Die Tiere in meiner Arche
ganz fertig war, als ein ausgesprochen liebenswertes Tier. Ja, sie benahm sich besser als viele menschliche Gäste, die wir bei uns schon aufgenommen haben. Als sie heranwuchs, wurde natürlich offensichtlich, daß sie dringend einen Gefährten brauchte, oder wenigstens eine Gefährtin. Ihre leidenschaftlichen Liebesbekundungen verschiedenen Wärtern gegenüber waren, milde ausgedrückt, peinlich. Wenn eine fast hundertsiebzig Pfund schwere Gorilladame überzeugt ist, daß sie einen liebt und nicht möchte, daß man ihren Käfig verläßt, dann bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als noch ein bißchen zu bleiben. Ich kaufte also trotz unserer mißlichen finanziellen Lage Nandi, ein zweites Gorillaweibchen. Sie war ein wenig jünger als N’Pongo, aber ein Prachtexemplar und kerngesund. Die beiden kamen gut miteinander zurecht. N’Pongo liebte zwar Nandi heiß und innig, ließ aber keinen Zweifel daran aufkommen, daß sie im Käfig das Regiment führte. Mehrere Jahre vergingen, und die beiden Gorillas waren glücklich undzufrieden mit ihrem Junggesellinnendasein. Doch es war klar, daß bald etwas getan werden mußte, und diese Erkenntnis stellte mich vor Probleme, die mir Sorgen machten.
Wir brauchten einen Gorillamann im gleichen Alter oder älter als unsere zwei Weiber 1 ). Verschiedene Männer waren auf dem Markt angeboten worden, aber sie waren bei weitem zu jung und zu teuer gewesen. Bis sie geschlechtsreif geworden wären, wären unsere Weiber zu alt gewesen, um noch zu gebären. Die Beschaffung eines jungen, ausgewachsenen, männlichen Gorillas war an sich schon eine nahezu unmögliche Aufgabe; doch hinzu kam noch etwas anderes: wir wußten sehr wohl, daß es — selbst wenn es uns gelang, einen Geschlechtspartner für unsere Weibchen zu finden — keine Garantie dafür gab, daß er an den Weibern oder sie an ihm Gefallen finden würden. Und wir hatten auch keine Garantie dafür, daß er von der Paarung überhaupt eine Ahnung hatte. Es konnte uns also leicht passieren, daß wir schließlich mit einem Gorillamann dastanden, den keiner liebte, und dazu mit zwei frustrierten, alten Jungfern. Schließlich wußten wir auch noch, daß die derzeitige Behausung unserer weiblichen Gorillas nur deshalb annehmbar war, weil beide Tiere zahm waren und wir zu ihnen hineingehen konnten. Wenn wir ihnen nun einen halbwüchsigen männlichen Gorilla zugesellten, über dessen Temperament wir nichts Genaues wußten, konnte das leicht zu Schwierigkeiten führen. In unserer Kasse herrschte, wie immer, Ebbe, und ich wußte, daß ich das Geld für einen neuen Käfig unmöglich auftreiben könnte. Gei ade, als das Problem unlösbar schien, kam uns das Glück zu Hilfe.
Wir hatten einige neue Tiere bekommen und die örtliche Fernsehanstalt schickte wie gewöhnlich ein Team zu uns herauf, um über das Ereignis zu berichten. Ehe die Tiere gefilmt wurden, unterhielt ich mich mit dem Reporter, der neu war. Er war überrascht, als er hörte, wie groß der Grundbesitz des Trusts war. Ein wenig bitter erklärte ich, daß einem fünfunddreißig Morgen Land wenig nützen, wenn man nicht das Geld hat, etwas damit anzufangen. Der Reporter fragte, ob ich das im Lauf des Interviews erwähnen wollte. Ich erwiderte, ich hätte darauf schon früher immer wieder hingewiesen, ohne daß etwas dabei herausgekommen wäre, aber wenn er wirklich wollte, daß ich nochmals davon spräche, würde ich das tun.
Wir nahmen also das Interview auf, und am Abend sah ich mir die Sendung an. Kaum war der Film abgelaufen, als das Telefon läutete. Es war das Fräulein vom Amt, das wegen der Störung um Entschuldigung bat. Sie wüßte wohl, daß wir eine Geheimnummer hätten, aber der Herr am Apparat bestünde darauf, mit mir zu sprechen, da er uns etwas Geld spenden wollte. Da ich mich nie geschämt habe, von fremden Leuten Geld anzunehmen, ließ ich mich mit dem Herrn verbinden. Eine angenehme Stimme teilte mir mit, am Apparat wäre ein gewisser Brian Park. Er hätte eben die Sendung im Fernsehen gesehen. Ob es stimmte, daß ich Geld brauchte? »Wir brauchen immer Geld«, erwiderte ich, allein vom Klang der Stimme davon überzeugt, daß von diesem Mann mindestens fünfzig Pfund zu erwarten waren. Und da brachte Brian Park das fertig, was meinen Verwandten, Freunden und Feinden trotz verbissener Bemühungen nie gelungen ist. Er machte mich sprachlos, indem er ganz einfach sagte, »Was würden Sie tun, wenn ich Ihnen zehntausend Pfund gäbe?« Das kam so
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