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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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angeblafft hatte?
    Mir blieb keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Drei Männer und eine Frau bogen um die Ecke und steuerten den Fahrstuhl an, in dem ich noch immer regungslos stand. Marc erwiderte ihren Gruß und die vier drängten sich an mir vorbei in die Kabine. Erwartungsvoll blickten sie mich an und plötzlich kam mir mein Verhalten einfach nur lächerlich vor.
    Marc hatte ja recht: Er hatte mir keinerlei Fragen gestellt. Er war einfach für mich da gewesen und hatte sofort gehandelt. Und nicht nur das, er hatte sogar die Reisekosten übernommen und gemeint, ich müsste mir wegen meiner finanziellen Situation keinerlei Gedanken machen. Er würde schon für mich sorgen und sich um alles kümmern.
    Und dass wir nun in diesem Hotel und nicht in seiner Wohnung gelandet waren, war mehr als logisch. Auf die Idee hätte ich auch selbst kommen können. Natürlich würden meine Eltern sofort Jamie und Clara über mein Verschwinden informieren, und natürlich wusste Jamie, wo Marc zu finden war, und würde dort zuerst suchen. Ich war echt naiv.
    Ich straffte die Schultern und folgte Marc in den mit grauem Teppich ausgelegten Flur.
    Unser Zimmer befand sich am Ende des langen Gangs. Als Marc die Tür aufschloss, fiel mein Blick sofort auf die beiden Einzelbetten und mir entwich ein unwillkürlicher Seufzer. Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, wie erschöpft ich war.
    Ich setzte meinen Rucksack auf dem rechten Bett ab und ging zum Fenster hinüber. Der Ausblick war gigantisch – reichte über die Dächer von London bis zu einem zylindrischen Turm hin, dessen Fassade und Fenster in der Sonne funkelten, und für einen Moment blendete ich alles um mich herum aus.
    »Schlafen?«, hörte ich Marc hinter mir leise sagen.
    Ich drehte mich zu ihm um und nickte. »Ja, ich bin todmüde.«
    Marc schüttelte lächelnd den Kopf, nur ganz leicht, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. »
Das
hatte ich nicht gemeint.«
    Ich verstand nicht. »Gerade hast du doch noch gesagt, du wolltest schlafen.«
    Er sah mich an, seine dunklen Augen bohrten sich in meine und er flüsterte mit rauer Stimme: »Mit dir, Leni, ich will mit dir schlafen.«
    Unmerklich versteifte ich mich. »Marc … ich …«
    Er streckte die Hand aus. Sacht zog er mit dem Finger eine Linie von meinem Kinn über den Hals hinunter bis zu dem Ausschnitt meines Shirts. Prompt spürte ich die elektrische Spannung, die sich unter meiner Haut ausbreitete, durch meine Venen peitschte, meinen ganzen Körper zum Pulsieren brachte.
    »Du willst es doch auch, nicht wahr?«
    Ich lächelte schüchtern. »Ich weiß nicht, Marc. Ich bin so was von erschlagen und möchte eigentlich nur noch schlafen …«
    Er sah mich abwartend an.
    »Wir haben uns eine Weile nicht gesehen«, versuchte ich, ihm meine plötzliche Zurückhaltung zu erklären. »Ich … ich bin nicht so …«
    Marc atmete tief durch. »Wie bist du denn?« Ein wachsamer Ausdruck lag in seinem Blick.
    Ich hob die Hände, ließ sie wieder fallen und murmelte: »Keine Ahnung. Ich frage mich nur gerade, ob das alles hier wirklich eine gute Idee war.«
    »Ich will mit dir zusammen sein. Und du mit mir. Deshalb sind wir hier. Was ist daran falsch?« Ein weicher, sinnlicher Tonfall schwang in seiner Stimme mit, während mich seine Augen wie die eines hungrigen Tieres fixierten.
    Ich schwieg. Kaute auf meiner Unterlippe herum. Marc hatte ja recht. So war es. Ganz genau so.
    Er strich mir mit der Fingerspitze über die Wange. »Ich will dich zu nichts drängen, Leni«, sagte er leise.
    »Das würde ich auch nicht zulassen«, erwiderte ich ebenso leise.
    Er nahm meine Hand. Seine Mundwinkel umspielte ein Lächeln. »Ich will mit dir zusammen sein. Jetzt!«, sagte er noch einmal.
    Ich nickte. Nur ein wenig, aber es war ein Nicken.
    Er zog mich in seine Arme. Küsste meine Haare und raunte mir ins Ohr: »Gott sei Dank. Alles andere hätte ich auch nicht ertragen. Das hätte mich glatt umgebracht.«
    Als wir unsere erhitzten Körper nach einer wilden Ewigkeit erschöpft und schwer aneinanderschmiegten, war ich von dem guten Gefühl erfüllt, dass das zwischen Marc und mir etwas ganz Besonderes war. Doch bevor ich in einen tiefen Schlaf hinübergleiten konnte, öffnete Marc plötzlich wieder die Augen, beugte sich über mich und schaute mich eindringlich an.
    »Ich liebe dich«, sagte er mit einer ungewohnten Feierlichkeit in der Stimme. »Ich liebe dich so sehr. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so etwas für jemanden

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