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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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grünen und erdfarbenen Lederflicken bespannte Rüstung aus gehärtetem Leichtmetall. Die Scharniere sämtlicher Gelenke waren kunstvoll aus Leder gearbeitet. Ein weißer Pelzmantel hüllte ihn ein. Von der üblichen Bewaffnung eines Katafrakts hatte er nur die Armbrust mitgenommen. Statt Langschwert und Wurflanzen steckte ein kurzes Rohr mit kugelförmigem Kraftflussspeicher und hölzernem Griffkolben im rechten Sattelholster, ein Lichtbündler.
    Es gab drei Arten verbotener Waffen in den Lagergrotten der Katafrakte von Altbergen: Druckwerfer, Bomberster und Lichtbündler. Den Druckwerfer nannten manche auch »Projektiler«. Friedjan trug einen der vier Lichtbündler von Altbergen. Sein Vorgänger in der Panzerreitergarde, Janners Vater, hatte ihn in die Geheimnisse der Waffe eingeführt. Wäre Janner in Altbergen geblieben, hätte er das Amt des Katafraktes von seinem Vater geerbt. Und seinen Lichtbündler dazu.
    Der Gedanke an den Toten ging ihm wie ein Stich durch die Brust. Friedjan dachte an Weronius, den starken und klugen Lehrer - auch der war tot. Helvis trug nur noch Schwarz, seit sie es wusste. Und schließlich stand ihm seine Schwester vor Augen, Katanja. Nur sie lebte noch, die Schwächste der drei. Jedenfalls hatte sie noch gelebt, als sie den Brief verfasste, den Weronius' Kolk kurz vor Wintereinbruch nach Altbergen gebracht hatte.
    Friedjan schüttelte Angst und Sorge ab, konzentrierte sich auf die Spuren des Caniden. Sie führten an einer Kuhle im Schnee vorbei. Hier war offenbar einer der Fremden gestürzt. Nach der Kuhle fand Friedjan nur noch Spuren von drei Stiefelabdrücken. Ein Paar war tiefer als die anderen beiden. Einer der Fremden trug den Gestürzten. Friedjan blickte in den dichten Winterwald - der Canide war nirgends mehr zu sehen.
    Weil der Sohn Tondobars ein eher kleiner und zierlicher Mann war, hatte der Rat ihm eine Kraftprüfung auferlegt, bevor er seiner Aufnahme in die Katafraktengarde zustimmte. Die Rüstung zu tragen und die schweren Waffen zu führen, erforderte große körperliche Kraft. Friedjan hatte hart trainiert und die Prüfung bestanden.
    Die Spuren des Caniden verliefen jetzt neben den Stiefelabdrücken. Sie führten zu den Felswänden des alten Steinbruchs hinauf. Der Mammutwidder trottete durch den Schnee und wich Gestrüpp und Bruchholz aus. Das lange Bauchfell des Tieres schleifte am Boden. Zwischen den Fellquasten an seinem Hals und rund um das Gehörn hingen kleine Eiszapfen. Seine Nüstern bliesen weiße Fahnen gefrierenden Atems aus.
    Der Wald lichtete sich, eine Felswand rückte in Friedjans Blickfeld. Große Felsbrocken ragten hier und da aus dem Schnee. Es war lange her, dass er das letzte Mal hier unten am Steinbruch gewesen war. Mit seinem Vater und zwei Jägern hatte er einen alten Bären verfolgt, der schon zum zweiten Mal Sozietätsangehörige vor dem Tor angegriffen hatte. Sie hatten das Tier töten müssen. Vor drei Wintern war das gewesen. Damals gab es noch keine Nachrichten von Katanja.
    Ein kalter Wind blies von Osten her durch die Felsschneise in der Mitte des Steinbruchs. Friedjan klappte das getönte Kunstglasvisier seines Helms herunter. Die Spuren verliefen geradewegs auf die linke Felswand zu. Sollten die Fremden die getarnten Höhleneingänge entdeckt haben? Dann waren sie geübte Beobachter. Zwischen den Ginsterbüschen, die am Fuß der Felswand wuchsen, tauchte jetzt der schwarze Canide auf. Er kläffte einmal kurz und heiser. Friedjan trieb seinen Widder an.
    Beim Ginster angekommen, schwang er sich aus dem Sattel. Er zog den Lichtbündler aus dem Sattelholster - das Sozietätsgesetz schrieb vor, eine verbotene Waffe außerhalb der Bergstadt niemals aus den Augen zu lassen - und sah zurück. Sein Vater ritt eben in das lichte Gelände vor dem Steinbruch. Friedjan bedeutete ihm mit ein paar Gesten, dass die Gesuchten sich wohl in einer der Höhlen versteckt hatten.
    Er drang in den Ginsterbusch ein. Der Canide lief voraus. Schnee rieselte vom Gestrüpp auf Friedjans Pelzmantel. Ein von Eiszapfen gerahmter Höhleneingang gähnte in knapp anderthalb Meter Höhe hinter einer Birkengruppe und einem Brombeerstrauch. Ein Mann in schwarzem Mantel kniete dort. Er stützte sich auf eine rostige Eisenstange. Eine Kapuze verhüllte sein Gesicht. Friedjan sah dennoch, dass seine Züge knochig und hohlwangig und seine Haut wächsern und bleich waren.
    »Wer bist du?«, krächzte der Fremde. Er sprach mit südländischem Akzent. Seine Haltung und die

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