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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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launische Superzicke mit Dauermigräne.« Ich grinste sie versöhnlich an.
    Clara grinste zurück und da rollte ihr auch schon die erste dicke Träne über das Sommersprossengesicht.
    »Ist dir eigentlich bewusst, wie oft wir in den letzten Tagen ›Es tut mir leid‹ zueinander gesagt haben?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich hab nicht mitgezählt, aber schon ziemlich oft.«
    Sie zog mich in die Arme. »Dann jetzt ein allerletztes Mal. Großes Insulanerehrenwort«, schnaufte sie beinahe feierlich in mein Haar. »Es tut mir leid, dass ich Dinge sehe, die es nicht gibt, und dich damit in diese komplett doofe Situation gebracht habe. Und dass du so wenig von mir hast. Und dass du denkst, ich würde dich nur benutzen, um wieder den Kontakt zu meiner Schwester herzustellen. Ganz so ist es nicht, glaub mir.«
    Ich löste mich aus ihrer Umarmung und schaute sie verwundert an. »Wie ist es denn?«
    Aber Clara ging nicht auf meine Frage ein. Sie wischte sich mit beiden Händen die Tränen von den Wangen und lächelte mich an. Ganz weich und lieb. »Aber was ich dir eigentlich schon vorhin sagen wollte, Jamie hat den Vorschlag gemacht, dass wir heute Abend alle miteinander ausgehen sollten. Wir dachten an die
Himmel & Meer Lounge
an der Promenade. Da ist heute Abend Karaoke.«
    »Karaoke?« Ich starrte Clara entsetzt an. Wollte sie mich allen Ernstes in irgend so eine peinliche Karaokebar schleppen?!
    »Glaub mir, Leni, das wird ein Megaspaß!«, freute sich Clara.
    Mein Gott. Dieser Tag würde also wirklich und wahrhaftig genauso mies enden, wie er begonnen hatte.

L iebe ist, wenn Sterne durch deine Seele ziehen.
(Sprichwort)
10
    Das Publikum applaudierte begeistert, obwohl der dunkelhaarige Typ, der vorn auf der Kante der Bühne saß und lässig die Beine baumeln ließ, noch keinen einzigen Ton von sich gegeben hatte.
    Ich klatschte weder euphorisch in die Hände noch konnte ich die Begeisterung der Leute um mich herum teilen. Ich kochte vor Wut und blickte Marc finster entgegen.
    Bis zu diesem Zeitpunkt war der Abend eigentlich ganz okay verlaufen. Clara, Jamie und ich hatten gegen acht die
Himmel & Meer Lounge
betreten, und ich hatte nicht anders gekonnt, als mich beeindruckt umzuschauen.
    »Das ist ja klasse hier«, entfuhr es mir.
    Clara strahlte übers ganze Gesicht. »Sag ich doch.«
    Dann hatte Jamie uns zu einer kleinen Sitzgruppe geführt, die aus einem Naturholztisch und vier gemütlichen Korbstühlen bestand und direkt vor der Bühne platziert war.
    Wir waren in die bequemen Stühle gesunken, und während ich noch die Kois in dem gigantischen Wasserbecken bestaunte, hatte Jamie bereits drei Cocktails für uns bestellt.
    Ein älterer Mann betrat die Bühne, setzte sich ans Klavier und fing an zu spielen. Über das Stimmengewirr der vielen Menschen in der Lounge hinweg schwebte die Melodie leicht wie ein Windhauch durch den Raum. Fast zu schwach, um wirklich gehört zu werden. Dennoch hüllte sie mich ein wie eine warme, weiche Decke. Ich starrte wie gebannt zu dem Klavierspieler und er erwiderte meinen Blick mit einem Lächeln.
    Plötzlich nahm er seine Hände von den Tasten und beugte sich ein wenig vor, sodass er ins Mikrofon sprechen konnte. »Was willst du hören, Mädchen?«, fragte er mich.
    Ich war zu perplex, um gleich zu antworten. Zumal ich das Gefühl hatte, dass auf einmal sämtliche Augenpaare im Raum auf mich gerichtet waren.
    Bevor das Ganze in eine wahrhaft peinliche Nummer ausarten konnte, weil ich unter akutem Sprachverlust litt, rief Jamie: »Was, bei dem es einem so richtig warm ums Herz wird!«
    Der Pianist lachte. »Du möchtest also was zum Träumen für deine Ladys hören?«
    Jamie nickte, und der Mann begann, mit den Fingern über die Tasten zu wandern. Es war eine langsame Melodie, die ich nicht kannte. Clara und Jamie scheinbar schon, denn sie bekamen ganz verträumte Gesichtsausdrücke.
    »Unser Lied,
honey«,
raunte Jamie und schaute Clara dabei verliebt an.
    Die Spannung zwischen den beiden war spürbar, knisterte quasi über ihren Köpfen. Genau in dem Moment, als ich dachte, dass ich mich lieber mal kurz aufs Klo verabschieden sollte, weil die zwei sich bestimmt gleich abküssen würden, nahm ich einen hochgewachsenen Typen in Jeans und blauem T-Shirt wahr, der auf unseren Tisch zusteuerte. Sein braunes Haar fiel ihm locker in die Stirn, und die dunklen Augen darunter blitzten vergnügt in Richtung Clara und Jamie, die nun eng umschlungen waren und die Welt um sich herum

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