Die Tochter Der Goldzeit
her, behauptet er.«
Jacub traute seinen Ohren kaum. »Einen Poruzzen?«
»Richtig.« Burgas nickte. »Einen Poruzzen der Sippe Rosch.«
Wie ein Blitz schlug der Name in Jacubs Gemüt ein. Er packte den Throngardisten bei den Schultern. »Bring mich zu ihm!« Seine Stimme klang heiser auf einmal. Burgas gehörte zwar zu den Menschen am Hof, denen er misstraute, doch dieser Sache musste er auf den Grund gehen. Gemeinsam stiegen sie also in den Kerkerkeller hinab; Yiou folgte ihnen an der Kette.
Der Kerkermeister, ein großer, dürrer Mann mit blauer Perücke und gepflegtem Bart, empfing sie in seiner Folterkammer. Seine Kleidung wirkte erlesen: Er trug einen blauen Frack, weiße Seidenstrümpfe, halblange Lederhosen und spitze, hochhackige Lackstiefel. Auf seiner Streckbank sitzend, begann er damit zu prahlen, wie er den jungen Poruzzen namens Rosch gequält hatte. Er gefiel sich in ausschweifenden Reden und schilderte beinahe genüsslich die Gewalt, mit der er den jungen Rosch gebrochen hatte. Manchmal, wenn er sich besonders lebhaft an die Leiden seines Opfers erinnerte, brach er in meckerndes Gelächter aus und äugte beifallheischend zu Burgas. Der Zweite Throngardist lehnte die ganze Zeit neben einem Regal voller Messer, Zangen, Peitschen und Eisendornen und feixte.
Jacub blieb lange stumm vor Entsetzen. Yiou zerrte an ihrer Kette, wollte aus der Folterkammer hinaus.
»Irgendwann im vorletzten Sommer hat ihn die Königin dann gegen eine Geisel ausgetauscht. Wie bedauerlich«, schloss der Kerkermeister seinen grässlichen Bericht. »Die Seeräuber gaben im Gegenzug die Tochter eines Thronritters frei. Zum Abschied habe ich mir den Burschen noch einmal ordentlich vorgenommen, damit er allzeit eine lebendige Warnung für seine Mordgenossen bleibt!« Kichernd klatschte Korban in die Hände.
Nie zuvor hatte ein Mensch Jacub in ähnlicher Weise angewidert. Im Stillen fragte er sich, ob Torya von dem Poruzzen in ihrem Kerker gewusst hatte; und wenn ja, warum sie es dann nie erwähnt hatte. »Woher weißt du, dass es ein Rosch war?«, fragte er.
Der Kerkermeister lachte meckernd. In seinem Mund glänzten goldene Zähne. »Woher ich das weiß?« Mit der flachen Hand schlug er auf die Streckbank. An deren Kopfende stand ein Korb voller aschblonder Haare. »Weil das Bürschlein so hieß: Zorcan Rosch! Meister Korban kriegt alles raus. Bring ihm einen beliebigen Dreckskerl run-ter, und Meister Korban weiß nach einer Stunde sogar, ob er beim Vögeln furzt! Hab ich recht, Burgas?«
Der Throngardist nickte verlegen. »Roschs Dreimaster ist übrigens im letzten Sommer in der Tausendinselsee gesichtet worden«, sagte er. »War dort angeblich in eine Seeschlacht verwickelt.«
Jacub hatte den Eindruck, dass Burgas von sich ablenken wollte; Korbans Mitteilungsbedürfnis schien ihm nun doch unangenehm zu werden.
Dem Kerkermeister jedoch waren derartige Hemmungen fremd. »Hilft mir manchmal hier unten, der gute Burgas«, fuhr er munter fort. »War selbst mal Gast in meinem Kerker, hatte einen Kerl zu viel erschlagen, der gute Burgas, wäre fast selbst mal auf Meister Korbans Bänkchen gelandet.« Er klopfte auf die Streckbank. »Hab zum Glück gleich gemerkt, dass die Königin ein Auge auf dich geworfen hat. Hätt ich's nicht gemerkt, hätten sie dich in ihr Bett tragen müssen. Und viel Freude hättest du ihr dann nicht mehr machen können, fürchte ich!« Er lachte meckernd.
»Wieso in ihr Bett?« Aus schmalen Augen blickte Jacub dem Zweiten Throngardisten ins blatternarbige Gesicht. »Was soll dieses Geschwätz?«
Burgas machte eine betretene Miene und schwieg.
»Beruhigt Euch, Ritter von Eyrun.« Korban musterte Jacub von Kopf bis Fuß, als müsse er seinen Wert schätzen. Einen Moment lang verweilten seine Augen auf Jacubs Siegelring. »Jeder von uns hat so seine Vergangenheit, was?«, sagte er schließlich. »Burgas, Meister Korban, du und auch die Königin. In dieser Vergangenheit war sie schon genauso gierig wie in der Gegenwart, was, Burgas? Da holte sie sich eben den einen oder anderen Liebhaber vom Sklavenmarkt oder bei mir aus dem Kerker.«
Jetzt erst begriff Jacub, warum Burgas ihn zu Korban geführt hatte: Er wollte ihn loswerden! Deshalb machte er ihm die Geliebte schlecht, deshalb auch der Hinweis auf das Poruzzenschiff in der Tausendinselsee. Burgas war Toryas Geliebter gewesen, und Jacub sollte verschwinden, damit er es wieder werden konnte. Hatte Burgas etwa von der Königin erfahren, dass die
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