Die Tiere in meiner Arche
beinahe verzweifelt an die Gitterstangen, während sie völlig reglos und aus großen Augen den scheinbar desinteressierten Jambo anstarrte. Sie war wie in Trance, verfolgte jede seiner Bewegungen. Einmal verschwand er im Lauf seiner Erkundungstour minutenlang hinter der Wand. Nandi war augenblicklich zutiefst bekümmert; sie rannte hin und her, um zu sehen, wohin er verschwunden war. Als er schließlich immer noch nicht wieder auftauchte, gelangte sie zu dem Schluß, daß er durch die Klappe ins Freigehege hinausgegangen war. Sofort rannte sie zu ihrer eigenen Klappe, bückte sich und versuchte, durch die untere Ritze zu spähen. Zum Glück für ihre Seelenruhe erschien Jambo wieder. Er lutschte ganz nonchalant an einem Stück Orange und ignorierte Nandis offen gezeigte zügellose Leidenschaft. Erleichtert, ihn wiederzusehen, bezog sie erneut Posten am Gitter und starrte ihn ehrfürchtig und anbetend an. N’Pongo hatte inzwischen ein paar Nüsse geknabbert, durch das Fenster zu uns hinausgeschaut und sich dann auf ihrem Bord niedergelegt, ohne die Anwesenheit Jambos auch nur im geringsten zu beachten.
Als wir die Gorillas schließlich zueinander ließen, entsprach das Verhalten der beiden Weiber im großen und ganzen ihrer ersten Reaktion. Es war offensichtlich, daß N’Pongo, die so viele Jahre lang in ihrem Reich die Herrscherin gewesen war, dem Neuankömmling mit Mißtrauen und Eifersucht, aber auch mit einer gewissen Vorsicht begegnete. Sie beschloß, an ihrer Politik festzuhalten, und so zu tun, als existiere der Zweieinhalb-Zentner-Mann Jambo gar nicht. Nandi andererseits benahm sich jetzt, wo sie dem Objekt ihrer Leidenschaft nahe war, wenn möglich noch hingebungsvoller als zuvor. Sie pflegte sich keinen halben Meter entfernt vor ihm niederzuhocken und ihn aus liebesglühenden Augen wie verzaubert anzustarren. Nach einer Weile erlaubte ihr Jambo, sein Haar zu pflegen, wenn er sich in die Sonne legte. Ihre Wonne kannte keine Grenzen. Wenn sie sich an seinen massigen Körper lehnte, trug ihr Gesicht einen Ausdruck des Stolzes und der Vernarrtheit, so echt menschlich, daß es uns zum Lachen reizte. N’Pongo grämte sich etwas über diese Liaison, doch sie beherrschte Nandi weiterhin. Zwischen Jambo und N’Pongo jedoch entwickelte sich nun eine unglückselige Beziehung.
Jambo war, so erfahren er auch sein mochte, immer noch sehr jung und voll jugendlichen Überschwangs und frecher Spitzbüberei. Er wußte, daß N’Pongo ihn nicht mochte, und gerade das reizte ihn zur Boshaftigkeit. Er fing an, N’Pongo alle möglichen Dummejungsstreiche zu spielen, und so etwas kann, wie wir wissen, auf die Dauer recht zermürbend sein. Er pflegte urplötzlich auf sie zuzuspringen, wenn sie es am wenigsten erwartete, oder drehte sich, wenn er an ihr vorübertrottete, plötzlich um, stürzte auf sie zu und zerrte sie an den Haaren. Augenblicklich griff N’Pongo ihn dann an, und er lief davon. Diese Neckereien gingen so lange, bis N’Pongo fuchsteufelswild wurde und ihm mit Wutgeschrei nachsetzte, begleitet von Nandi, die zwar pflichtschuldigst ihre Partei ergriff, aber mit dem Herzen nicht dabei war. Es lag auf der Hand, daß Nandi solche Aufmerksamkeiten von Jambo als ein Vergnügen und eine Ehre aufgefaßt hätte, und daß sie über N’Pongos Reaktion einigermaßen verwundert war.
Jambo kannte natürlich wie alle übermütigen Spitzbuben kein Ende. Ernstliche Verletzungen brachte er N’Pongo nie bei, höchstens ein paar kleinere Bißwunden und Kratzer — Kleinigkeiten für Gorillas. Doch kaum merkte er, daß er sie so weit bringen konnte, völlig die Beherrschung zu verlieren, da neckte er sie erbarmungslos. N’Pongo lief bald so müde und vergrämt herum, wie die Ehefrau eines Komikers, die sich den ganzen Tag die Witze ihres Mannes anhören muß. Schlimmer war, daß sie anfing, Kondition zu verlieren. So sehr es uns widerstrebte, wir mußten sie von Jambo trennen. Nandis Zeit teilten wir zwischen Jambo und N’Pongo auf, um zu vermeiden, daß Jambo sich langweilte und N’Pongo allzu eifersüchtig wurde.
Dann kam N’Pongo in Hitze und plötzlich ging ihr auf, wozu ein männlicher Gorilla, auch wenn er ein aufreizender Frechdachs war und nichts als dumme Streiche im Kopf hatte, eigentlich da war. Ziemlich direkt warb nun sie durch die Gitterstäbe des Schlafraumes hindurch um ihn, und als die beiden zusammen gelassen wurden, fand die Paarung fast augenblicklich statt. Solange N’Pongo in Hitze war, duldete
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