Die Tiefen deines Herzens
schlenderten.
Glücklich seufzend lehnte ich meinen Kopf an Marcs Schulter. Was für ein herrlicher Ausflug war das gewesen! Und jetzt unter die warme Dusche, dachte ich. Und anschließend gemeinsam unter die Bettdecke kriechen.
»Was hältst du davon, wenn wir irgendwo was trinken gehen? Wir könnten ja auch noch ein bisschen tanzen …«, schlug Marc vor.
Ich zögerte mit meiner Antwort. Auch wenn ich diesen Tag unheimlich genossen hatte, war ich nun doch völlig erschlagen. So viele Eindrücke. So viel Neues. Ich musste das alles erst mal in Ruhe sacken lassen. Und außerdem war ich für einen Club absolut unpassend gekleidet, so in Jeans und Shirt.
Als ich erwiderte, dass ich einfach nur ins Hotel und schlafen wollte, schien Marc ein wenig enttäuscht zu sein. Aber er versuchte nicht, mich umzustimmen. Schwungvoll legte er mir den Arm um die Schultern, gab mir einen Kuss auf die Schläfe und brachte mich zurück ins Hotel.
Dort verschwand ich sofort ins Badezimmer und stellte mich unter die Dusche. Minutenlang ließ ich den warmen Strahl auf mich niederprasseln und gleichzeitig den Tag Revue passieren. Als sich Berlin, meine Eltern und Felix in meine Gedanken schleichen wollten, stellte ich das Wasser abrupt aus und rubbelte mich trocken. Ich band mein nasses Haar zu einem lockeren Knoten zusammen, schlüpfte in ein bequemes Top und meine graue Jogginghose und verließ mit einem letzten Blick in den Spiegel das Badezimmer.
Im Türrahmen blieb ich überrascht stehen und schaute mich mit großen Augen um.
Das Zimmer war völlig verwandelt. Im schummrigen Licht unzähliger Teelichter streckte Marc mir die Hand entgegen.
Er hatte die Betten ganz nah an die rechte Wand zusammengeschoben, sodass die Fläche vor der großen Fensterfront freilag. Das Panorama der beleuchteten Großstadt, die Lichter im Zimmer, Marcs erwartungsvoller Blick, das Funkeln seiner Augen im Kerzenschein … eine Gänsehaut überlief mich und die Knie wurden mir weich.
»Was … Warum hast du die Betten an die Wand gescho…?«
Mit ein paar Schritten war er bei mir und legte mir den Zeigefinger auf die Lippen.
»Pssst«, machte er und zog mich in seine Arme. »Ich habe doch gesagt, ich möchte mit dir tanzen«, raunte er mir ins Ohr.
»Tanzen?« Ich verstand nicht.
Er lachte leise auf. »Wenn nicht im Club, dann eben hier.«
»Aber …« Wieder ließ er mich nicht ausreden. Er drehte mich ein wenig und deutete zur Kommode. Und nun entdeckte ich einen CD-Player, der vorhin noch nicht dort gestanden hatte.
»Wo hast du den her … und die Kerzen …«
»Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so viele Fragen gestellt hat wie du.« Marc lachte und gab mir einen innigen Kuss. »Aber wenn es dich beruhigt, Will hat mir ein bisschen geholfen.«
Dann stellte er die Musik an.
»Mein Lieblingssänger«, sagte er leise, als die ersten Töne erklangen. »Ich habe ihn mal live erlebt. Als kleines Kind. Jamie hat mich zu einem Konzert von ihm mitgenommen. Es war ein unglaubliches Erlebnis. Seitdem liebe ich seine Musik und ganz besonders diesen Song.«
Und Paul Young begann zu singen: »Hey, if we can solve any problem – Then why do we lose so many tears – Oh, and so you go again … yeah, yeah.«
Ich blickte zu Marc auf.
»Tanzt du mit mir, du Schöne?«, fragte er.
Ich machte einen Schritt vorwärts, trat ihm aus Versehen auf den Fuß. »Ups!«, entfuhr es mir. Das bekloppteste und peinlichste Ups meines Lebens.
»Ups«, grinste Marc mich an.
»Ähm … sorry, ich wollte nur …« Ich hob hilflos die Hände und ließ sie wieder fallen. »Ich kann das doch nicht …«
Marc lächelte mich entwaffnend an und sagte mit dieser unwiderstehlichen rauen Stimme: »Du kannst alles, meine wunderschöne Leni, du musst es nur wollen.«
Schon hatte Marc meine Hand ergriffen und mich auf die provisorische Tanzfläche gezogen.
»Folge mir einfach«, flüsterte er mir ins Haar. »Ich führe dich … Lass dich fallen …«
Und ich ließ mich fallen. Spürte nur noch seine starken Arme, die mich umschlossen. Unsere Körper, die miteinander verschmolzen. Unsere Herzen, die im Einklang schlugen. Marcs Atem, der meinen Nacken kitzelte.
Und da explodierte etwas in mir – es war wie ein Feuerwerk an Emotionen. Ein unbändiges Glücksgefühl, das mich ergriff. Es war, als würde ich zerplatzen, zerfließen, mich auflösen in diesen Augenblick. Mein Kopf war heiß, alles kribbelte, mir war schwummrig und dennoch war ich ganz klar.
Ich hatte so
Weitere Kostenlose Bücher