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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Eingangstür eines Hotels hielt.
    Marc bezahlte und wir stiegen aus.
    Als das Taxi wendete und vom Hof fuhr, fragte ich: »Wohnst du etwa in einem Hotel?«
    Marc lachte. »Natürlich nicht. Aber Will arbeitet dort als concierge. «
    »Will?«
    Marc machte eine entschuldigende Handbewegung. »Wir bleiben nur ein, zwei Tage bei ihm. Bis ich einige Dinge geregelt habe. So schnell hatte ich nämlich nicht geplant, wieder zurück nach London zu fahren.«
    »Aber …« Meinen Einwand erstickte er mit einem Kuss. Dann zog er mich mit sich durch die gläserne Drehtür des Imperial Hotels.
    Vor der Rezeption stand nur ein älteres Ehepaar, das sich in gebrochenem Englisch und wild gestikulierend mit der jungen farbigen Frau hinter dem Empfangstresen unterhielt.
    Etwas weiter links sah ich einen hochgewachsenen rothaarigen Mann, der das konfuse Gespräch der drei sichtlich amüsiert verfolgte, sodass er Marc und mich nicht gleich bemerkte. Gerade warf ihm seine Kollegin einen stummen Nun-hilf-mir-doch-Blick zu. Doch als er sie retten wollte, entdeckte er uns, und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
    »Hey Marc, what are you doing here?«, rief er erfreut und kam um den Empfangstresen herumgeeilt.
    Die beiden fielen sich in die Arme, und ich stand ein wenig verlegen dabei und wusste nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Außerdem musste ich gerade bitter feststellen, dass ich ihrem Gespräch mit meinem Schulenglisch nicht besonders gut folgen konnte. Ein paar Wortfetzen waren klar, den Rest versuchte ich, mir irgendwie zusammenzureimen.
    Offensichtlich hatten die beiden sich längere Zeit nicht gesehen und dieser Will schien Marc deshalb Vorwürfe zu machen. Das anfänglich freudige Grinsen verschwand immer mehr aus Marcs Gesicht. Als die Sprache dann auf eine gewisse Jane kam, wurde seine Miene hart und abweisend.
    »Shut up!«, blaffte er Will an.
    Will hob beinahe ergeben die Hände und entschuldigte sich bei Marc, der inzwischen seinen Arm um meine Taille gelegt hatte.
    Die ganze Situation wurde zunehmend angespannter, und der Blick, mit dem mich dieser Will nun bedachte, war voller Abneigung.
    Und bei dem sollen wir wohnen?, schoss es mir leicht panisch durch den Kopf, als Marc Will um irgendeinen Schlüssel bat, den der wiederum nicht rausrücken wollte.
    »Stop it, Will!«, knurrte Marc und Will zuckte unmerklich zusammen. Tief seufzend machte er auf dem Absatz kehrt und eilte hinter den Empfangstresen zurück. Er tippte etwas in den Computer ein und nahm schließlich einen langen Metallstab aus einer Schublade, an dessen Ende sich zwei Schlüssel befanden. Er legte ihn auf den Tresen.
    »Two nights, buddy, no more!«, sagte er, als Marc den Schlüssel entgegennahm.
    Alles in mir sträubte sich, wollte weg hier, und zwar auf der Stelle, doch Marc fasste mich am Arm und führte mich kommentarlos zu den Fahrstühlen, während ich Wills Blicke wie Feuerstrahlen in meinem Rücken spürte.
    Als die Tür sich endlich hinter uns schloss und der Aufzug sich ruckelnd in Bewegung setzte, konnte ich nicht länger an mich halten.
    »Kannst du mir bitte mal erklären, was das Ganze hier soll? Was machen wir hier, Marc? Du hast doch gesagt, dass du eine Wohnung in einem Vorort von London hättest?!«, fuhr ich ihn an.
    Marcs dunkle Augen verengten sich. »Wir können nicht in meine Wohnung. Jeder, der nach uns sucht, wird dort als Erstes aufschlagen. Und außerdem, habe ich dir irgendwelche Fragen gestellt?«, erwiderte er scharf. »Zum Beispiel, was du mit diesem fucking Felix am Laufen hast?!«
    Ich starrte ihn entgeistert an, wollte nicht glauben, was er da gerade zu mir gesagt hatte. Doch bevor ich irgend etwas erwidern konnte, erklang ein heller Plington. Der Aufzug war im fünften Stock angekommen, hielt an, die Türen öffneten sich, und während Marc in den Flur trat, blieb ich wie angewurzelt stehen.
    »Leni, was soll das?« Er streckte die Hand nach mir aus und sah mich dabei an, als ob er ein bockiges Kleinkind vor sich hätte. »Wir sind beide total erschossen von der langen Reise und brauchen dringend Schlaf. Danach sieht die Welt gleich wieder ganz anders aus. Also komm jetzt bitte.«
    Ich nestelte unentschlossen an dem Verschluss meines Rucksacks herum. Für einen Moment geriet ich in die Versuchung, einfach auf den Erdgeschossknopf zu drücken.
    Und dann? Ins nächste Taxi, zum Bahnhof und wieder zurück nach Deutschland?
    Nach Hause? Ohne Marc? Wollte ich das denn? Nur weil er mich einmal

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