Die Time Catcher
die Sache für mich zu behalten«, sagt sie.
»D anke, Phoe–«
»A ber das ist nicht billig«, fügt sie hinzu.
»O kay, wie viel?«, frage ich.
»T ausend Dollar.«
»W as?«
»D er Mächtige Oz hat gesprochen. Unnummerierte Zwanziger sind mir recht.«
»D u weißt genau, dass ich keine tausend Dollar habe. Und selbst wenn ich sie hätte, was soll ein Computer damit anfangen?«
»D as ist meine Sache«, antwortet Phoebe. »A lso her mit dem Geld, oder ich sage ihm, dass du nach Jĭngdézhèn reist.«
»D as ist Erpressung!«, rufe ich.
»V on irgendwas muss man ja schließlich leben.« Ich höre das Lächeln in ihrer Stimme.
»W enn du ihm nichts verrätst, Phoebe, dann bringe ich dir was aus China mit«, biete ich ihr an.
»J etzt hast du’s endlich verstanden«, entgegnet sie. »A ber bitte was Schönes. Keine T-Shirts, okay?«
»K eine T-Shirts, versprochen.«
»U nd es muss etwas sein, das Onkel noch nicht hat«, fügt sie hinzu. »W enn du das schaffst und ich es mag, dann verzichte ich auf die übliche Tausend-Dollar-Gebühr.«
Ein absurdes Gespräch. Außerdem weiß ich nicht genau, was Onkel hat und was nicht. Aber ich kann dieses Gespräch nur beenden, indem ich ihr zustimme.
»A bgemacht!«
Ich eile in den Aufenthaltsraum. In der Kleiderkammer finde ich die Kapuzenkutte eines buddhistischen Mönchs sowie ein Paar Sandalen. Außerdem eine Tasche, wie geschaffen dafür, das Duplikat der Xuande-Vase zu transportieren.
»N imm einen Schirm mit«, rät mir Phoebe. »S ie haben Regen angesagt.«
»W ieso kommt er ungeschoren davon?«, will ich wissen.
»W ie bitte?«
Wie seltsam, dass ein Computer mich bittet, zu wiederholen, was ich gerade gesagt habe. Phoebe hört schließlich nicht schlecht. Wahrscheinlich spielt sie nur wieder ihre Spielchen mit mir. »I ch habe gefragt, wieso er ungeschoren davonkommt. Ich meine damit, wie es Mario möglich ist, mir auf meinen Missionen zu folgen und mich an meiner Arbeit zu hindern, ohne jemals Ärger mit Onkel zu bekommen.«
»G anz einfach«, antwortet sie. »W eil er verschlagener und rücksichtsloser ist als du und ein Meister darin, andere Leute zu manipulieren.«
Sie hat recht. Mario hat all diese Eigenschaften. Aber ich kann mich nicht genauso verhalten wie er. Ich will nicht so sein wie er. Wäre das Leben gerecht, dann würde er nicht mit der Hälfte seiner Machenschaften davonkommen.
»D a wir schon über Manipulation reden und du ein guter Kerl bist«, fährt sie fort, »w ill ich dir ein weiteres Geheimnis anvertrauen.«
»O kay.«
»D eine Partnerin ist vielleicht nicht ganz so treulos, wie du glaubst.«
»W ie meinst du das?«, frage ich.
»N un, sie verbringt ja sehr viel Zeit in Gesellschaft einer gewissen Person mit lockigen schwarzen Haaren. Und das scheint ihr zu gefallen«, fügt Phoebe hinzu.
»W ie kann ihr dieser Typ nur gefallen?«, bricht es aus mir hervor, ehe ich mich besinnen kann. In dieser Angelegenheit lege ich auf Phoebes Ratschläge nicht den geringsten Wert.
»I ch habe nicht gesagt, dass er ihr gefällt. Ich habe gesagt, dass es ihr zu gefallen scheint, Zeit mit ihm zu verbringen. Das ist ein Unterschied, und zwar ein ziemlich großer. Ich persönlich glaube, dass Mario diesen Unterschied gar nicht versteht. Der glaubt, dass seine Hormone auf alle Mitglieder des anderen Geschlechts, inklusive Abbie, eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausüben. Allerdings hat er keine Ahnung davon«, Phoebe senkt ihre Stimme zu einem Flüstern, »d ass Abbie mit ihm spielt, als wäre er eine Geige.«
»A ber was will sie damit bezwecken?«, frage ich.
»W oher soll ich das wissen«, gibt Phoebe schnippisch zurück. »I ch kann ja keine Gedanken lesen.«
Der Ton gibt mir zu verstehen, dass ihre Kooperationsbereitschaft nahezu erschöpft ist. »I n Ordnung«, sage ich, indem ich die Feuertreppe ansteuere. Sie hat mir einiges zu denken mit auf den Weg gegeben.
»U nd ein weiterer kostenloser Ratschlag«, meldet sich Phoebe noch mal zu Wort, als ich gerade die Feuertreppe betreten will. »W enn du jemanden magst, musst du es der Person auch zeigen, sonst kann sie es ja nicht wissen.«
Ich bekomme warme Ohren. Woher weiß Phoebe denn das schon wieder?
»I ch … ich muss jetzt los«, sage ich.
»D ann geh«, erwidert sie. »I ch halte dich nicht auf. Und vergiss mein Geschenk nicht!«
Als ich mein Handgelenk auf das Jahr 1423 programmiere, denke ich an Phoebes Worte mit der Geige. Wenn sie recht hat, dann tut Abbie
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