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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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behauptet, er sei dein Freund …«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Das ist alles nicht so einfach«, erwiderte ich ausweichend.
    »Ach.« Er grinste. Ein schmales, ernüchtertes Grinsen. »So ist das also.«
    Ich suchte nach den richtigen Worten und fand sie nicht. »Marc, was soll ich dir sagen, ich …«
    »Leni, kein Problem«, unterbrach er mich und hob die Hände. »Du musst mir nichts erklären. Es war ein Fehler, nach Berlin zu kommen.«
    »Quatsch, nein, ich bin nur so durcheinander … ich …« Ich musste mich setzen. Das war alles zu viel, viel zu viel. Ich taumelte einen Schritt zurück, bis ich unsere Gartenmauer an den Beinen spürte, dann ließ ich mich darauf nieder.
    »Ich konnte nicht anders, Leni. Ich hab es nicht ausgehalten, musste dich unbedingt sehen … Es war falsch, einfach so fortzugehen, ohne ein Wort. Du musst dich schrecklich gefühlt haben …«
    Ich starrte ihn an, verwirrt und irgendwie schwindelig. Meine Augen füllten sich mit Tränen.
    Marc setzte sich neben mich und legte mir tröstend den Arm um die Schultern. »Nicht weinen«, flüsterte er. »Du darfst nicht meinetwegen weinen.«
    »Es ist ja nur«, schniefte ich, »weil ich so … so durcheinander bin.«
    Einen Augenblick lang sah auch er verwirrt aus, dann senkte er den Kopf. »Verstehe, Jamie hat mit dir gesprochen. Deshalb bist du jetzt durcheinander, weil es gefährlich sein könnte.«
    Ich begriff nicht. »Gefährlich? Wie meinst du das …«
    Er sah mich erst schuldbewusst an, dann schaute er zu Boden. Er schwieg eine Weile, trat gegen einen Stein. »Es gibt mehr als einen Grund, weshalb ich mich von dir fernhalten sollte. Aber ich konnte einfach nicht …«
    Ich schüttelte verständnislos den Kopf. Was redete er da bloß? Ich konnte ihm nicht folgen, hatte viel zu sehr mit meinem Gefühlschaos zu kämpfen. Hasste mich dafür, dass ich Felix nichts gesagt hatte. Dass ich nicht die Chance ergriffen hatte, als sie sich mir geboten hatte.
    Warum war mein Leben gerade nur so konfus? Ich fühlte mich wie eine hilflose Zuschauerin, die alles mit ansehen musste und nichts, einfach gar nichts tun konnte.
    Ich wollte die Augen schließen und mich in mein altes Leben zurückträumen. Wieder das kleine Mädchen sein, hoch in meinem Zimmer, die Gewissheit haben, dass unten im Wohnzimmer meine Eltern saßen, und im Haus nebenan, da hockte mein bester Freund Felix über seinem Panini-Album und freute sich wie verrückt, dass er endlich alle Fußballbildchen zusammenhatte.
    So sollte es sein. So musste es wieder sein.
    Marc fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Du freust dich wohl gar nicht, mich zu sehen?«, murmelte er geknickt.
    Ich sagte nichts. Schaute ihn nur an.
    Er atmete tief durch. In seinen Augen lag so viel Enttäuschung und endlich, endlich erwachte ich aus meiner Erstarrung.
    Ich nahm seine Hand, drückte sie und strich sanft mit dem Daumen darüber. »Marc, du verstehst das vollkommen falsch. Ich freue mich unendlich, dich zu sehen. Ich habe dich so vermisst, und als meine Eltern eben gesagt haben, dass sie dich weggeschickt hätten, bin ich sofort los, um dich zu suchen.«
    Er beugte sich zu mir herüber. Gab mir einen Kuss auf die Lippen, so liebevoll und innig, dass ich gleich wieder dahinzuschmelzen drohte. Aber dann dachte ich an Felix und löste mich widerwillig von Marc.
    »Ich … muss erst noch etwas klären.«
    Marcs Miene verfinsterte sich. »Also stimmt das, was der Typ gerade behauptet hat. Er ist dein Freund.«
    Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu sammeln. »Nein. Ja. Aber jetzt nicht mehr.«
    Marc runzelte die Stirn. »Leni, das war doch eine ganz einfache Frage, ist der Typ dein Freund oder nicht? Ja oder nein?«
    Ich seufzte verzweifelt. »Das ist nicht so einfach zu beantworten. «
    Er atmete hörbar durch. Seine Gesichtszüge wurden hart. »Für mich schon. Wenn er es ist, dann bin ich auf der Stelle weg.«
    »Nein!«, rief ich erschrocken. »Trotzdem muss ich kurz mit Felix reden. Bitte!« Ich sah ihn flehentlich an. Betete, er würde mir vertrauen und nicht so plötzlich wieder verschwinden, wie er gekommen war.
    Marc verschränkte die Arme vor der Brust. Alles an ihm strahlte Verständnislosigkeit aus. Dennoch nickte er. »Okay. Ich suche mir jetzt erst einmal ein Hotel. Wenn du dich morgen mit mir treffen möchtest, hier ist meine Handynummer.« Er drückte mir einen kleinen weißen Zettel in die Hand, erhob sich schwerfällig und ging davon.
    Ich blieb zurück. Wollte

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