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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht nach dem Typ aus,
der sich eine Geliebte hält — aber vielleicht täusche ich mich da ?«
    »Sie
haben eine Menge Phantasie, Lieutenant«, sagte sie leichthin. »Vielleicht hat
es Zeiten gegeben, wo man es mit den Hausmädchen gehabt hat, aber heute nicht
mehr. Ich bin hier nichts als Haushaltshilfe, und wenn Mr. Corben auch meine Manieren nicht gefallen, so weiß er doch verdammt gut, daß dieses
Haus hier ohne mich auseinanderfällt — und deshalb habe ich das, was Sie von
mir aus >Privilegien< nennen können.«
    Ein
schwach summendes Geräusch schwoll plötzlich zu einem heulenden Crescendo an,
und ich drehte gerade rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, wie ein weißer
Mercedes neben meinem Healey so ruckartig zum Halten kam, daß der Kies stob.
Der Fahrer stieg aus und kam forsch auf das Haus zugeschritten, mit
sportlicher, zu seiner strammen Erscheinung passender Energie, wobei er federnd
bei jedem Schritt die Zehen aufsetzte. Als er näher kam, sah ich, daß er jung
war, vielleicht fünfundzwanzig, gut ein Meter fünfundachtzig groß und so um die
hundertachtzig Pfund schwer.
    Sein
glänzendes schwarzes Haar war aus dem schweren sonnengebräunten Gesicht
gestrichen, und um seine wachsamen dunklen Augen bildeten sich Fältchen, als er
das Mädchen angrinste.
    »Hallo,
Betty !« sagte er mit fröhlicher Baßstimme .
»Wie geht es der erfolgreichsten Hostess des Klubs an diesem hellen und schönen
Nachmittag? Spielen Sie noch immer um den Küchentisch herum Fangemann mit Corben , dem alten Lüstling ?«
    Endlich
kam ihm der eisige Gesichtsausdruck der Blonden zu Bewußtsein .
Er blickte mich kurz an, um sich ihr dann erneut mit entschuldigendem Grinsen
zuzuwenden.
    »Ich
weiß — ich sollte besser auf meine Manieren achten. Nun ja, stellen Sie mich
vor, Süße. Ist das ein neues Mitglied ?«
    »Das
ist Lieutenant Wheeler vom Büro des Sheriffs«, sagte Betty hölzern. » Lieutnant , dies ist Mr. Hal Baker .«
    Sein
Lächeln bekam Schlagseite und verschwand völlig von seinem Gesicht, während er
mich einen Augenblick lang anstarrte.
    »Lieutenant ?« schluckte er. »Freut mich, Sie kennenzulernen .«
    »Ganz
meinerseits, Mr. Baker«, sagte ich höflich. »Spielt Corben wirklich Fangemann um den Küchentisch herum? Ich
hätte nicht gedacht, daß seine Puste noch dazu reicht, aber ich vermag den
Anlaß durchaus zu würdigen .«
    »Ich
habe natürlich Spaß gemacht«, sagte er mit unsicherem Lächeln. »Ich rücke immer
zum ungeeignetsten Zeitpunkt mit den falschen Witzen an .«
    »Wenn
Sie Mitglied des Klubs sind, ist jeder Witz okay, wie ?« erkundigte ich mich beiläufig.
    Sein
Lächeln bekam erneut einen etwas mühsamen Anstrich. »Das ist nichts als einer
meiner albernen ständigen Witze, Lieutenant .« Er
begann, umständlich zu erklären. »Franks Haus hier ist so verdammt groß, daß
ich es immer den Landklub nenne. Verstehen Sie? Und
der andere Bestandteil dieses lausigen Witzes ist, daß ich so tue, als ob Betty
eine Hostess und kein Hausmädchen wäre .«
    »Na
sicher«, sagte ich mit verständnisvollem Grinsen. »Und ich sehe ja auch, daß
dieser ständige Witz, nach dem, wie er Betty soeben auf die Palme gebracht hat,
niemals seine Wirkung verliert .«
    »Eines,
was diesem Mädchen fehlt — ist Sinn für Humor .« Er
nickte eifrig. »Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen, Lieutenant ?«
    »Lassen
Sie sich nicht aufhalten, Mr. Baker«, sagte ich höflich. »Ich wollte sowieso
eben gehen .«
    Er
schob sich an Betty vorbei ins Haus und strebte Corbens Arbeitszimmer zu. Ich trat vor die Haustür, drehte mich einen Augenblick lang
um und grinste das Mädchen an. »Vielen Dank, daß Sie mich hinausgebracht haben,
Püppchen. Es war mir ein wirkliches Vergnügen .«
    »Wenn
Sie uns das nächste Mal besuchen, legen Sie’s bitte auf einen Donnerstag,
Lieutenant«, sagte sie kurz. »Da habe ich meinen freien Tag und bin nicht da .«
    Die
Haustür schloß sich hinter mir in dem Augenblick, als ich den Healey erreichte.
Bevor ich hinter das Lenkrad glitt, schrieb ich mir die Nummer des weißen
Mercedes auf. Dann fuhr ich durch den großen, dicht mit Bäumen bestandenen Park
zurück zur Straße. Auf meiner Uhr war es drei Uhr dreißig, und vom Tag war noch
eine ganze Menge übrig. Und vielleicht würde Zitronengelb doch noch allmählich
meine Lieblingsfarbe werden.

VIERTES KAPITEL
     
    D as Leben, so grübelte ich tiefsinnig, während ich in dem automatischen Aufzug
in den elften Stock hinauffuhr, wurde

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