Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
einem zum anderen. Er dachte an seinen Besuch bei Korban. Schließlich drehte er sich um und zog Yiou hinter sich her zur Haustür. Die Klinke schon in der Hand und ohne sich umzudrehen, sagte er: »Von mir habt ihr nichts zu befürchten, ich war heute Abend nicht hier. Deine Frau, Taydal, habe ich nie gesehen.« Er zog die Tür auf und ging in die Nacht hinaus.
    Zurück im Palast und in seinem Schlafraum packte er seine Habseligkeiten zusammen. Danach schrieb er ein paar Sätze für Torya auf. Er steckte den Brief in ein Kuvert und legte es auf sein Bett.
    Durch einen Nebenausgang verließ er den Palast. Am Hafen zog er seinen Umhang über den Kopf, was sinnlos war, denn wer ihn nicht an seinem roten Haar erkannt hätte, der erkannte ihn jetzt an seiner Großkatze. Entlang der nächtlichen Anlegestellen lief er von Schiff zu Schiff. Eine lange nicht mehr empfundene Klarheit beherrschte seinen Geist.
    Nach einer Stunde etwa entdeckte er einen kleinen Zweimaster mit vier Ruderbänken im Unterdeck, ein Schiff der Königlichen Flotte von Albridan. Es schien seetüchtig - und war unbewacht. Jacub lichtete den Anker und hisste die Segel. Niemand hielt ihn auf, als er den Zweimaster aus dem Hafen hinaus auf den träge dahinströmen-den Tham steuerte. Er wusste, was er zu tun, wohin er zu gehen hatte.

Kapitel 14
    Gegen Ende des fünften Mondes war der Damm fertig. Cahn Rosch ließ den ausgehandelten Lohn an Bord der Esvalya schaffen und rief danach ein Gottesfest auf dem Dorfplatz aus, um das neue Bauwerk einzuweihen. Er spendierte geräuchertes Walrossfleisch, zwei Fass Bier und fünf Flaschen Gerstenwässerchen.
    Die Dorfbewohner schlachteten eine Alkerkuh. Die wog etwa zwölfmal so viel wie ein kräftiger Mann. Ihren Dorfplatz überdachten die Nordländer mit gefetteten Alkerfellen, denn der Himmel sah nach Regen aus. Das Fest begann aber auf dem Damm selbst, und mit dem Fest begann auch der Streit.
    Ein Graukopf namens Svervagos rief den Meeresgott an und schlachtete ein Alkerkalb als Dankopfer. Svervagos hatte drei Augen, Ohren wie Kohlröschen und nannte sich »Göttersprecher«; er war also eine Art Seher. Das Kalbfleisch - immerhin an die zweihundert Pfund - wurde auf ein Floß geladen und von einem Ruderboot aufs Meer hinausgeschleppt. Cahn Rosch schimpfte laut über die »schwachsinnige Verschwendung des Fleisches«, wie er sich ausdrückte.
    Der Göttersprecher kümmerte sich zunächst nicht um ihn, intonierte lieber ein Danklied. Die versammelten Dorfbewohner stimmten ein. Der wahnsinnige Zorcan, den Waller Rosch und der Affe Polderau auf den Damm gezogen hatten, holte seine Flöte heraus und begann die Melodie nachzuspielen. Er tat es fehlerfrei. Katanja war stolz auf ihren Schüler und summte mit. Nach und nach stimmten nun auch viele der Poruzzen summend in den Gesang ein.
    Als die Ruderer zurückkehrten, die das Dankopfer dem Meeresgott übergeben hatten, begann es zu regnen. Poruzzen und Nordländer eilten zum Dorfplatz und setzten sich unter das Felldach zum Essen und Trinken nieder. An die vierhundert Männer, Frauen und Kinder ließen es sich schmecken. Katanja schaute nach allen Seiten und konnte kaum glauben, dass ihre rauflustigen Poruzzen sich so friedfertig unter die Eingeborenen mischten. Sogar der Wilde Moellen und seine Kumpanen saßen ganz zahm unter den jungen Frauen des Dorfes und prahlten mit ihren Kriegstaten und Raubzügen.
    Der Göttersprecher Svervagos hockte zwischen Cahn Rosch und seinem Bruder Otman. Sein drittes Auge saß zwischen den anderen beiden über dem Nasenrücken und tränte unablässig. Für alle hörbar erklärte er den Roschs, warum ein vollendeter Damm unter allen Umständen ein Dankopfer an den Meeresgott erforderte. Einen Damm nämlich, so behauptete er, könnte der Meeresgott leicht als Herausforderung oder gar als Beleidigung verstehen und diese mit einer Sturmflut beantworten. Also musste man ihn milde stimmen, ähnlich, wie man den Erdgott milde stimmen musste, wenn man eine Fallgrube oder das Fundament eines Hauses in sein Reich grub.
    Die Roschbrüder konnten nur lachen über soviel Angst vor den Göttern. »Dazu haben wir doch den verdammten Damm gebaut, damit eine Sturmflut euch nicht mehr schaden kann!«, rief der kahlköpfige Capotan. »Und dann: Was sind das für bescheuerte Götter, die ihre Anhänger mit Sturmfluten oder Erdbeben einschüchtern, nur weil sie beleidigt sind!« Auch er sprach so laut, dass alle in seiner Nähe aufhorchten. »Wir Poruzzen

Weitere Kostenlose Bücher