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Die Titanic und Herr Berg

Die Titanic und Herr Berg

Titel: Die Titanic und Herr Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Fuchs
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meinen nackten Oberkörper. Als ich im Rucksack meine Mütze suche, finde ich sie nicht, weg. Ich habe Peters Telefonnummer nicht mit, dumm. Ich habe eine Stimmung, als könnte ich heute anfangen, meine Fahrerlaubnis zu machen. Nur damit ich auf dem Weg durch Brandenburg ein Wildschwein anfahren kann. Und dann lege ich das verletzte Tier auf den Beifahrersitz, auf eine Decke, die das Blut aufsaugt. Dann nehme ich das Wildschwein mit nach Hause und pflege es.
    Kurz vor Franks Wohnung fällt mir ein, dass Frank ein verliebter Trottel ist, total. Er will alles wissen und alles anfassen. Er will mich und er will mich vor mir retten. Frank ist wunderschön. Sein Bart ist weich, und seine Augen sind zum Kurzurlaub gut, aber er bindet mir sofort die Schuhe zu, wenn ich sage, binde mir die Schuhe zu, sofort. Ich zitter am ganzen Körper wie in der vierten Klasse, als mir alle Jungs Schnee in den Ausschnitt gestopft haben. Die anderen Mädchen beneideten mich, aber mir war kalt, saukalt. Ich ließ mich nach Hause schicken und lag vor dem Fernseher, das «A-Team» lief, bis meine Mutter kam und Quetschkartoffeln machte. Mir ist kalt. Ich schaffe es nicht bis zu mir. Bei Frank ist es warm, und er lässt mir Wasser in die Badewanne ein, um dann den Schaum wegzublasen. Den schönen Schlüpfer hat er nicht beachtet.

vier
    Erst ist Montag und dann ist Dienstag. Und welch ein Wunder, dann ist Mittwoch. Mitten in der Nacht hat die Zeit einen neuen Namen. Der Ort bleibt derselbe, ein Bett, in dem zwei Personen schlafen könnten, aber nur einer wichst, kurz und schmerzlos, und dann ist Donnerstag. Und es ist immer noch derselbe Ort. Ich wichse nie woanders. Danach werfe ich das Taschentuch in eine Zimmerecke. Tritt sich fest. All das passiert, während andere Männer auf dem Mars Gesteinsproben sammeln. Ob das nötig ist, soll ein anderer Beamter eines anderen Amtes feststellen. Ich bin nur für den Abschaum zuständig, Kellner sind für den Milchschaum zuständig und nachmittags schlendern sie bei mir vorbei, um mir viele Ablehnungen vorzulegen, zwanzig im Monat. Sie haben sich beim Arbeitsamt arbeitswillig gemeldet und so sehen die schon aus. Sie arbeiten schwarz, bis sie schwarz werden. Ich mache einen Stempel unter einen Wisch. Mit einem Wischlappen wischt eine Hure Sperma vom Bettpfosten, das ist der Schaum, für den sie zuständig ist. «Träume sind Schäume» wird von mir in die Liste mit den dümmsten Sprüchen aufgenommen, denn nur weil es sich reimt, muss es nicht gleich etwas bedeuten. Da streite ich mich gerne bis aufs Messer mit diesem Pumuckl. Der soll erst mal in Echt existieren. Dann reden wir weiter. Als Trickfilmfigur würde mir auch alles viel leichter fallen. Ich könnte mich mit dem Radiergummi rasieren, ohne mich zu schneiden. Träume sind Schäume reimt sich, ist aber Scheißdreck. Dann wären auch Bäume Schäume und Träume Räume. «Muss ja!» reimt sich nicht und ist absolut wahr. Muss ja. Die Zellen teilen sich, sterben ab. Die Obstfliegen vermehren sich, sterben ab. Muss ja. Meine Fingernägel wachsen, ich schneide sie ab. Ich muss ja. Ich will mich nicht verletzen, wenn ich mich aus Versehen schüchtern berühre. Ich muss ja. Macht ja sonst keiner.
    Ich gehe zur Arbeit mit einer Tasche aus Rindsleder, die mir meine zweite Frau geschenkt hat, um die Tasche aus Schweinsleder zu ersetzen, die mir meine erste Frau geschenkt hat. Ich habe mir eine zweite Frau gesucht, um die erste zu ersetzen. Sie hat sich einen anderen Mann gesucht, um mich zu ersetzen. Ich habe an dieser Stelle den Kreislauf durchbrochen. Muss ja nicht. Und das Leben geht trotzdem weiter. Weiter. Weiter. Das lustige Brettspiel, immer ein paar Felder vorrücken, aber im Kreis laufen. Ich will die roten Männeln.
    Auf dem Amtsflur weichen schon wieder etliche Schnipsel mit Nummern in feuchtkalten Händen. Als ob das sein muss. Muss es nicht. Wenigstens muss ich mir nicht meinen Namen ans Hemd klemmen, um mich noch persönlicher beschimpfen zu lassen. Ich bin doch kein Erstklässler mit einer Badekappe, auf der Mutti den Taufnamen geschrieben hat. Peter. Schwimm schneller, Peter! Hör auf mit Ertrinken, Peter! Ich mache mir sehr starken Kaffee, von dem ich sehr starke Kopfschmerzen bekomme. Das ist eine feine Scheiße und dann noch den ganzen Tag mit Frau Kobow in einem Zimmer. Sie bietet mir Zahnpflegekaugummis an. Sie kämmt sich. Sie gießt den Weihnachtsstern. Dann schaut sie aus dem Fenster und sagt: «Der Schnee ist getaut.» Ein

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