Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
wenigstens
einen elektrischen Stuhl hätten, dann könnte ich jetzt ein Südstaaten-Hühnchen
braten«, sagte ich im Ton eines Selbstgesprächs. »Ist Sheriff Lavers im Büro ?«
    »Er ist weg«, sagte Annabelle
kurz und beugte den Kopf über ihre Schreibmaschine. »Aber Sergeant Polnik wartet drinnen mit einem Bericht des Coroners oder
so etwas Ähnlichem, um ihn Ihnen zu geben. Da er bereits seit einer Stunde
wartet, wird er froh sein, daß Sie endlich eingetroffen sind — vorausgesetzt,
daß Sie es schaffen, noch so lange wach zu bleiben, bis Sie dran sind,
Lieutenant .«
    »Ich habe diese Nacht von Ihnen
geträumt, mein Honigtöpfchen«, sagte ich liebevoll und beobachtete, wie ihr
blondes Haupt in Wachsamkeit erstarrte. »Deshalb kann ich heute
morgen die Augen nicht offenhalten — mein einziger Wunsch ist, wieder in
diesen Traum zurückversetzt zu werden .« Ich seufzte
hörbar. »Nur wir beide an den Ufern des Swanee Rivers
unter einem Erntemond — aber Sie konnten sich nicht hinsetzen, weil Sie einen
gemeinen Sonnenbrand hatten. Habe ich Ihnen erzählt, daß sich das Ganze in
einem Nudistenlager abgespielt hat ?«
    Ihre rechte Hand griff nach dem
schweren Eisenlineal, das in Reichweite auf ihrem Schreibtisch lag, und so
verschwand ich eilig in den geheiligten Raum des Sheriffs, sorgfältig die Tür
hinter mir schließend.
    Sergeant Polnik blickte mich mit einem Ausdruck nahezu unerträglicher Pein an. »Lieutenant«,
sagte er langsam, »ich habe nachgedacht .«
    »Ja, ich weiß, das tut weh«,
sagte ich mitfühlend.
    »Vielleicht könnte ich ’nen Job
als Lastwagenfahrer bekommen ?«
    »Sind Sie rausgeschmissen
worden ?« fragte ich ungläubig.
    »Ich bin dabei zu kündigen«,
murmelte er bedrückt. »Es hat mal eine Zeit gegeben, da haben sich die Leute,
wenn sie einander schon umbrachten, irgendeinen einfachen Ort ausgesucht, in
einer Wohnung oder auf der Straße — aber jetzt !« Er schüttelte
sorgenvoll den zottigen Kopf.
    »Wieso ?« fragte ich verdutzt.
    »Ich habe von der zweiten
Leiche gehört, die man da in einem Sarg gefunden hat, genau wie die von dem
Frauenzimmer«, sagte er mit zitternder Stimme. »Wenn das die Art von Mord ist,
die die Zukunft für uns bereithält, Lieutenant — dann möchte ich nichts mehr
damit zu tun haben .«
    »Ich würde mir deshalb keine
Sorgen machen, Sergeant«, sagte ich beruhigend. »Vielleicht erwischen wir den
Betreffenden, bevor er Gelegenheit findet, noch weitere Leichen zu fabrizieren.
Jedenfalls haben Sie bis jetzt noch keines der schönen Mädchen kennengelernt,
die mit dieser Sache zu tun haben .«
    »Mädchen?« Ein matter Schimmer
tauchte in seinen Augen auf. »Was für Mädchen, Lieutenant?«
    »Bleiben Sie heute mit mir
zusammen, vielleicht treffen wir dann ein paar dieser Mädchen«, sagte ich
voller Optimismus. »Hat der Sheriff den Bericht des Coroners für mich
hinterlassen ?«
    »Ja, Lieutenant.« Er schob mir
die Papiere über den Schreibtisch zu. »Hier ist er. Mädchen haben Sie gesagt,
Lieutenant ?«
    »Blonde, braune«, rote sagte
ich gleichmütig. »Während ich das hier durchlese, könnten Sie etwas für mich
tun .« Ich suchte den Zettel heraus, auf dem ich am
vorhergehenden Tag die Nummer des weißen Mercedes aufgeschrieben hatte, und
reichte ihn ihm. »Suchen Sie den Besitzer heraus. Es müßte eigentlich ein
Bursche namens Hal Baker sein. Ich möchte seine Adresse haben .«
    »Sofort, Lieutenant!« Polnik ergriff den Zettel und stolperte auf die Tür zu. Ein
paar Schritte von ihr entfernt blieb er plötzlich stehen. » Wieviel Mädchen, haben Sie gesagt, sind es genau, Lieutenant ?«
    »Ich habe nach dem ersten
halben Dutzend den Überblick verloren«, log ich lässig. »Aber ich erinnere
mich, daß die Blonde sagte, sie wäre ganz wild auf Männer mit Muskeln .«
    »Ja?« Er spannte automatisch
seinen Bizeps. »Wie wär’s damit ?«
    Eine Viertelstunde später hatte
ich den Bericht des Coroners über den Tod Martha Thorros durchgelesen und war um nichts klüger geworden. Sie hatte an dem betreffenden
Abend ihren eigenen Wagen gefahren und hatte ungefähr fünf Kilometer vor Lakeside Drive in einer scharfen Kurve die Gewalt über den
Wagen verloren. Der Wagen hatte die Leitplanken durchbrochen und war ungefähr
dreißig Meter weit einen steilen Abhang hinuntergerollt, bis er gegen einen
Baum prallte.
    Die Autopsie hatte ergeben, daß Mrs. Thorro Alkohol
getrunken hatte, aber nicht so viel, daß man sie als betrunken hätte

Weitere Kostenlose Bücher