie immer hatte diese etwas mit ihrem Lieblingsthema zu tun: Marc.
    Sie warf ihre langen Locken über die Schulter und rückte mit ihrem Stuhl nahe an mich heran. »Der Stress zwischen euch muss ein Ende haben, Leni. Das sieht Jamie übrigens genauso. Ich meine, da besuchst du uns zum ersten Mal und bist total gefrustet wegen Marc. Außerdem hoffen Jamie und ich, dass er hier bei uns auf Usedom bleibt.«
    Mir doch egal.
    Ich nahm einen Löffel Suppe und verbrannte mir prompt die Zunge.
    »Und was soll er hier anfangen?«, fragte ich, obwohl es mir ja eigentlich völlig schnuppe war, was Marc mit sich und seinem Leben anfing.
    Clara atmete tief durch, streckte sich und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Jamie hofft, dass er beim Boxen bleibt. Und wenn schon nicht als Profiboxer, dann eben als Trainer in seinem Camp.«
    »Ach so«, murmelte ich gedankenverloren.
    »Leni, ich wünsche mir so sehr, dass du und vielleicht auch irgendwann einmal deine Mutter … deine Eltern regelmäßig zu uns nach Usedom kommen«, redete sie weiter auf mich ein. »Und es wäre schrecklich, wenn Marcs Anwesenheit dich davon abhalten würde.«
    Ich pustete in die Suppe. Mir war sehr bewusst, dass Clara mich beobachtete und auf eine Antwort wartete.
    Ich hätte ihr sagen können, es wäre mir völlig egal, ob Marc sich hier aufhielte oder in China Reissäcke durch die Gegend schleppte. Doch ich mochte mich weder mit Marc noch mit Felix und dem ganzen dazugehörigen Gefühlschaos weiter beschäftigen. Am liebsten wollte ich nichts davon hören, nicht darüber reden und auch nicht daran denken – eben einfach nichts. Funkstille auf allen Kanälen.
    Und deshalb stellte ich Clara eine Frage, die ihr offenbar gar nicht gefiel. Jedenfalls zuckte sie merklich zusammen.
    »Was ist eigentlich damals zwischen dir und meiner Mutter vorgefallen? Und warum wolltest du unbedingt, dass ich einen Teil meiner Ferien bei dir verbringe?«
    Clara presste die Lippen fest aufeinander und schwieg. Es war ihr anzusehen, dass sie nicht gern über diese Sache sprechen wollte.
    »Warum bist du nach England abgehauen?«, hakte ich dennoch nach. »Und warum hast du dich all die Jahre nicht bei uns gemeldet?«
    »Leni, bitte, das ist nicht so einfach zu erklären …« In ihren Augen lag ein gequälter Ausdruck.
    Ich ließ den Löffel in die Suppe sinken. »Du versuchst, über mich wieder Kontakt zu deiner Familie zu bekommen, richtig?«
    »Mag sein«, antwortete Clara tonlos.
    Ich hatte da wohl einen wunden Punkt getroffen. Natürlich konnte ich sie verstehen. Aber eigentlich wollte ich nicht die Sehnsüchte meiner Tante ausbaden. Und außerdem, wenn ich nicht nach Usedom
gemusst
hätte, dann wäre es nicht zu dieser absolut schrecklichen Situation zwischen Felix und mir gekommen. – Und Marc hätte ich auch nicht begegnen müssen.
    »Na toll«, knurrte ich. »Und ich werde einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne vorher gefragt zu werden.«
    Abrupt stand Clara vom Tisch auf und begann, das saubere Geschirr in die Schränke zu räumen. Als ob ich mich mit einem Mal in Luft aufgelöst hätte. Super! Aber genau genommen hatte dieser Tag ja schon mit einem miesen Gefühl begonnen. War wohl klar, dass er dann nur so weitergehen konnte.
    Ich schob den Teller von mir und stand ebenfalls auf.
    Im Türrahmen hielt Clara mich zurück. »Leni, warte bitte …«
    Als ich mich zu ihr umdrehte, sah ich einen kleinen verbitterten Zug um ihren Mundwinkel. Es war genau die Regung, die meinen Ärger schlagartig verpuffen ließ und in mir den Wunsch weckte, meine Tante in den Arm zu nehmen.
    Ich hatte kein Recht, meinen Frust an ihr abzulassen. Clara hatte sich wirklich sehr um mich bemüht, und dass ich ihr wichtig war, daran zweifelte ich nicht eine Sekunde. Was auch immer zwischen ihr und meiner Mutter vorgefallen war, dass Clara sich nach all den Jahren nach ihrer Familie sehnte, konnte ich ihr nicht zum Vorwurf machen.
    »Entschuldige bitte«, murmelte ich und senkte den Kopf. »Ich hab es nicht so gemeint.«
    Clara war sofort bei mir und legte mir die Hand unters Kinn. Als ich aufschaute, hatte sie Tränen in den Augen. »Mir tut es leid. Ich hatte mir alles so schön vorgestellt und dann … dann …«
    »… entpuppt sich deine Nichte als

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