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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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mein Auge reicht, sehe ich nichts als Sand und rötliche, vom Sand abgeschliffene Felsen. Dies ist der einsamste Ort, den ich je gesehen habe.
    Ein Wind kommt auf und treibt mir Sand in die Augen, die sofort zu brennen beginnen. Etwas kitzelt an meinem Fußgelenk. Als ich mein Hosenbein nach oben schiebe, sehe ich eine große Spinne darüber krabbeln. Ich fege sie beiseite und stehe auf.
    Endloser blauer Himmel und sengende Hitze. Wo bin ich? Welches Jahr ist es? Ich versuche, mich zu erinnern, wie ich hierhergekommen bin, doch es fällt mir nicht ein. Macht nichts, weil ich sowieso nicht hierbleiben werde. Ich verlasse diesen Ort auf der Stelle.
    Vorsichtig tippe ich auf mein Handgelenk, um die verletzte Stelle zu schonen.
    Nichts geschieht.
    Ich wische mir die schwitzigen Finger am T-Shirt ab und nehme die Programmierung erneut vor. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ich die falschen Daten eingegeben hätte.
    Immer noch nichts. Dann kommt mir das Fragment einer Erinnerung zu Bewusstsein. Onkels blaue Augen und sein grüner Operationskittel.
    Ich bin in Schweiß gebadet. Die Sonne steht hoch am Himmel und ich muss dringend Schatten finden. Ja, zuerst in den Schatten, dann versuche ich es noch mal. Und wenn es nicht funktioniert?
    Ich setze mich in Bewegung. Zuerst gehe ich langsam zwischen den scharfkantigen Felsen hindurch. Doch schon bald nimmt der Sand überhand und die Anzahl der Felsen ab, sodass ich mich nicht mehr so vorsichtig zu bewegen brauche. Vorsichtig. Das Wort geht mir durch den Kopf und löst ein weiteres Bild – eine weitere Erinnerung? – aus. Ich liege auf einem Tisch. Ein Mann mit einer Maske vor Mund und Nase schaut auf mich herab. Ich will weglaufen, aber ich kann mich nicht bewegen. Er hält eine scharf aussehende Klinge über mein Handgelenk. Vorsichtig, sagt er zu den anderen. Ein rascher Catch und dann nichts wie weg. Die anderen finden das komisch und beginnen zu lachen.
    Ich beschleunige meine Schritte. Schweiß läuft mir über die Stirn. Keine Panik! Immer mehr Erinnerungen dringen auf mich ein. Jetzt weiß ich, dass der Mann mit dem Messer Onkel war – und er hat mir meinen implantierten Zeitreisechip genommen!
    Ich renne. Ich renne, was das Zeug hält, und schreie mir die Lunge aus dem Hals.
    Jeder, der mich jetzt sehen könnte, würde denken, ich hätte den Verstand verloren. Ein Bild von Nassim drängt sich mir auf. Er nimmt mich in den Schwitzkasten und knurrt: »D urchgeknallter Time Catcher. Fünf Buchstaben.«
    »D as ist leicht«, sage ich. »D ie Antwort lautet Caleb. «
    Meine Beine fühlen sich schwach an. Ich bleibe stehen und krümme mich zusammen. Betrachte die roten und grauen Steine zu meinen Füßen. Den Kopf heben will ich lieber nicht, aus Angst, dann nichts als unendliche Ödnis zu erblicken.
    Ich muss mich auf meine Atmung konzentrieren. Einatmen, ausatmen. Schon besser. Einen Schritt nach dem anderen. Abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, wie der nächste Schritt aussehen soll. Das Überleben in der Wüste gehörte nicht zu Onkels Unterricht. Doch eines weiß ich genau – ich werde hier nicht zugrunde gehen. Ich muss von hier verschwinden. Ben braucht mich.
    Vielleicht ist meine Lage gar nicht so schlecht, wie es den Anschein hat. Schließlich würde Onkel es doch nie zulassen, dass einer seiner besten Time Catcher einfach den Löffel abgibt. Oder doch? Wahrscheinlich will er mir nur einen Schrecken einjagen. Ich muss nichts weiter tun, als ein wenig auszuharren und darauf zu warten, dass Nassim mich abholt.
    Dann werde ich von einer neuen Welle der Panik erfasst. Wie soll mich Nassim jemals finden? Ich habe mich bestimmt schon einen Kilometer von dem Ort meiner Landung entfernt. Der Untergrund ist so hart, dass man keine Fußspuren erkennt.
    Ich drehe mich um und gehe weiter. Bete darum, dass es die richtige Richtung ist. Aber wie soll ich das wissen – alles sieht gleich aus.
    Mein T-Shirt ist völlig durchgeschwitzt. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man in einer lebensbedrohlichen Situation nicht so viel schwitzen soll, weil damit eine bestimmte Körperflüssigkeit verbraucht wird, auf die der Körper angewiesen ist. Aber dies ist keine lebensbedrohliche Situation, sage ich mir. Nur ein kleiner Spaziergang in der Wüste. Jede Sekunde kann ich im Schraubstock von Nassims starken Armen landen und erst wieder freikommen, wenn ich ihm bei seinem Kreuzworträtsel helfe.
    Doch wenn er nicht kommt?
    Lieber nicht darüber nachdenken. Aber es ist zu

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