Die Tiefen deines Herzens
willst bestimmt dabei sein, und vielleicht hast du ja auch eine Idee für ’n richtig geiles Geschenk. Ich meine, du kennst Felix schließlich am besten und weißt genau, worauf er so steht. Ich dachte jetzt nicht unbedingt an irgendwelche Fußballklamotten, die bekommt er ohnehin alle von seinem neuen Verein. Eher was Persönliches. Eben etwas, das ihn immer an uns erinnert. Verstehst du?«
Nein! Ich verstehe überhaupt nichts!,
wollte ich ins Handy rufen. Oder nein, komplett falsch: Endlich verstand ich! Und zwar, dass Felix sich entschieden hatte. Für Hamburg und gegen mich. Nur leider war er zu feige, mir das zu sagen. Deshalb sprang immer seine Mailbox an. Darum reagierte er nicht auf meine Nachrichten.
»Ich lass mir was einfallen«, versprach ich leise, bemüht, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich ihre Worte getroffen hatten. Celina konnte nicht ahnen, wie es schmerzte, weil sie nicht wusste, dass Felix nicht mehr nur mein bester Freund war, sondern derjenige, in den ich verliebt war. Und er in mich. Zumindest hatte ich das bis eben gedacht. Noch vor ein paar Tagen hatte er mir gesagt, dass er nur mit mir oder gar nicht nach Hamburg gehen würde.
Pah, so eine Heuchelei hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut! So weit war es dann wohl doch nicht her gewesen mit seiner Liebe zu mir. Sollte ich mich wirklich so in meinem allerbesten Freund getäuscht haben?
»Supi. Und wann kommst du zurück?«
»Nächsten Samstag«, erwiderte ich knapp.
Ich hörte Celina seufzen. »Das ist jetzt blöd … Wir wollten schon am Freitag was für ihn organisieren. Da ist er auf jeden Fall in Berlin, hat sein Vater gesagt. Danach erst mal ’ne Weile nicht. Tja, dann kannst du wohl nicht dabei sein, es sei denn, du kommst früher zurück.«
»Das geht nicht!«, erklärte ich. »Meine Eltern sind in Schweden und können mich vorher nicht abholen.«
»Wie schade«, hörte ich Celina säuseln, weit entfernt von echtem Bedauern.
»Ich muss aufhören. Meine Tante ruft mich. Tschau!« Bevor Celina etwas erwidern konnte, hatte ich das Telefonat beendet und hastig Geenas Nummer gewählt.
»Hey, Leni! Jetzt sag bloß nicht, dieser Super-Marc hat dir schon wieder Liebeserklärungen gemacht oder ist über dich hergefallen und hat dich abgeschleckt«, kicherte sie in ihrer gewohnt flapsigen Art ins Telefon.
»Unsinn!«, blaffte ich sie an, heftiger als gewollt.
»Auweia, was ist denn nun wieder passiert? Du hörst dich echt übel an.«
»Celina hat mich gerade angerufen und …«
»Welche Celina?«, fiel mir Geena ins Wort.
»Diese Blonde aus Felix’ Verein. Du weißt doch, die meistens in diesen endpeinlichen weißen Stiefeletten herumläuft. Die Tochter vom Trainer.«
»Ach, die Tante, die Felix immer hinterherhechelt wie ein Dackel der Leberwurst!«
Plötzlich musste ich lachen – Geena mit ihren Sprüchen, die immer, wirklich immer so was von zutreffend waren.
»Genau,
die
Tante meine ich.«
»Und was wollte sie von dir? Ich wusste gar nicht, dass du mit der irgendwas am Hut hast.«
Ich fuhr mir durchs Haar. »Hab ich auch nicht. Sie wollte mich nur zu Felix’
Abschiedsparty
einladen und sich nach einem Geschenk für ihn erkundigen. Er geht nämlich tatsächlich nach Hamburg. Angeblich schon in ein paar Tagen!«
»Blödsinn!«, sagte Geena entschieden. »Du wärst hundertpro die Erste, die davon erfahren würde. Dieser eifersüchtigen Schnalle würde ich an deiner Stelle kein einziges Wort glauben.«
»Und warum kann ich Felix dann nicht erreichen? Da stimmt doch was nicht!«
Geena seufzte tief. »Okay, ich muss jetzt noch mal schnell in diesen Dunkelkammerladen und ein paar Klamotten umtauschen, die dort hammergeil an mir ausgesehen haben, bei Tageslicht jedoch zum Wegkreischen sind, und anschließend fahre ich bei Felix vorbei. Sobald ich ihn erwischt oder sonst wie Näheres herausgefunden habe, melde ich mich bei dir. Bis dahin bewahrst du Ruhe und siehst vor allen Dingen zu, dass du diesem englischen Supermacho aus dem Weg gehst. Paletti oder paletti?!«
»Okay«, murmelte ich – Lichtjahre von
paletti
entfernt. Nur mehr konnte auch meine Freundin nicht für mich tun. Das war mir schon klar.
Wir verabschiedeten uns mit Telefonküsschen und beendeten das Gespräch.
Danach hatte ich das Bedürfnis nach Luft. Viel frischer Luft. Ich ging zur Balkontür und zog sie weit auf.
Unten im Hof spielten zwei kleine Kinder. Ein Mädchen und ein Junge, vielleicht acht, neun Jahre alt. Ich starrte sie an.
Weitere Kostenlose Bücher