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Die Tiere in meiner Arche

Die Tiere in meiner Arche

Titel: Die Tiere in meiner Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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selten bedacht wird, nämlich der Langeweile. Wenn das Tier sich nicht mehr vor Raubtieren in acht nehmen muß, wenn es mit Nahrung und Wasser versorgt wird, wenn man ihm einen Geschlechtspartner zudiktiert, dann bleibt ihm herzlich wenig zu tun. Es kann sich höchstens noch zu Tode langweilen. Der Zoo der Zukunft sollte sich auf die Haltung einer größeren Zahl von Einzeltieren einer geringeren Zahl von Arten konzentrieren. Das würde bedeuten, daß die Zoos Tiergruppen schaffen, die sich selbst erhalten; die Notwendigkeit, die Bestände durch das Einfangen von Wildtieren zu ergänzen, würde dann abnehmen oder ganz entfallen. Der erste Schritt in dieser Richtung ist die Planung zweckmäßiger Tiergehege.
    Noch einmal muß ich betonen, daß das, was für den Menschen gut ist, nicht unbedingt auch für das Tier gut ist; daß das, was dem Tier gefällt, nicht unbedingt dem Menschen gefällt. Zur Untermauerung dieser Behauptung kann ich ein gutes Beispiel anführen. 1965 brachte ich aus Kamerun einen grauschwarz gefleckten Zibetkater mit. Es gelang uns, aus Uganda eine Gefährtin für ihn zu bekommen. Da wir zu dieser Zeit unter akutem Geldmangel litten, mußte als Heim für die Zibetkatzen eine große Holzkiste herhalten, die einmal einen Flugzeugmotor beherbergt hatte. Diese Kiste gab, als sie neu war, ein durchaus akzeptables Heim ab; im übrigen, so trösteten wir uns, war das ja nur ein Provisorium. Sobald wir die nötigen Mittel hatten, wollten wir den Schleichkatzen eine bessere Unterkunft bauen. Doch als dann Geld da war, mußte es für andere, wichtigere Dinge verwendet werden. Abgesehen von ein paar kleineren Veränderungen und Reparaturen blieb das Zibetkatzenhaus unberührt. Doch als die Kiste immer älter wurde, konnten wir sie nur noch mit Widerwillen betrachten und schritten mit abgewandten Gesichtern an ihr vorbei wie Abgesandte der anglikanischen Kirche, wenn sie durch kircheneigene Slums wandern. Im Gegensatz zu den Slumbewohnern hatten unsere Kistenkinder keine Klagen. Sie lebten sich in Gesellschaft einiger Artgenossen, die ich aus Sierra Leone erworben hatte, gut ein und pflanzten sich mit solchem Eifer fort, daß wir bald die erfolgreichsten Züchter Afrikanischer Zibetkatzen wurden. Bis heute haben wir selbst 49 Tiere gezüchtet und aus dieser Zucht Zibetkatzenpaare an Zoologische Gärten in der ganzen Welt geliefert. Diese Tiergruppe ermöglichte es uns, eine Menge interessanter Materialien über das Verhalten der Tiere, den weiblichen Geschlechtszyklus, die Paarung, die Lebensdauer, die Anzahl der Jungen, die Trächtigkeitsdauer und dergleichen mehr zu sammeln. Wenn auch die Afrikanische Zibetkatze heute noch recht häufig vorkommt und daher ein kontrolliertes Zuchtprogramm nicht notwendig ist, so werden sich unsere Erfahrungen doch als äußerst wertvoll erweisen, sollten wir irgendwann in der Zukunft gezwungen sein, eine Rettungsaktion für andere Mitglieder der Familie der Schleichkatze - der indischen Zibetkatze zum Beispiel — zu starten.
    Dank unseres Zuchtprogramms mit den Zibetkatzen konnten wir, wie ich schon sagte, aufschlußreiches Material sammeln. Das Interessante aber an dieser Geschichte ist, daß es uns gelang, die Tiere durchweg in der schon beschriebenen heruntergekommenen Holzkiste zu züchten. Wir finden sie gräßlich; die Zibetkatzen finden sie offenbar herrlich.
    Dennoch muß man ständig darauf achten, ob und wie man das, was man den Tieren bietet, verbessern kann. Aus diesem Grund ist es ideal, wenn man eine Reihe von Gehegen oder Käfigen für nur eine Tiergruppe bauen kann. Früher wurde in einem Affenhaus vom Krallenäffchen, das die Größe einer Ratte hat, bis zum Zwei-Zentner-Gorilla alles untergebracht. Ja, schlimmer noch, im Säugetierhaus gab es alles, vom Ameisenbär bis zur Ratte, vom Gürteltier bis zum Känguruh. Unter diesen Umständen war es natürlich unmöglich, den einzelnen Gruppen eine ideale Behausung zu bieten; wenn man aber ein Gorillahaus und ein Krallenäffchenhaus bauen kann, dann besteht viel eher die Chance, daß man den einzelnen Tieren einen Lebensraum schafft, der ihnen besser entspricht. Natürlich differieren beispielsweise bei den Marmosetten und Tamarins — den zwei Hauptgruppen der Krallenäffchen — die Gewohnheiten von Gruppe zu Gruppe und von Individuum zu Individuum. Aber wenn man ein Haus baut, in dem nur diese winzigen Affen leben sollen, dann braucht man sich lediglich auf ihre Bedürfnisse einzustellen und nicht auch noch

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