Die Tochter Der Goldzeit
Kriegszeit/ Doch nun sind sie vorbei, diese finsteren Zeiten. Neues entsteht, und die Wahre Goldzeit keimt schon unter meinem wachsamen Blick.«
»»Wann wird es geschehen, Höchster?«, sprach ich, Alphatar, der Erzdiener Dashirins. »»Wann wird sie anbrechen, die Wahre Goldzeit?«
»Bald wird es geschehen«, sprach der Höchste. »»Bald werden wir uns einen starken und treuen Diener schaffen, mit Willen von unserem Willen und mit Kraft von unserer Kraft, ein Bild, das uns gleicht. Betavar soll sein Name sein. Durch den ganzen Kontinent werden wir ihn senden, über den Großen Ozean bis an die fernsten Gestade, damit er jene rufe, die mein Gesetz lieben, die mir gehorchen und die nach Frieden, Ordnung und Gerechtigkeit hungern. Durch ihn werde ich sie rufen, damit sie kommen und mir dienen. Und dann wird es geschehen, und ich werde ihnen Macht geben, die Neue Goldzeit heraufzuführen .«
Aus dem Buch Spruch Dashirins an Alphatar, Kapitel 113
Kapitel 1
Sie fliegen nach Norden ins Landesinnere. Ohne Eile bewegen sie die weiten Schwingen. Die Dächer Olmerids bleiben zurück, die Rauchsäulen und die Menschen in der verwüsteten Stadt. Auch Bosco bleibt zurück. Er wird jetzt mit denen ziehen, die herrschen wollen auf Erden, die den Weg zur Lichterburg suchen und den Goldzeitschatz. Mit dem grausamen Zwerg und seinem Kriegsmeister wird er ziehen.
Dafür haben sie ihn dem Untergang Tikanums entrissen.
Das Kleine Südmeer ist nur noch ein türkisfarbener Streifen hinter ihnen am Horizont. Hügel gleiten unter ihnen hinweg, Berge, Schneegipfel, Flusstäler und Ebenen. Und dann das Mordheer des Eisernen, das nach Norden stampft. Jäh zieht der Himmel sich über ihm zu, und ein Gewittersturm zwingt den Eisenmann, mit seinen Kriegern und Tieren in Höhlen Deckung zu suchen, in Erdlöchern, Kuhlen und Ruinen.
Wind bauscht ihr Gefieder auf, der Gewittersturm und das Mordheer bleiben zurück. Dort, das Widdergespann! Tief unter ihnen zieht es einen Karren mit drei Menschen nach Norden. Drei, die dem Untergang Tikanums entflohen sind. Die Sonne scheint, und die drei aus Tikanum kommen rasch voran. Ihnen fliegen sie voraus.
Die Sonne geht unter, Nacht verhüllt das Land. Sie fliegen Stunde um Stunde. Als die Sonne wieder aufgeht, dehnt sich das Westmeer vor ihnen aus. Die Küste bleibt zurück. Ein gewaltiges Schiff, größer als der Königspalast von Albodon, treibt im Meer. Kein Volk und kein Stamm in den Wintern nach der Götternacht hat Schiffe gebaut, die so groß sind. Reling, Oberdeck und die Dächer der Aufbauten sind bedeckt von Möwen, Seeschwalben und Kormoranen. Sogar der Albatros nistet auf dem mächtigen, uralten Wrack dort unten.
Würden sie fünfzehn Stunden weiter nach Norden fliegen, sähen sie den Dreimaster, auf dem Jacub von Eyrun in Fesseln liegt und seine Raubkatze Hunger leidet.
Würden sie zwanzig Stunden nach Osten fliegen, sähen sie Grittana von Altbergen zur Zeitfuge reiten. Die Meisterin sorgt sich um Katanja; viel zu lange schon hat sie nichts von ihrer Schülerin gehört.
Doch sie fliegen nicht weiter nach Norden und wenden sich nicht nach Osten. Ihr Weg führt nach Nordosten. Die Sandstrände der Westküste gleiten unter ihnen hinweg. Die Sonne geht unter. Sie dringen in die Westwildwelt hinein.
Stunde um Stunde sind sie unterwegs. Die Nacht verhüllt das Land unter ihnen, verhüllt die Zelte der Nomaden und die Ruinen, in denen Jäger wohnen, verhüllt die Flüsse, die Wälder, die Seen und viele untergegangene Städte. Als die Sonne über den östlichen Horizont steigt, sehen sie in der Ferne die Eisenskelette der größten Ruinenstadt der Westwildwelt aufragen und zwischen ihnen einen hohen Turm. Verkrüppelte Birken, Greifhorste und immergrünes Klettergewächs schmücken seine Gitterfassade. Unzählige sind hier gestorben, als der Tyrann gegen Ende der Götternacht kleine Sonnen im Himmel aufleuchten ließ.
Gegen Mittag folgen sie einem Flusslauf zurück zur Westküste bis zu der kleinen Stadt an der Mündung. Hier wird Bosco die drei aus Tikanum finden, die er sucht; hier werden sie auf ihn und die Meisterin warten.
Sie fliegen dicht über den Wogen des Mündungsdeltas.
Die Silhouetten zweier großer weißer Vögel spiegeln sich im Wasser.
Kapitel 2
Mit Sonnenaufgang setzte die Flut ein, und mit der Flut kam Wind auf. Dunkle Wolken trieben von der nahen Südküste über Albodon hinweg ins Landesinnere. Die erste Vollmondnacht stand bevor und mit ihr ein
Weitere Kostenlose Bücher