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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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- 493 nach der Götternacht

Spruch Dashirins an Alphatar im 153. Winter nach der Götternacht. »Höre meinen Spruch, Alphatar, Erster meiner Diener, präge ihn in harten Kristall, präge ihn unserem Boten Betavar ins Herz.«
    Und ich, Alphatar, hörte und schrieb und prägte den Spruch des Höchsten in harten Kristall.
    »»Wähle dir Gefährten aus, Betavar«, sprach Dashirin, »und brich auf, wenn nach Neumond das erste Morgenrot die Nacht vertreibt. Ziehe durch die Weiten des Festlandes, lehre die Unmündigen mein Gesetz und die Erwartung der Wahren Goldzeit, und wenn du die Küste des Ozeans erreichst, den die Unmündigen Westmeer nennen, dann baue ein Schiff und fahre hinüber zu den fernen Gestaden, die ich dich schauen ließ. So wahr ich der Höchste bin - dort warten sie längst auf mein Gesetz und meinen starken und treuen Boten! Sammle also um dich jene, die mein Gesetz lieben. Wenn sie dich fragen, woher du kommst, sollst du sagen: >Ich komme von dort, wo die Nacht schon dem Licht und das Chaos der Ordnung gewichen ist, aus der Lichterburg.< Wenn sie dich fragen, wer dich sendet, sollst du sagen: >Die Übriggebliebenen senden mich, die dem Chaos und der Nacht Entstiegenen - Dashirin und seine Getreuen.< Und dann fordere sie auf, in ihre Schiffe zu steigen und mit dir über den Großen Ozean zu fahren. Wenn sie dich fragen: Wohin führst du uns, Betavar, du starker Diener Dashirins?<, dann sollst du sagen: >Ich führe euch dorthin, wo das Erbe der Goldzeit auf euch wartet, ich führe euch über den Großen Ozean und die Weiten des Festlandes zu Dashirin, damit wir mit ihm die Neue Goldzeit erschaffen. Und wer für euch ist und sich euch anschließt, den bringt mit, und wer gegen euch ist und euch aufhalten will, den stoßt in den Abgrund des Vergessens und des Nichts!<«
    Aus dem Buch Spruch Dashirins an Alphatar, Kapitel 150

Kapitel 1
    Die Klippenwand trotzt Winden und Brandung. Sturmböen heulen durch Felstürme und Grotten. Nebelschwaden hängen über den Wogen. Man sieht keinen Horizont heute, nirgends. Der Rücken eines schwarz-blauen Kolosses teilt die Wellen und bläst eine Wasserfontäne in die Luft. Ein Wal.
    »Hat sie sein Herz gewonnen?« Auf einem Felsvorsprung, mitten in der Klippenwand, steht eine mädchenhafte Frau mit rotem Haar und in moosgrünem Kleid. Sechzig Meter unter ihr tobt die Brandung gegen den Fels, vierzig Meter über ihr landen zwei große weiße Vögel an der Steilwandkante. »Er wird ihr kein Leid zufügen, nein, das wird er nicht tun.« Sentuya späht auf das Meer hinaus und in die Nebelwand hinein, als könne sie dahinter Menschen erkennen.
    »Träumerin!«, krächzt es nicht weit von ihr aus dem Gestein. »Ein Totschläger ist er, ein Haudrauf der übelsten Sorte!« Schräg über ihr kauert einer in der Felsnische. »Kenne dieses Pack, traue ihm nicht!« Auch der beobachtet etwas hinter den Nebelschwaden Verborgenes. »Jetzt tragen sie Fässer an Bord! Sie werden doch nicht bei diesem Wetter in See stechen?«
    »Er hat die Halbwüchsigen am Leben gelassen und die Greise auch.« Sentuya schirmt die Augen ab, blickt hinaus aufs Meer. »Obwohl sie zu Cahns Rotte gehörten, damals im Walddorf.« Drei Wale sind es jetzt schon, die durch die Wellen pflügen und sich der großen Felsbucht nähern. Auf einem sitzt jemand. »So schlecht kann er also nicht sein. Sogar ihr Schiff hat er ihnen gelassen.«
    »Seine Wunden zwangen ihn, friedlich zu sein! Seine Wunden und sein Fieber!« Sakrydor streckt seinen knochigen grauen Schädel aus der Felsnische, runzelt die Stirn und äugt in den Nebel. »Jetzt schleppen sie auch noch die Truhe des Täubchens an Bord seines Zweimasters!«
    »Wie sie ihn gepflegt hat, mit wie viel Geduld!« Sentuya lächelt verträumt. Der Wind zerwühlt ihr rotes Haar, bauscht ihr moosgrünes Gewand auf. »Er wird auf sie Acht geben, das wird er ganz gewiss tun.« Wie zu sich selbst spricht sie jetzt.
    »Sie laden tatsächlich ihre Sachen auf die Schiffe!« Sakrydor schnalzt mit der Zunge. »Sie werden doch bei diesem Wetter nicht aufbrechen wollen?«
    Sentuya blickt zu ihm hinauf, ihr Lächeln bekommt einen spöttischen Zug. »Seit wann sorgst du dich um Angehörige des Menschengeschlechts?« Zwei in weiße Pelze gehüllte Gestalten stehen oben am Klippenrand. Ihre weißen Haarschöpfe wehen im Wind. Sieben schwarze Seegreife hocken an ihren Seiten; der kleinste reicht den Weißen bis an die Hüften. »Hört ihr?«, ruft Sentuya. »Sakrydor sorgt sich um

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