Die Tochter Der Goldzeit
Throngardist schüttelte den Kopf. »Das Einzige, was wir für das Tier noch tun können, ist, es rasch von seinem Leiden zu erlösen.«
»Nein!« Der Rothaarige blickte auf. Regen troff aus seinem langen Haar, ein gehetzter Ausdruck lag in seinem kantigen Gesicht. »Sie ist stark. Sie wird leben.« Er beugte sich wieder über den Kopf des Tieres und versuchte die Seilschlinge von dessen Hals zu lösen.
Die Königin betrachtete seinen zerschürften Handrücken. Er trug einen Siegelring. Ihr Blick wanderte über die braungebrannte Haut seines Armes. Ein muskulöser Arm. Striemen bedeckten seine kräftige Schulter. Ein starker Mann. Sie betrachtete sein zerschlagenes Gesicht, seine dunkelblauen Augen. Ein schöner Mann. Wer war er? Woher kam er?
Der Fremde hob den Kopf, und ihre Blicke begegneten sich. Er wirkte überrascht, fast wie einer, der nach einem Traum aufwachte und ins Tageslicht blinzelte.
Bewaffnete hetzten durch den Regen heran, an ihrer Spitze Wallisers massige Gestalt. Seine nassen Hosen klebten an den krummen Beinen, sein schwarzer Harnisch und die langen Haare trieften vor Nässe. Offenbar hatten ihn seine Matrosen aus dem Hafenbecken gezogen. Er schwang schon wieder die Peitsche. »Hoch mit dir, Eyruner!«, brüllte er. »Nie wieder wirst du dich dem Willen eines Thronritters von Albridan widersetzen!«
Torya sprang auf und stellte sich schützend vor den Rothaarigen. Die Krieger blieben sofort stehen, Walliser ließ die Peitsche sinken. »Meine Königin ...« Seine Gestalt straffte sich, er grinste schief und deutete eine Verbeugung an. »Der Bastard sollte mein Geschenk für dich sein. Er und das Katzenvieh. Jetzt kann ich dir nur noch das Fell der Bestie schenken .« Hasserfüllt funkelte er den Rothaarigen an. »Der Bastard ist zu gefährlich, er darf nicht am Leben bleiben.«
»Willkommen in Albodon, Walliser von Cardyfes.« Torya machte einen Schritt auf Walliser zu und hielt ihm die Hand hin. Er zögerte einen Augenblick, dann begriff er und küsste ihr unterwürfig die Finger.
»Wo hast du den Mann und sein Tier gefangen genommen?« Sie drehte sich nach dem Rotschopf um. Der kniete neben seiner Katze und musterte den Thronritter feindselig.
»In der Eyrunischen See, meine Königin. Er war in einem Ruderboot unterwegs, in albridanischen Hoheitsgewässern. Meine Späher haben herausgefunden, dass Fürst Runynger von Eyrun fünf Goldstücke für seinen Kopf bezahlt, und da habe ich mir gedacht .«
»Danke für das Geschenk, Walliser von Cardyfes. Es wäre mir eine Ehre, dich heute Abend als Gast an meiner Tafel zu begrüßen.« Mit einer knappen Geste bedeutete sie dem Thronritter, sich zu entfernen. Widerstrebend stapfte Walliser an der Spitze seines Haufens zur Vulvya zurück.
Torya wandte sich an den Rothaarigen. »Wer bist du?«
»Jacub von Eyrun. Ich danke Euch, Königin Torya.« Er verneigte sich vor ihr. »Meine Katze heißt Yiou. Seid ohne Sorge: Sie tut niemandem etwas zuleide, wenn ich es nicht will.«
»Meine Heiler werden sich um das Tier kümmern, Jacub von Ey-run«, sagte Torya. Wie verzaubert war sie von der Nähe des Fremden. Vergessen war ihr auslaufbereites Schiff, vergessen der Magier, Olfarkan und das Geschwätz des Volkes. »Folge meinem Gardisten in den Palast. Dort wird man deine Wunden behandeln und dir frische Kleider und zu essen geben.«
Später stand sie auf ihrem Balkon hoch über dem Palasthof. Taydal und der Rothaarige traten aus dem Badehaus. Jacub von Eyrun trug ein langes weißes Gewand. Die Männer liefen über den Hof. Jacub von Eyrun hatte es eilig, zu seiner verletzten Katze zu kommen. Torya fragte sich, wie ein Mann derart an einem Tier hängen konnte.
Seine kraftvollen und geschmeidigen Bewegungen schlugen sie in den Bann. Ebenso gefielen ihr seine rote Mähne, die bei jedem Schritt auf und ab schwang, und seine stolze Haltung. Ein unbeugsamer Mann schritt dort unten an Taydals Seite über den Palasthof, ein wahrhaft freier Mann. Warum hatte es der Fürst von Eyrun auf ihn abgesehen?
Alles an ihm bezauberte sie, und ihr Blick ließ Jacub von Eyrun nicht los, bis er an Taydals Seite im Portal des Hauptgebäudes verschwand. Etwas regte sich unter ihrem Zwerchfell. Ein Vogel schien dort umherzuflattern, nein: ein ganzer Vogelschwarm.
War es das, was alle Welt »Liebe« nannte?
Kapitel 3
Der große Segler der Tiefländer hatte drei Decks. Fast hundertzwanzig Menschen drängten sich auf ihnen. Man wies Katanja einen staubigen Winkel im Laderaum
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