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Die Tiere in meiner Arche

Die Tiere in meiner Arche

Titel: Die Tiere in meiner Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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hält. Es dauerte einige Tage, ehe es uns gelang, ihr das beizubringen, aber schließlich begriff sie und schien begeistert von diesem neuen Aspekt der Babypflege. Es war traurig, daß Oscar, das Männchen, starb, während Bali Surabaja großzog. Ich werde später noch auf diesen Todesfall zurückkommen. Als es Zeit wurde, Surabaja von ihrer Mutter zu trennen, verkuppelten wir Bali mit einem jungen männlichen Orang-Utan, den wir Giles genannt hatten. Obwohl Giles wesentlich jünger war als Bali, fanden sich die beiden gut miteinander zurecht, und wir hofften, sie würden sich bald mit Erfolg paaren.
    Leider aber besitzt Giles einen ausgesprochen sadistischen Zug und macht sich ein Vergnügen daraus, uns zu frustrieren, wo er kann. Als wir versuchten, Urinproben von Bali zu nehmen, um feststellen zu lassen, ob sie schwanger war, tat Giles was in seiner Macht stand, um das zu verhindern, und er hatte großen Erfolg dabei. Wir versuchten es natürlich immer wieder, ließen uns jedoch von der Tatsache einlullen, daß Bali nicht so aussah, als wäre sie schwanger. Orang-Utans haben im allgemeinen sowieso recht hübsche Schmerbäuche, so daß schwer zu erkennen ist, ob ein Weibchen schwanger ist oder nicht; Bali jedoch war während ihrer ersten Schwangerschaft ungeheuer dick gewesen; jetzt hingegen wirkte sie nur leicht aufgebläht. Wir waren sicher, daß sie nicht schwanger war. Doch eines Tages — wir versuchten immer noch, Giles ein Schnippchenzu schlagen und uns von Bali eine Urinprobe zu holen — , gebar Bali ihr zweites Kind. Es kam in den frühen Morgenstunden, und als das Personal seinen Dienst antrat, hatte Giles das Junge genommen und getötet. Jetzt wußten wir mit Sicherheit, daß Giles aus dem Käfig entfernt werden mußte, ehe Bali wieder gebar. Doch dieses Wissen war teuer erkauft, und dieser Zwischenfall warf unser Zuchtprogramm um ein ganzes Jahr zurück.
    Bei unseren Sumatra-Orang-Utans, Gambar und Gina, lag die Situation anders. Gina war ein etwas sauertöpfisches und unzuverlässiges Wesen, während Gambar einer der intelligentesten Menschenaffen war, die kennenzulernen ich je die Ehre hatte. Kaum stand man ihm gegenüber und blickte in seine wachen, aufmerksamen Augen, da spürte man schon den starken Intellekt. Er war uns von der Zoological Society of London als Leihgabe zur Verfügung gestellt worden und hatte, während er noch dort gewesen war, ein Junges gezeugt. Er war im Käfig geblieben, als es geboren wurde, daher wußten wir, daß er keine kindesmörderische Neigung besaß. Dennoch - Gambar war ein so kraftvolles, temperamentvolles Tier, er schwang sich und kletterte mehr als alle anderen Orang-Utans zusammen-, wir fürchteten, er könnte, ohne es zu wollen, das zarte Baby während seiner ausgelassenen Schwünge töten oder verletzen. Wir hatten Ginas und Gambars Käfig auf die gleiche Weise voneinander abgeteilt wie die Gorillakäfige, mittels eines Gitters, das entfernt werden konnte. Wenn Gambar auf der einen Seite und Gina und das Kind auf der anderen Seite waren, dann konnte er seinen Sprößling wenigstens sehen und sogar berühren, wenn Gina es erlauben würde, es bestand aber keine Gefahr, daß er es versehentlich zertrampeln könnte, wenn er im Käfig seine Zirkusnummern zum besten gab.
    An dem Sonntag morgen, an dem Gina unseren Berechnungen nach niederkommen sollte, sah Philip Coffey, der Leiter unserer Menschenaffenstation, daß sie versuchte, aus Sägespäne ein Nest zu machen, und daß sie rastlos im Käfig umherwanderte. Wir gaben ihr einen halben Ballen Stroh, mit dem sie augenblicklich ein Nest baute. Nachdem das getan war, legte sie sich mit weit gespreizten Beinen auf den Rücken. Sehr bald und ganz ohne Komplikationen kam das Baby, ein schönes männliches Tier, zur Welt. Jetzt durfte Gambar Gina und seinen Sprößling durch das Gitter sehen, und er legte auch ein gewisses Interesse an den Tag.
    Nach etwa siebenundvierzig Tagen, als das Baby, das wir Tunku getauft hatten, sich entwickelt hatte und kräftig geworden war, spielte Gina regelmäßig mit ihm, indem sie es mit Füßen und Händen von ihrem Körper weghielt und in der Luft baumeln ließ. Danach ließ sie das Kind häufig allein an der Gitterwand, wo es herumkletterte. Gambar streckte dann die Hände zwischen den Stangen hindurch, um es zu berühren und mit ihm zu spielen. Dabei verhielt er sich immer bemerkenswert sanft. Man bedenke, welch ein großes und temperamentvolles Tier Gambar war. Manchmal hockte er

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