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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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von Adrenalin schießt durch meinen Körper, ich beschleunige meine Schritte. Tut mir leid, Jungs, bei mir seid ihr an der falschen Adresse. Ich schleudere einen Stein nach ihnen. Sie flattern kurz auseinander, ehe sie wieder ihre Formation einnehmen.
    »H aut ab!«, schreie ich mit voller Kraft, doch heraus kommt nur ein jämmerliches Krächzen. Die Biester schweben weiterhin über mir. Als verhöhnten sie mich.
    Ich hole tief Luft, um mein inneres Gleichgewicht wiederzufinden, dann gehe ich weiter. Die Zeit vergeht. Die Berge kommen näher. Vielleicht kann ich bis zum Anbruch der Dunkelheit das Vorgebirge erreichen. Meine gefiederten Freunde sind glücklicherweise verschwunden. Die sollen bleiben, wo der Pfeffer wächst.
    Es gibt noch andere Veränderungen. Wo zuvor nur Sand und Steine zu sehen waren, befinden sich jetzt kleine Büsche. Irgendwas flitzt aus einem Strauch, der sich direkt vor mir befindet, und verschwindet im nächsten. Reine Einbildung? Ich stehe regungslos da, warte auf eine Wiederholung, doch nichts passiert. Ich richte meinen Blick nach vorn. Erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass am Horizont eine neue Farbe hinzugekommen ist.
    Grün.
    Am liebsten würde ich dem Grün entgegenrennen, aber dazu ist mein Körper zu schwach. Vielleicht ist es nur eine weitere Luftspiegelung. Was hat denn schließlich Grün in der Wüste zu suchen? Könnte natürlich auch sein, dass ich sie bald hinter mir lasse oder eine Oase erblickt habe oder … Eine erneute Bewegung über meinem Kopf. Irgendwas ist von einem der Felsen gesprungen. Ein Tier. Ein großes, robustes Tier mit gebogenen Hörnern. Sprachlos schaue ich zu, wie es von Stein zu Stein hüpft und plötzlich verschwunden ist.
    Ein großer Vogel schwebt am wolkenlosen Himmel. Zu schön, um ein Geier zu sein. Plötzlich klappt er seine Flügel ein und stößt nach unten.
    Ich habe jetzt das Grün erreicht. Es ist Gras. Langes, mannshohes Gras. Ein Wald aus Gras.
    Die Sonne steht niedrig am Himmel. Ich muss mich nach einem geschützten Ort für die Nacht umsehen. Ich brauche auch Wasser und etwas zu essen. Ich reiße ein paar Gräser ab, stecke sie mir in den Mund und kaue langsam darauf herum. Ihren bitteren Geschmack versuche ich zu ignorieren und rede mir stattdessen ein, dass sie mir neue Kraft geben. Dennoch muss ich einen Brechreiz unterdrücken.
    Als ich zu den Bergen hinaufblicke, sehe ich, dass die Gipfel mit Schnee bedeckt sind. Was würde ich jetzt für eine Handvoll Schnee geben. Aber sie sind doch weiter entfernt, als ich gedacht habe, und ich habe keine Chance, sie heute Abend noch zu erreichen. Und selbst wenn, hätte ich keine Energie mehr, auch nur einen der niedrigeren Gipfel zu erklimmen.
    Mit letzter Kraft reiße ich ein paar lange Grasbüschel heraus und lege sie auf die Erde. Mein Lager für heute Nacht. Erschöpft sinke ich darauf nieder und falle augenblicklich in Schlaf.
    Ein Kitzeln weckt mich auf. Ich öffne die Augen und sehe ein Tier mit zwei Scheren und einem geschuppten Schwanz meinen Arm hinaufkriechen. Ein Skorpion. Mit einem Schrei springe ich auf und schüttele ihn ab. Was leider meine Geier-Freunde von gestern auf den Plan ruft, die plötzlich wieder da sind und über mir am Himmel kreisen.
    Ich zupfe mir noch ein paar Grashalme zum Frühstück, dann breche ich auf – den Bergen entgegen.
    Ein Gebirgskamm vor mir. Majestätische goldbraune Felswände. Doch ich bezweifle, dass ich die Kraft haben werde, sie zu erklimmen.
    Ich kämpfe mich weiter voran. Die langen Gräser weichen steinigem Grund, der immer steiler wird. Mein Tempo lässt nach. Ich fühle mich schwach. Das Gehen fällt so schwer.
    Zu meiner Linken eine Bewegung. Ein kleines haariges Tier schießt zwischen zwei Felsen hervor, sieht mich und verschwindet dort, wo es hergekommen ist. Wäre mein Mund nicht so ausgetrocknet, würde mir jetzt das Wasser darin zusammenlaufen. Ich schlurfe dorthin, wo das Tier verschwunden ist. Stecke meine Hand zwischen die Steine, kriege jedoch nichts zu fassen. Was habe ich erwartet? Dass das kleine Kerlchen darauf wartet, von mir geschnappt und zum Frühstück verspeist zu werden?
    Seufzend mache ich noch ein paar Schritte, bevor ich erneut stehen bleibe. Meine Energie ist erschöpft. Alle Reserven verbraucht. Die Geier werden mutiger. Einer von ihnen lässt sich sogar kurz auf meiner Schulter nieder, ehe er wieder aufflattert. Ich wünschte, ich hätte einen Stock, um nach ihm zu schlagen, oder einen Stein, um nach ihm zu werfen,

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