Die Time Catcher
Teenager, der hier mit dem Rücken an eine Mauer gelehnt sitzt, seine Tage (und Nächte) damit zubringt, Gegenstände aus der Vergangenheit zu stehlen.
Sobald die Zeitstarre nachlässt, eile ich zum Hauptquartier. Der Zeitnebel macht mir zwar noch ein bisschen zu schaffen, doch hindert er mich nicht daran, mich in Bewegung zu setzen.
»B itte in den Dritten, Phoebe«, sage ich kurzatmig. Mir ist nicht ganz klar, was ihre heutige Erscheinung zu bedeuten hat. Sie steht auf einer Trittleiter, hat ein Fernglas in der Hand und trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift STRAUSSE SIND AUCH MENSCHEN .
»P hoebe, ich muss wissen, wie er das gemacht hat«, sage ich, als sich die Lifttür schließt.
»P st! Du erschreckst sie ja.«
»W en erschrecke ich?« Ich hasse es, mich in ihre kleinen Spielchen hineinziehen zu lassen, doch darf ich sie nicht verprellen, weil ich auf ihre Zusammenarbeit angewiesen bin.
»D ie Orangenfleck-Waldsänger«, flüstert sie. »D ie sind sehr sensibel. Wenn sie sich nur ein klein wenig gestört fühlen, fliegen sie sofort weg.«
»A ber ich störe sie doch nicht.«
»E s geht ja auch nicht darum, ob du sie störst, sondern, ob sie sich von dir gestört fühlen. «
Warum ist eigentlich jedes Gespräch mit Phoebe so schwierig?
»U nd was soll ich jetzt tun?«
»E infach ganz normal reden«, antwortet sie. »A ch nein, vergiss das lieber. Was für dich normal ist, würde jeden Vogel erschrecken. Tu einfach so, als wäre ich der Zauberer von Oz, und du wärst von weither aus dem Zwergenland gekommen, um mich um einen Gefallen zu bitten.«
»D as ist doch lächerlich«, entgegne ich unbedacht, ehe ich mir auf die Zunge beißen kann.
»N a schön, das Gespräch ist beendet.«
»N ein, warte, ich tu’s ja schon«, lenke ich ein. »O h, großer Oz …«
»G uter Beginn!«
Ich betrachte den Wandmonitor. Phoebe hat ihr T-Shirt gegen einen Königsmantel und die Trittleiter gegen einen Thron ausgetauscht. Im Sitzen blättert sie durch einen Zeitschriftenartikel, der die Überschrift trägt: »D ie Smaragdstadt bei Nacht – die zehn besten Ausgehtipps.«
»K annst du mir bitte sagen, wo Mario wann gewesen ist, als er die Xuande-Vase gestohlen hat?«
»I ch habe es gehört, darf es dir aber nicht sagen«, antwortet Phoebe.
»W arum nicht?«
»W eil mir mit dem Tod gedroht worden ist.«
»D u bist ein Computer«, erinnere ich sie. »D u kannst nicht sterben.«
»E s gibt solche und solche Tode«, erwidert sie. »I ch kann sterben, glaub mir, doch es wäre ein hartes Stück Arbeit für ihn, mich umzubringen. Ich habe alle meine sensiblen Komponenten an verschiedenen Orten versteckt.«
»B itte, Phoebe … äh, ich meine, Mächtiger Oz!«, sage ich. »M ario schnappt mir meine Beutestücke weg.«
»D er Mächtige Oz weiß das alles«, erwidert Phoebe mit einem Seufzen. »D och wie schon gesagt, haben sie mich bei ihrem letzten Besuch bedroht. Mehr darf ich also nicht verraten. Aber was ist nur los mir euch Jungs? Ich verstehe nicht, warum ihr nicht einfach gut zusammenarbeiten könnt.«
»H ast du sie gesagt? Mit wem war Mario zusammen?«, frage ich.
Sie schneidet einen Coupon aus dem Magazin aus und sagt: »I ch liebe diese Kauf-eins-nimm-zwei-Gutscheine! Wenn du mit diesem hier in der Smaragdstadt Steak mit Pommes bestellst, bekommt dein Begleiter gratis ein gleichwertiges Essen. Wie cool ist das denn!«
»K omm schon, Phoebe, ich muss es einfach wissen.«
»M eine Lippen sind verschlossen mit sieben Siegeln«, entgegnet sie. Dazu macht sie ein Geräusch, als würde sie einen imaginären Reißverschluss zuziehen. »A ber ich geb dir einen Tipp. Sie hat lange rötliche Haare, die mal wieder gewaschen werden müssten.«
Als hätte sie mir ein Messer in den Rücken gestoßen. Abbie! In mir braut sich ein Sturm zusammen.
Ich muss nachdenken. Phoebe will mir zwar nicht sagen, wann sich Mario wo aufgehalten hat, aber vielleicht kann sie mir verraten, zu welchem Zeitpunkt die Xuande-Vase an welchem Ort war.
»O kay«, sage ich. »K eine weiteren Fragen zu Mario. Ich erwähne jetzt ein paar Zeiten und Orte, an denen die Original-Xuande-Vase möglicherweise gewesen ist, bevor Mario sie gestohlen hat.«
»S chieß los! Könnte lustig werden.«
»9 . Mai 1431, Shaolin Pier, China. Nahe der Laderampe für die Tian Fei «, sage ich. Ich fange am besten mit Dingen an, die außer Frage stehen.
»K ühl«, antwortet Phoebe.
»2 3. September 1425. Die Straße, die von Xanxi zur Verbotenen Stadt
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