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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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uns das an?«, entgegnete Torya mürrisch. »Weiter!« Sie winkte ihr Gefolge hinter sich her. »Der Kapitän wartet!«
    Eher zufällig fiel ihr Blick auf den Holzkäfig, den Wallisers Krieger über den Landungssteg auf den Kai rollten. Ein rothaariger Mann stand darin. Sie zog an den Zügeln ihres Alkerbullen und sah genauer hin: Der Rothaarige war nicht allein im Käfig - ein großes schwarz-graues Pelztier strich um seine Beine. Der halbnackte Mann umfasste die Holzstäbe und schien auf die Bestie einzureden. Seine stolze Haltung erregte Toryas Neugier - er wirkte nicht wie ein Elender, der sich gebrochenen Willens in sein Schicksal ergab.
    »Wen bringt uns der wilde Walliser denn da nach Albodon?« Torya packte ihren Alker beim Schaufelgehörn und hielt ihn an. Regentropfen prasselten auf ihren Hut.
    »Niemanden, mit dem ich tauschen möchte«, antwortete Taydal.
    Plötzlich zuckte ein Blitz aus den Wolkentürmen, gleich darauf folgte ein ohrenbetäubender Donner. Toryas Alker stieg auf die Hinterläufe und blökte voller Panik. Das war die Schwäche der Alker: Schon ein Peitschenknall konnte sie in die Flucht schlagen, so schreckhaft waren sie. Das Tier warf sich herum und jagte davon.
    Torya riss an den Zügeln und zerrte am Gehörn, versuchte den Alker mit knappen Zurufen zu bändigen - vergeblich: In gestrecktem Galopp preschte er zwischen Hafenbecken und Marktständen entlang. Links und rechts schrien Männer und Frauen auf und sprangen zur Seite. Hinter sich hörte sie Taydal rufen, der ihr auf seinem Alker zu folgen versuchte.
    Auch an der Anlegestelle der Vulvya gafften die Männer. Durch den Regen hindurch sah Torya ihre schemenhaften Gestalten vor dem Käfig am Hafenbecken stehen und ihr entgegenstarren.
    Nur der Rothaarige blickte nicht zu ihr. Er nutzte die Unaufmerksamkeit seiner Bewacher, griff durch die Holzgitterstäbe hindurch und entriss einem der umstehenden Männer das Beil. Torya sah noch, wie er von innen auf das Holzgitter einschlug, sah noch, wie das wilde Tier aus dem Käfig schlüpfte und einen der Männer dort umriss - und dann sah sie nur noch Schiffe und Wasser: Ihr Alker preschte dem Hafenbecken entgegen.
    Was dann geschah, ging zu schnell für ihre von Angst aufgepeitschten Sinne, um es zu erfassen. Kurz vor dem Hafenbecken bäumte sich ihr Bulle erneut auf - ein Tier duckte sich unter ihm, eine grauschwarze Wildkatze, fast so groß wie ein Canide. Sie fauchte, ihr Nackenfell sträubte sich. Die Vorderhufe des Alkers krachten aufs Pflaster, und einer traf den Katzenschädel.
    Torya versuchte sich am Geweih festzuhalten, glitt ab, rutschte aus dem Sattel und stürzte zu Boden. Drei Schritte vor ihr lag betäubt die Wildkatze. Der nächste Huftritt traf das Tier in der Flanke.
    Dann war endlich Taydal da. Er packte die Zügel von Toryas Alker, riss den erregten Bullen von der Katze weg und sprach beruhigend auf ihn ein.
    Torya begriff nicht gleich, was geschehen war. Sie stemmte sich auf die Knie und blinzelte zum Dreimaster. Dort schlug der Rothaarige mit dem Beil die überrumpelten Wächter nieder. Walliser, der eine Peitsche gegen ihn hob, bekam die Faust ins Gesicht. Der wilde Thronritter taumelte rückwärts und stürzte ins Hafenbecken.
    Der Rothaarige aber rannte los. Durch die Regenschleier hindurch sah Torya ihn auf sich zukommen. Niemand wagte, einen Pfeil auf ihn abzuschießen, einen Speer nach ihm zu schleudern - zu groß war die Gefahr, die gestürzte Königin zu treffen. Zu ihrer Überraschung warf sich der Rothaarige keuchend neben seiner Katze auf die Knie, statt zu fliehen. »Yiou!«, rief er. »Yiou ...!«
    Das Tier rührte sich nicht.
    Atemlos beobachtete Torya die Szene. Wie ein Liebender über die Geliebte beugte sich der Fremde über das Tier, murmelte dessen Namen, streichelte es und tastete seinen Körper ab. Auch als Taydal ihre Hand ergriff und sie hochzog, ließen Toryas Augen den Fremden und sein Tier nicht los.
    Durch das Prasseln des Regens hindurch hörte sie Taydals Stimme. »Bist du verletzt?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf. Windböen peitschten ihr das nasse Haar ins Gesicht. Ihr Blick wanderte über den Körper der Wildkatze. Der Alker hatte sie böse zugerichtet. Das Blut lief ihr aus der Schnauze.
    Torya ging neben dem Fremden in die Hocke. Mit zitternden Fingern strich sie sanft über das nasse Fell. »Lass das Tier in den Palast bringen, Taydal!«, befahl sie. »Wir müssen ihm helfen.«
    »Hier kommt jede Hilfe zu spät.« Der Erste

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