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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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entrüstet.
»Aber so wie Sie reden, könnte man glatt meinen, ich wäre komplett
übergeschnappt .«
    Betty seufzte wieder, aber diesmal
träge und vollkommen entspannt. Als sie ihren Whisky ausgetrunken hatte, nahm
ich das leere Glas aus ihrer Hand und stellte es neben das meine auf den
kleinen Tisch vor der Couch. Ganz kurze Zeit später glitt sie in meine Arme,
als ob sie sich ihr Leben lang nirgendwoanders aufgehalten hätte. Ihre Lippen preßten sich kühl gegen meine, eine kaum
unterdrückte Leidenschaftlichkeit ahnen lassend, die sich jederzeit in einem
vulkanartigen Ausbruch Luft schaffen konnte. Der Kontrast zu Tania Strouds aggressivem Annäherungsversuch war angenehm — und
zehnmal erregender. In null Komma nichts war ich in Schwung.
    Eine Weile später löste sie
sich plötzlich von mir und rutschte ans andere Ende der Couch. Ihr Haar war
zerzaust und ihr Lippenstift verschmiert. Irgendwie hatte sie ihre schwarze
Krepphülle verloren und das cremige Weiß ihrer Schultern hob sich kräftig gegen
den schwarzen Satin ihres Büstenhalters ab, der angelegentlich bemüht war,
weiterhin die in ihn gepreßte Fülle zu halten.
»Aufgelöst« wäre vielleicht das richtige Wort für ihre Erscheinung gewesen — nur
ihre blauen Augen hatten einen ruhigen, leidenschaftslosen Ausdruck, während
sie mich ansah.
    »Es kann nichts gewesen sein,
was ich gesagt habe«, überlegte ich laut. »War es etwas, das ich getan habe ?«
    »Alles ist in Ordnung, Al, mein
Schatz«, sagte sie leichthin. »Wirklich großartig — aber wir wollen uns erst
mal ein paar Tatsachen zuwenden, bevor das Ganze weitergeht. Oder nicht?«
    »Sie haben mit Sheriff Lavers geredet«, sagte ich vorwurfsvoll.
    Sie war zu sehr damit
beschäftigt, sich im Zimmer umzusehen, um gleich zu antworten. Dann hob sie den
rechten Arm und streckte ihn hoffnungsfreudig aus. »Das Schlafzimmer ist doch
dort drin, nicht wahr, Al ?«
    »Stimmt«, sagte ich kalt.
»Wollen Sie auch noch die Küche sehen? Vielleicht können wir es uns dann
richtig gemütlich machen und ein paar tolle Rezepte austauschen ?«
    »Na, dann mal los«, sagte sie
munter, sprang auf und spazierte auf die Schlafzimmertür zu, als ob es sie
magisch dorthin zöge.
    »Wie Sie wollen, Betty«,
murmelte ich verwirrt.
    Als sie bei der Tür angelangt
war, hatte ich sie bereits eingeholt. Sie ging ins Schlafzimmer, wandte dann
den Kopf und sah mich mit gelassenem Lächeln an.
    »Es geht mir nun mal so mit
Couches, Al«, vertraute sie mir mit honigsüßer Stimme an. »Sie machen mich
irgendwie unsicher. Verstehen Sie ?«
    »Natürlich«, sagte ich
verständnisvoll. »Das ist gar nicht so selten. Vor einiger Zeit sagte einmal
eine Schauspielerin, die mit Bernard Shaw eng befreundet war, genau dasselbe
mit mehr oder weniger denselben Worten .«
    »Bernard Shaw?« Betty überlegte
einen Augenblick lang scharf, während sie den Namen wiederholte, dann zuckte
sie gleichgültig die schönen Schultern. »Wer, zum Kuckuck, ist Bernard Shaw — auch
so ein Kriminaler, ja ?«
    Ich wollte soeben dem
Dramatiker Gerechtigkeit widerfahren lassen, aber in diesem Augenblick
raschelte schwach protestierend weiße Seide, und der Anblick Bettys, die soeben
anmutig aus ihrem Rock stieg, lähmte meine Stimmbänder. Aber ich dachte, G.B.S.
hätte das wohl verstanden — selbst angesichts der Tatsache, daß er Vegetarier
war.

SIEBENTES KAPITEL
     
    G egen zehn Uhr am nächsten
Morgen erschien ich im Büro, nachdem ich Betty eine halbe Stunde früher in ein
Taxi gesetzt hatte, das sie zu dem Haus in dem großen Park zurückbrachte, in
dem Frank Corben Alleinherrscher war. Annabelle
Jackson blickte mich angeekelt an, als ich an ihren Schreibtisch trat, als wäre
ich etwas, das man besser draußen im Regen stehen gelassen hätte.
    »Sie haben offensichtlich mal
wieder eine angeregte Nacht verbracht, Lieutenant«, sagte sie frostig. »Sie
sehen wie eine wandelnde Leiche aus. Es ist einfach unanständig .«
    »Zügeln Sie Ihre mütterlichen
Gefühle, mein Honigtöpfchen«, sagte ich mit gleichermaßen frostiger Stimme.
»Dieses eingefallene Gesicht ist das Resultat eines die Nacht anhaltenden
Bemühens der Pflichterfüllung .«
    »Und wie heißt sie ?« sagte sie und lächelte dabei säuerlich.
    »Glauben Sie vielleicht, ich lüge
Sie an, meine Magnolienblüte ?« fragte ich.
    »Aber natürlich«, sagte sie,
ohne zu zögern. »Verglichen mit Ihnen war Benedict Arnold ein Mann von
äußerster Redlichkeit !«
    »Wenn wir hier drin

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