Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Sergeant .«
    »Äh — ähm !« Polnik kämpfte einen verzweifelten Kampf mit seinen
Stimmbändern und verlor ihn erneut.
    »Es hat mich gefreut, Sie
kennenzulernen, Sergeant .« Betty lächelte ihm
strahlend zu, schlug bedachtsam die Augen nieder und ging mit unter dem
enganliegenden Kleid übertrieben wiegenden Hüften ins Haus zurück.
    Wir waren bereits halbwegs in Cascada Canyon, bevor Polnik seine Sprache wiederfand.
    »Himmel !« explodierte er plötzlich. »Was für ’ne Puppe!«
    Seine riesige Pratze packte
heftig meinen Arm, und ich zuckte zusammen, während ich erwartete, meine
Knochen krachen zu hören.
    »Ich muß Ihnen danken,
Lieutenant«, sagte er gefühlvoll. »Sie haben mir an diesem Morgen einen
Riesengefallen getan .«
    »Ja ?« sagte ich vorsichtig.
    »Ja.« Er schluckte. »Wenn Sie
nicht gewesen wären, hätte ich vielleicht einfach meinen Dienst quittiert — und
nie im Leben diese Puppe kennengelernt !«
    »Nun ja«, sagte ich bescheiden,
»Sie können sich gelegentlich bei mir revanchieren — zum Beispiel sich
dazwischenwerfen, wenn jemand auf mich schießt, so daß Sie die Kugel in die Brust
bekommen .«
    »Haben Sie gehört, wie sie mich
genannt hat ?« fragte er heiser. »Einen Primitiven! — So
hat sie mich gleich von Anfang an eingeschätzt. Das hätte meine Alte hören
sollen !« Er schloß glücklich die Augen, so daß er die
Erinnerung ohne Ablenkung genießen konnte; und dabei blieb es, bis wir nach Cascada Canyon kamen.
    Ein großes Anschlagbrett
unmittelbar hinter dem zwei Meter hohen Eisentor verkündete, daß »Bakers
Privatzoo und Menagerie« nur sonntags von zehn Uhr morgens bis fünf Uhr
nachmittags geöffnet war. Außerdem stand auf dem Plakat auch noch in großen
roten Buchstaben Gefahr und die Bemerkung, daß der
Eintritt unbefugter Personen auf eigenes Risiko erfolge. Ich hielt mit dem
Healey knapp vor dem Tor und drückte so lange auf die Hupe, bis schließlich
innen jemand erschien.
    Der Bursche blickte uns
schlecht gelaunt an, während er vor sich hinbrummte und auf das Anschlagbrett wies; womit er betonen wollte, daß nur Sonntag
Besuchstag sei und wir heute offensichtlich Donnerstag hätten.
    Ich stieg aus und zeigte ihm
meine Marke. In der Nähe sah der Kerl noch größer und noch schlechter gelaunt
aus als vom Wagen aus. Er war ein Bursche mit der Figur eines Berufsboxers,
dessen Muskeln sich unter einem schmutzigen Unterhemd wölbten. Er hätte ein
ehemaliger Rodeo-Reiter sein können, der diesen Sport aufgegeben hatte, nachdem
er mehrere Hufschläge verpaßt bekommen hatte.
    »Ich weiß nicht«, brummte er
unsicher. »Der Boß hat Besuch — er ist im Augenblick sehr beschäftigt .«
    »Klar«, sagte ich. »Ich auch — also
wollen wir keine Zeit verschwenden. Machen Sie das Tor auf !«
    Er kratzte sich einen
Augenblick lang am Ohr und zuckte dann die breiten Schultern. »Na ja, Sie sind
von der Polizei — und wenn Sie rein wollen, dann kommen Sie eben rein .«
    Ich stieg wieder in den Wagen,
wartete, bis er das Tor aufgeschlossen hatte, und fuhr dann durch.
    »Bleiben Sie ungefähr
vierhundert Meter auf dieser Straße !« schrie mir der
Muskelmann ins Ohr. »Den Rest müssen Sie zu Fuß gehen. Biegen Sie den Weg nach
rechts ab, dort finden Sie den Boss bei den Raubkatzen .«
    Die ungeteerte Straße hörte, wie er gesagt hatte, plötzlich vierhundert Meter weiter vorn auf.
Dort standen bereits drei Personenwagen und ein Lastauto, neben denen ich
meinen Healey parkte. Wir stiegen aus.
    »He, Lieutenant!« Polnik deutete auf den Lastwagen. »Haben Sie das gesehen ?«
    »Klar — es ist ein Lastwagen«,
sagte ich geduldig. »Ich habe in Pittsburgh schon einmal einen gesehen .«
    »Ich meine die Gitter«, brummte
er vorwurfsvoll. »So was benutzen sie wahrscheinlich, um all die wilden Tiere
herzubringen. Oder, Lieutenant?«
    Der hintere Teil des Lastwagens
war lose mit einer Plane bedeckt, aber als ich ein wenig näher hinblickte,
entdeckte ich darunter die starken Gitterstangen, die das Auto in einen
riesigen fahrbaren Käfig verwandelten.
    »Vermutlich haben Sie recht,
Sergeant«, bestätigte ich. »Lassen Sie uns jetzt Baker ausfindig machen — und Corben hoffentlich auch .«
    Ein plötzliches wildes Gebrüll
brachte beinahe mein Trommelfell zum Platzen, und ich sah, wie aus Polniks Gesicht schnell jeder Blutstropfen wich. »Himmel !« flüsterte er. »Was war das ?«
    »Wir sind hier in einem Zoo.
Oder?« sagte ich ungeduldig. »Es war also eines der wilden

Weitere Kostenlose Bücher