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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Rosch-Sippe sein Dorf überfallen hatte?
    Am liebsten hätte Jacub das Schwert gegen die beiden widerwärtigen Kerle gezogen. Doch er beherrschte seinen Ekel und Zorn und ging wortlos zur Kerkertür. Yiou sprang an ihm vorbei; sie zog ihn fast mit sich, so eilig hatte sie es. Die schwere Tür fiel hinter ihm zu. Das Gelächter der Männer verfolgte ihn dennoch durch den Gewölbegang des Kerkertraktes.
    An dessen Ende, vor einer der letzten Kerkertüren, stand eine kleine, zierliche Frau. Ein großes Tuch bedeckte ihren Kopf und ihre Schultern. Darunter trug sie ein moosgrünes Gewand. Sie stand auf den Zehenspitzen und drückte ihre Stirn gegen die Kerkertür.
    Jacub nahm sie nur beiläufig wahr - sein Zorn auf den Kerkermeister hielt ihn noch fest im Griff. In Eyrun hatte er so manchen harten Mann kennengelernt. Selbst Fürst Runynger pflegte seine eingekerkerten Feinde keineswegs mit Seidenwäsche und Daunenfedern zu verwöhnen. Doch einem wie Korban war er noch nie begegnet. War dieser Meister der Schmerzen mit seiner blauen Perücke und seinen weißen Seidenstrümpfen nicht die Fleisch gewordene Grausamkeit?
    Die Frau am Ende des Kerkerganges blickte zu ihm, trat von der Tür zurück und huschte zur Treppe. Nur flüchtig sah Jacub ihr mädchenhaftes Gesicht. Leichtfüßig, fast tänzerisch sprang sie die Stufen hinauf und verschwand aus seinem Blickfeld.
    Jacub dachte an seine Geliebte, während er auf die Treppe zuging, und ein schales Gefühl kroch in ihm hoch. Was war das für eine Königin, die einer Bestie wie Korban gestattete, sich in ihren Kerkern auszutoben? Was war das für eine Frau, die den Rat eines Finsterlings vom Schlage Gulwyons suchte? Und stimmte es am Ende, dass sie sich Männer wie Taydal und Burgas ins Bett geholt hatte?
    An der Kerkertür, vor der die Fremde gestanden hatte, machte er halt. Auf Augenhöhe gab es da einen vergitterten Sichtschlitz. Aus reiner Neugier spähte er hindurch. In der Kerkerzelle lag eine junge Frau in einem einfachen grauen Kleid mit angezogenen Knien auf der Pritsche. Ihr aschblondes Haar war kurz geschoren, ihr schmales Gesicht eingefallen und von Sommersprossen bedeckt. Aus leeren Augen starrte sie die gegenüberliegende Wand an.
    Eine Gefangene von vielen, dachte Jacub. Er wandte sich ab und stieg die Treppe hinauf. Eine Kindsmörderin, eine Diebin, eine Spionin - eine Verbrecherin eben. Was ging es ihn an? Die Kellertür fiel hinter ihm zu, und endlich wich der dumpfe, quälende Druck von seiner Brust. Er trat nach draußen in den Innenhof und atmete tief die kalte Luft ein. Menschliche Fußabdrücke führten durch den Schnee im Palastinnenhof; daneben verlief die Fährte einer großen Vogelklaue. Jacub beachtete sie kaum, seine Gedanken kreisten um Torya. Misstrauen und Unbehagen begannen in ihm zu nagen. Nicht einmal Torya sollte es mit ihren Zärtlichkeiten noch gelingen, seine Zweifel wieder zu zerstreuen.

Kapitel 8
    Eine Spur im Schnee. Sie führte von der Flussmündung den Hang hinauf. Friedjan drehte sich um und bedeutete seinem Vater Tondobar und den beiden Waldläuferinnen auf der anderen Seite des Flusses mit Handzeichen, was er entdeckt hatte. Tondobar war auf einem gescheckten Bock unterwegs, die Waldläuferinnen mit Schneeschuhen. Friedjan wartete, bis sein Väter den Caniden von der Leine gelassen hatte. Dann hieb er seinem weißen Mammutwidder die Stiefelabsätze in die Fellflanken.
    Waldläufer hatten tags zuvor zwei Männer am verschneiten Westhang gefunden. Erfroren. In ihren Rückentornistern steckten Bücher und eine Lampe, deren Leuchtlinse aus einem Kraftflussspeicher gespeist wurde. Kein Mensch trug Bücher durch die Kälte, es sei denn, er war Angehöriger einer Sozietät. Kein Mensch besaß eine Lampe mit Goldzeittechnik, es sei denn, er lebte in einer Sozietät oder hatte sie jemandem geraubt, der in einer Sozietät lebte.
    Die Meisterin Grittana und Friedjans Vater glaubten, dass weitere Mitglieder einer Sozietät irgendwo hier an den Nordhängen des Eisgebirges erfroren waren oder noch ums Überleben kämpften. Also waren im Morgengrauen sechsunddreißig Waldläufer, Jäger und Torwächter in sechs Gruppen aufgebrochen, um nach ihnen zu suchen. Je ein Katafrakt begleitete die Gruppen.
    Der schwarze Canide sprang an Friedjan und seinem Widder vorbei und folgte den Spuren in den Wald hinein. Es waren Stiefelabdrücke von vier Menschen. Friedjan trieb sein Tier an und ritt dem Caniden hinterher. Wie alle Katafrakte trug er eine mit

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