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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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glauben an mindestens tausend Götter, und keiner von denen war jemals beleidigt! Die haben Besseres zu tun, verdammt noch mal!«
    Was sie denn zu tun hätten, wollte Svervagos wissen. Saufen, würfeln, vögeln, tanzen und sich prügeln, erklärte Cahn Rosch. Und wenn ein Gott bei einer Prügelei sein Leben verlor, wäre das nicht weiter schlimm, sagte der Capotan, weil er nach einer gewissen Zeit und bei günstiger Stimmung sowieso aus dem Totenreich zurück an die Festtafel gerufen wurde. Und genauso würde es auch jedem halbwegs anständigen Poruzzen ergehen.
    Einige Dorfbewohner waren sehr angetan von den göttlichen Zechern, Spielern und Lüstlingen der Poruzzen. Andere dagegen zeigten sich entrüstet. Vor allem Svervagos, der Göttersprecher. Ein heftiger Streit entbrannte, und Katanja hielt den Atem an. Die beiden Männer schrien sich an, und obwohl der Göttersprecher einen halb-en Kopf kleiner und wesentlich schmaler als der Capotan war, sprang er als Erster auf und drohte Cahn Rosch mit den Fäusten. Sofort erhoben sich auch Moellen und seine Kumpane. Die Nordmänner beäugten sie misstrauisch. Die Luft knisterte.
    Der Bader stand auf, stieß seinem Bruder den Ellenbogen in die Rippen und verkündete, dass selbstverständlich nicht alle Poruzzen an berauschte und liebestolle Götter glaubten. Viele verehrten auch den großen Dashirin, den Gott von Zucht und Ordnung, zum Beispiel sein Gehilfe, der edle Wenz. Er deutete auf den dürren Mann mit den Brandnarben und der Hasenscharte. Die Dorfbewohner betrachteten ihn wohlwollend. Wenz senkte schüchtern den Blick.
    Otman Rosch aber schenkte dem Göttersprecher einen Schluck Gerstenwässerchen ein und ließ dann die Flasche kreisen. Die Gruppe um Moellen setzte sich wieder. Man aß und trank und scherzte, und eine Zeitlang sah es so aus, als würde das Gottesfest einen friedlichen Verlauf nehmen. Cahn Rosch schickte sogar seine Söhne los, damit sie zur Esvalya hinüberruderten und seine letzten Flaschen Gerstenwässerchen aus seiner Kajüte holten.
    Kurz nachdem Cahn Rosch das zweite Fass Bier geöffnet hatte, brachte man den Affen zu Katanja. Polderau war bewusstlos. Katanja erfuhr, dass er eine halbe Flasche Gerstenwässerchen und vier Krüge Bier getrunken hatte. »Bringt ihn auf die Terrasse meiner Hütte«, seufzte Katanja.
    Waller Rosch und Wenz packten Polderau an Hinter- und Vorderpfoten und schleppten ihn zu der Hütte, die man der Göttersprecherin der Poruzzen überlassen hatte; dafür nämlich hielten die Dorfbewohner die junge Frau mit den Silberfäden im Haar. Katanja fasste das Seil am Rollbrett des Wahnsinnigen und zog ihn hinter sich her. Der Blaue saß auf Zorcans Schulter. Die Dämmerung setzte eben ein.
    Vor ihrer Hütte brachte Katanja den Affen zum Erbrechen und wies Wenz an, ihm große Mengen Wasser mit zerstäubter Kohle und etwas Steinsalz einzuflößen. Unter dem Felldach stritten Cahn Rosch und Svervagos schon wieder. Auch andere Poruzzen und Nordländer lieferten sich erhitzte Wortgefechte. Jemand entzündete ein Feuer. Drei oder vier junge Paare entfernten sich vom Dorfplatz und Hefen hinunter zu den Anlegestellen.
    »Warum sind wir, wie wir sind?«, fragte Waller Rosch und machte eine ziemlich ernsthafte Miene dabei.
    Katanja sah verblüfft auf. »Wie meinst du das?«
    »Warum müssen wir immer grölen, saufen, prügeln und töten?«
    »Schon eure frühen Vorfahren taten das gern.« Katanjas Miene verdüsterte sich, und leiser fügte sie hinzu: »Vielleicht haben sie die Götternacht deswegen überlebt.«
    »Der besoffene Affe zuckt und zittert«, lispelte Wenz.
    »Er hat sich vergiftet.« Katanja warf einen besorgten Blick auf den zitternden Polderau. »Hülle ihn in Decken, rühre ihm Honig in den nächsten Krug Wasser. Und legt ihn auf die Seite, damit er kein Erbrochenes einatmet.« Wenz holte Honig und Decken. Zorcan zog den Affen zu sich aufs Rollbrett und schlang die Arme um ihn.
    »Was weißt du über unsere Vorfahren?«, wollte Waller Rosch wissen.
    »Nicht viel.« Wenz kam aus der Hütte zurück. Während er Honig in das angewärmte Wasser rührte, wickelten Zorcan und Katanja den Affen in Decken ein. »Ihr wisst, warum man euch Tiefländer nennt?«
    Zorcan und Wenz schüttelten die Köpfe, und Waller Rosch erzählte, was man ihm beigebracht hatte: »Unsere Vorväter stiegen einst aus der Unterwelt auf die himmlischen Gipfel der Oberwelt und forderten die Götter der Goldzeit zum Wettkampf auf. Die Götter und unsere

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