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Die Tiere in meiner Arche

Die Tiere in meiner Arche

Titel: Die Tiere in meiner Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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die Bedürfnisse einer Reihe völlig andersgearteter Gattungen.
    Mit unserem Haus für die Marmosetten und Tamarins hoffen wir einige, wenn auch nicht alle Probleme gelöst zu haben. 1939 hatte ich mir als Haustier ein Schwarzpinseläffchen zugelegt, und dieses liebenswerte kleine Geschöpf lebte acht Jahre bei mir. Das war damals für diese kleinen Primaten ein Lebenszeitrekord. Es durfte bei jedem Wetter in Haus und Garten frei herumlaufen; doch da diese Äffchen sehr empfindlich sind, brannte im Wohnzimmer Tag und Nacht eine Wärmelampe, an deren Birne es sich bei kaltem Wetter wärmen konnte. Als Bett diente ihm ein Fetzen von einem alten Pelzmantel, der abends mit einer Wärmflasche vorgewärmt wurde. Das war der einzige Komfort, den ich dem Äffchen bot, und doch gedieh es prächtig unter diesen wenig verheißungsvollen Bedingungen. Ich habe selbst gesehen, wie es manchmal bis zu einer Stunde draußen im Schnee spielte, um dann eiligst ins Wohnzimmer zu huschen und sich an der Lampe die Füßchen zu wärmen.
    Mein Schwarzpinseläffchen war ein äußerst zartes Geschöpf. Man könnte fast sagen, daß die Krallenäffchen, zerbrechlich wie sie sind, eher Vögeln als Säugetieren ähneln. Man findet sie in den feuchten und heißen Gegenden der tropischen Regenwälder. Und doch akzeptierte mein Pinseläffchen ganz munter und fröhlich ein Übermaß an kalter frischer Luft und den akuten Sonnenmangel des englischen Sommers. Es hatte eine robuste Gesundheit und ein dickes, glänzendes Fell. Doch in Abwandlung des alten Sprichworts möchte ich sagen, >ein Krallenäffchen macht noch keinen Sommer<. Ich dachte mir, mein kleines Schwarzpinseläffchen könnte vielleicht eine Ausnahmeerscheinung gewesen sein. Als wir dann in Jersey zwei Rothandtamarins bekamen, mit denen wir experimentieren konnten, richteten wir ihnen eine große Vogelvoliere ein, in der sie leben konnten, und dazu einen geheizten Unterschlupf, in den sie sich jederzeit zurückziehen konnten. Die Wirkung war die gleiche wie bei meinem Schwarzpinseläffchen. Die beiden Tamarins entwickelten sich zu zwei prächtigen Tieren mit Fellen, die so dick waren wie Krimmer.
    1970, als uns eine Spende den Bau eines Krallenäffchenhauses ermöglichte, wurde diese Erfahrung genauso wie eine Reihe anderer Erkenntnisse, die wir im Laufe der Jahre gesammelt hatten, beim Entwurf berücksichtigt. Jeremy Mallinson, unser zoologischer Leiter, hatte die Hapalidae (wie diese Primatenfamilie wissenschaftlich heißt) immer schon in sein Herz geschlossen; deshalb würde ihm der, wie er behauptete, schönste Auftrag gegeben, den er je in seinem Leben bekommen hatte — die Planung des neuen Heimes.
    Wir waren uns einig darüber, daß jede Krallenäffchengruppe ein volierenähnliches Freigehege haben sollte, das nach Süden lag, um so möglichst viel Sonne zu bekommen. Das Problem, das uns beim Bau des Menschenaffenhauses beschäftigt hatte, tauchte auch hier wieder auf: Wie konnte man die Käfige so anordnen, daß die Tiere einander sehen, miteinander zanken und sich einbilden konnten, ihr Territorium zu verteidigen, ohne sich so nahe zu kommen, daß dadurch Streß ausgelöst wurde oder daß es zu Tätlichkeiten kam? Das Problem wurde auf ähnliche Weise gelöst wie bei den großen Menschenaffen. Die Käfige erhielten etwa die Form eines Schuhkartons mit einem V-förmig zulaufenden Ende. Auf diese Weise ragten die Vorderteile der Käfige nebeneinander heraus wie mehrere V’s. Und so konnten die Tiere einander sehen, ohne jedoch miteinander in Berührung zu kommen. Wenn sie Ruhe haben wollten, brauchten sie sich nur in den hinteren Teil ihres Käfigs zurückzuziehen. Das Innere des Baus war wesentlich komplizierter, und gerade hier ließ Jeremy seiner Fantasie freien Lauf.
    Jeder der Innenkäfige war 122 mal 91 cm groß und 152 cm hoch. Sie wurden alle aus Plastikmaterial (feuerfest und undurchsichtig) gebaut und enthielten alles, was das Tier brauchte — Schlafkasten, Sitzbrett, großes Klettergerüst, Infrarotlampen. Gleichzeitig waren sie so geplant, daß die Sauberhaltung möglichst einfach war. Die Böden beispielsweise waren leicht geneigt, um das Auskehren und Auswischen zu erleichtern. Es ist möglich, jedes Tier in seinen Schlafkasten einzusperren; der Schlafkasten ist transportabel, und auf diese Weise kann ein Tier in einen anderen Käfig gebracht werden, ohne daß es sich allzusehr aufregt. Im Lauf der Jahre haben wir dreizehn Arten von Krallenäffchen gehalten und

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