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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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Eichhörnchen, das drauf und dran ist, auf die Bank zu springen und seine Beute einzuheimsen – eine fast volle Dose Pfadfinder-Glückskekse mit Minzgeschmack.

8. Februar 1968, 16:02 Uhr
    Boston, Massachusetts
    N och bevor ich die Augen öffne, wird mir klar, dass ich einen Programmierungsfehler begangen habe. Ich zittere am ganzen Körper. Ich hätte schwören können, dass ich die Ankunft nach dem Zeitsprung auf den zweiten August programmiert hatte. Aber die Temperatur fühlt sich eher nach Januar an. Vielleicht hat mich die Sache mit Abbie doch zu sehr abgelenkt.
    Ich blinzele mir die Schneeflocken aus den Augen und bemerke, dass ich mitten auf einer Straße stehe. Hübsche viktorianische Häuser zu beiden Seiten. Wüsste ich es nicht besser, würde ich vermuten, ich wäre um das Jahr 1880 herum gelandet. Das Hupen eines Autos schreckt mich auf. Mehr als das – ich springe panisch zur Seite, um dem Fahrzeug auszuweichen, das kein bisschen abbremst.
    Eine Eisplatte auf dem Bürgersteig lässt mich fast ausrutschen. In Anbetracht des Wetters sind mein T-Shirt und die Jeans ein schlechter Witz. Ich spiele bereits mit dem Gedanken, mich durch einen weiteren Zeitsprung ein paar Monate zurück in den Sommer zu katapultieren, als ich die Derne Street erblicke. Mit eingezogenem Kopf stapfe ich den Bürgersteig entlang, das Knirschen des Schnees unter meinen Schuhen ist das einzige Geräusch, das neben dem Heulen des Windes zu hören ist. Auf meiner Straßenseite befinden sich die ungeraden Hausnummern. 49, 51, 53 … und da bin ich auch schon: 55.
    Ich bleibe stehen und betrachte das Reihenhaus aus rotem Backstein, das mehr oder weniger so aussieht wie alle anderen in dieser Straße. Warum schlägt mein Herz dann so schnell?
    Meine Füße führen mich über einen schneebedeckten Gehweg bis zum Vordach des Hauses.
    Zusammengerollte Zeitungen liegen halb unter dem Schnee vergraben. Glasscherben bedecken eine Ecke der Veranda. Unter dem schmalen Dachvorsprung sind die Überreste eines ehemaligen Vogelnests zu erkennen.
    Im Inneren des Hauses ist es dunkel. Nein, mehr als das. Es sieht verlassen aus, kein Zweifel. Hier können sie nicht wohnen.
    Doch bin ich ganz sicher, dass sie mir diese Adresse genannt haben. Derne Street Nummer 55.
    Es gibt eine Klingel und einen Türklopfer. Ich klopfe.
    Zwanzig Sekunden vergehen. Eine Minute. Wegen der Kälte trete ich von einem Fuß auf den anderen.
    Dann versuche ich es mit der Klingel. Ihr hohles Echo dringt aus dem Haus. Eine weitere Minute vergeht. Nichts geschieht.
    Als ich mich gerade umdrehen will, nehme ich hinter dem Fenster eine Bewegung wahr.
    »H allo? Ist jemand zu Hause?« Meine Stimme klingt angespannt, verzweifelt.
    Ich hämmere gegen die Tür.
    Nach wenigen Sekunden höre ich, wie ein Schnappschloss zurückgezogen wird. Ein leises Klicken, dann öffnet sich langsam die Tür. Ein abgestandener Pizzageruch treibt mir entgegen.
    »J a, bitte?«
    Es ist die Stimme einer Frau. Sie klingt tonlos und matt.
    Ich betrachte ihr Gesicht, das von der Tür halb verdeckt wird. Es passt zu der Stimme, sieht bleich und verhärmt aus. Dunkle Augenringe.
    Dennoch könnte es sie sein. Ich versuche zu sprechen, doch die Worte wollen mir nicht über die Lippen kommen. »D i…Diane?«, presse ich schließlich hervor.
    Sie antwortet nicht gleich. Ich spüre ihre Augen auf mir.
    »J a?«, fragt sie mit brüchiger Stimme. »W er bist du?«
    »D iane, ich bin’s, Caleb!«
    Eine Erinnerung scheint in ihr aufzuflackern. »C aleb? Von der Expo?« Dann nehme ich noch ein andere Regung wahr: Misstrauen.
    »J a«, sage ich. »I ch wollte nur mal kurz vorbeischauen und sehen … wie es euch geht.«
    Sie wirft mir einen langen Blick zu, der mich daran erinnert, wie kalt mir ist. Ich verschränke meine Arme vor der Brust und reibe sie mit meinen Händen.
    »D u weißt es nicht, oder?«, fragt sie schließlich mit resignierter Miene.

8. Februar 1968, 16:14 Uhr
    Boston, Massachusetts
    D iane löst die Kette. »K omm rein.« Sie dreht sich um.
    Ich trete mir auf der Matte die Füße ab und folge ihr ins dunkle Wohnzimmer. Sie entfernt ein paar leere Pizzakartons von einem schmalen grünen Sofa und bittet mich mit einer Geste, Platz zu nehmen. Sie selbst lässt sich langsam in einen Sessel sinken.
    Wir sitzen uns gegenüber. Alle Worte, die ich mir vorher zurechtgelegt habe, erscheinen mir jetzt unpassend. Also warte ich ab und starre stumm auf einen schmalen Riss im Holzrahmen des Sofas.
    »B en

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