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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Duschkopf traf. Mit erhobenen Händen versuchte er, mir den Brauseschlauch zu entreißen, den ich auf ihn gerichtet hielt. Schließlich bekam er ihn zu fassen und drehte ihn so, dass nun ich voll im Wasserstrahl stand.
    Ich fluchte und spuckte und schlug um mich, doch Marc war einfach stärker.
    Irgendwann gab ich auf. Suchte in der hintersten Ecke Schutz, das Gesicht zur Wand gerichtet, und ließ es einfach über mich ergehen.
    Das Wasser verebbte. Marc umfasste mich von hinten. Küsste mein nasses Haar, während er mir die Träger des pitschnassen Hemds von den Schultern streifte.
    »Was hältst du von einer gemeinsamen Dusche? Ganz friedlich und völlig rasierschaumfrei?«
    Ich drehte mich zu ihm um. Sah in seine dunklen Augen und lächelte. »Mir fällt nichts ein, was ich lieber tun würde«, hauchte ich, stellte mich auf die Zehenspitzen und legte meine Lippen auf seine.
    Etwas später, nachdem wir erst uns und dann das Badezimmer getrocknet hatten, erklärte mir Marc dann endlich, warum er heute Morgen so übereilt das Hotelzimmer verlassen hatte.
    »Eigentlich wollte ich zum Borough Market und etwas für dich besorgen. Aber ich Trottel habe mein Portemonnaie im Zimmer liegen lassen und musste wieder zurück. Leider warst du schon wach.« Er sah mich an, grinste anzüglich und fügte dann hinzu: »Oder soll ich lieber sagen,
zum Glück
warst du schon wach?«
    Ich lief rot an, was Marcs spöttischen Adleraugen natürlich nicht entging.
    Sacht tippte er mir mit dem Zeigefinger an die Nasenspitze. »Weißt du eigentlich, wie süß ich dich finde, wenn du verlegen bist?«
    Weißt du eigentlich, wie blöd, kindisch und albern ich mir vorkomme, wenn ich so verlegen bin?, dachte ich und beschloss, schnell das Thema zu wechseln. »Was wolltest du denn für mich besorgen?«
    Marc lächelte geheimnisvoll. »Baklava.«
    »Baklava? Was ist das?«
    »Ein unglaublich leckeres Gebäck aus Blätterteig, das mit gehackten Walnüssen gefüllt ist.«
    »Hört sich gut an. Und das gibt es nur auf diesem Bo… Wie-auch-immer-Markt?«
    »Borough Market. Und nein, natürlich bekommt man es auch woanders, aber bei dem Türken dort gibt es nun mal das allerbeste weit und breit.«
    »Worauf warten wir dann noch?« Ich schaute Marc erwartungsvoll an. »Oder hast du andere Pläne für heute?«
    Er schüttelte schmunzelnd den Kopf und ergriff meine Hand.
    Wir liefen an der Themse entlang. Die Sonne schien mit ganzer Kraft vom Himmel und London zeigte sich von seiner besten Seite. Es wimmelte von Menschen, die meisten davon waren Touristen, aber es kamen uns auch immer wieder Jogger entgegen. Alles war in Bewegung, und mir erschien London genauso schillernd und bunt, wie Clara es mir an meinem ersten Abend auf Usedom geschildert hatte.
    »Joggst du auch immer an der Themse?«, fragte ich Marc.
    »Nein, hier ist es mir zu voll. Außerdem wohne ich ja nicht in der Stadt, sondern etwas außerhalb. Dort habe ich auch trainiert.«
    Sein letzter Satz hatte wehmütig geklungen. Ich blieb stehen, umfasste seine Hände und blickte ihn an. »Es fehlt dir, nicht wahr?«
    Erst schien er nicht zu verstehen, doch dann schüttelte er langsam den Kopf. Ein bitterer Zug hatte sich in seine Mundwinkel geschlichen. »Das ist nicht mehr mein Weg. Das habe ich auf Usedom begriffen.«
    »Aber Jamie war doch so begeistert«, wandte ich ein. »Er meinte, du hättest nichts verlernt, hättest dich durch die Pause sogar weiterentwickelt.«
    »Im ersten Moment, als ich das Training im Camp wieder aufgenommen hatte, glaubte ich das auch. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass das Boxen nichts mehr für mich ist. Mein Weg ist ein anderer.«
    »Und welcher wird das sein?«
    Marc befreite sich aus meinem Griff und fuhr sich durch die dunklen Haare. Das Gespräch gefiel ihm nicht. Ich konnte es ihm deutlich ansehen. Entsprechend barsch fiel seine Antwort dann auch aus. »Leni, bitte, ich habe dazu jetzt keine Lust.«
    Ich öffnete den Mund, wollte etwas erwidern – doch Marcs Körpersprache verriet mir deutlich, dass das Thema für ihn beendet war.
    »Na ja«, murmelte ich resigniert und strich ihm über den Arm. »Vielleicht ist gerade wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um Zukunftspläne zu schmieden.«
    Er nickte. Noch immer verschlossen. Die Lippen zwei dünne Striche. Und ich musste wieder einmal feststellen, wie viele Seiten Marc doch hatte. Und wie schnell seine Stimmung umschlagen konnte. Wie aus dem fröhlichen und charmanten

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