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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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hysterischen Lachanfall zu erliegen, weil er noch immer mein verdattertes Gesicht vor Augen hatte. Ich neigte eindeutig zur zweiten Version, weil ich nach intensivem Nachgrübeln und fast einstündigem Telefonat mit Geena zu dem Entschluss gekommen war, dass Marcs Worte nicht aufrichtig gewesen sein konnten.
    Ich hielt es allerdings so wie er – aus welchen Gründen auch immer –, machte mich quasi unsichtbar und hatte beschlossen, mein Zimmer nur zu verlassen, wenn es sich absolut nicht mehr vermeiden ließ.
    Nach einer kurzen Morgentoilette verbrachte ich den Rest des Vormittags nahezu lückenlos auf dem Bett. Kämpfte gegen meine Kopfschmerzen an, indem ich versuchte, sie zu ignorieren und auch sonst alles andere aus meinem Hirn zu verbannen, was schmerzte oder unangenehm war. Und sowohl Marc als auch Felix gehörten in diese Kategorie.
    Dennoch musste ich unbedingt mit Felix reden, um zu hören, dass alles gut zwischen uns war. Aber es gelang mir einfach nicht, ihn zu erreichen.
    Bis zum Mittag hatte ich bestimmt sechs Nachrichten auf seiner Mailbox und vier auf dem Anrufbeantworter bei ihm zu Hause hinterlassen. Wenn er sich daraufhin nicht bald bei mir meldete, musste ich akzeptieren, dass er es einfach nicht wollte.
    Weil er von mir enttäuscht war? Oder vielleicht sogar stinkwütend?
    Ich wusste es nicht. Es fühlte sich jedenfalls so schlecht an, dass bald nicht nur mein Kopf schmerzte, sondern auch mein Magen sich mehr und mehr kummervoll verkrampfte.
    So kannte ich Felix überhaupt nicht. Er war kein nachtragender Typ. Wenn ich ganz ehrlich war, dann konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er schmollte, weil ich bei seinem Vorschlag nicht sofort begeistert in die Luft gesprungen war.
    Er musste doch wissen, dass ich so etwas nicht einfach mal am Telefon entscheiden konnte – zumal er meine Mutter verdammt gut kannte. Es musste also einen anderen Grund geben, warum ich nichts von ihm hörte.
    Vielleicht war ihm etwas passiert? Felix hatte erst vor Kurzem seinen Führerschein gemacht. Womöglich hatte er sich das Auto seines Vaters ausgeliehen und war damit nach Usedom gefahren, weil er mich überraschen wollte. Weil ich ihn darum gebeten hatte. Weil unser letztes Telefonat so komisch gewesen war und er darunter genauso litt wie ich.
    Verflucht, hatte Clara mir nicht erst vorgestern erzählt, dass es auf dieser B 110 ständig zu schweren Autounfällen kam und dass die Straße deshalb auch
Todesstrecke
genannt wurde?
    Ich sprang vom Bett auf und wollte runter zu Clara laufen – sie musste mitbekommen haben, wenn es gestern oder vergangene Nacht einen Unfall gegeben hatte –, als mein Handy klingelte.
    Atemlos schoss ich herum und sprintete zurück. »Felix? Bist du es?«, keuchte ich aufgeregt.
    Kurze Pause. Dann ertönte eine helle Stimme: »Ich habe auch ein Handy, weißt du, Leni?!«
    Ich war zu perplex, um gleich zu begreifen, dass es Celina war, die Tochter von Felix’ Trainer und irgendwie auch eine Bekannte von Felix und mir. – Obwohl, vermutlich war sie weitaus mehr an Felix als an mir interessiert.
    »Leni? Alles gut bei dir?«, riss mich Celina aus meinen Überlegungen.
    »Celina. Ja, klar doch«, erwiderte ich und versuchte, das Zittern zu unterdrücken, das von meinem ganzen Körper Besitz ergriffen hatte.
    »Du klingst so komisch. Oder ist es wegen Felix? Weißt du es schon?«
    »Was ist passiert?« Ich hörte mich fremd an. Ganz hohl und leer. »Hatte … hatte er einen Unfall?«
    »Unfall? Wie kommst du denn darauf?«
    Ich schluckte schwer und das Blut rauschte mir in den Ohren. Antworten konnte ich nicht.
    »Von einem Unfall weiß ich nichts«, redete Celina weiter. »Aber ehrlich gesagt kann ich mir das auch nicht vorstellen, dann hätte mein Vater bestimmt schon was gehört. Er steht ja in engem Kontakt zu Felix’ Vater.«
    »Warum?« Mehr wollte mir dazu einfach nicht einfallen.
    Celina klang nun leicht genervt. »Sag mal, was ist denn mit dir los? Du bist ja echt komisch drauf. Immerhin ist mein Vater nicht ganz unbeteiligt an Felix’ Karriere. Da ist es doch wohl klar, dass er gerne wissen möchte, wie es für ihn in Hamburg so läuft, oder was verstehst du daran nicht?«
    Hamburg? Karriere? In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Aber Celina ließ mir keine Zeit, sie zu ordnen.
    »Ist ja auch egal. Ich rufe nur an, weil ich wissen wollte, wann du zurückkommst. Der Verein möchte für Felix ’ne Abschiedsparty im Clubhaus machen. Ich dachte mir, du

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