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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zum Nordsund hinauf ist er geflogen, und er hat mich dennoch wiedergefunden! Was für ein Glück, dass ich in das Dorf zurückkehren musste, wo wir den Damm bauten ...
    Persönliche Dinge folgten und dann ein paar Namen. Zeug, das ihn langweilte. Roscar von Eyrun hängte sich die Armbrust über die Schultern, trat dem toten Kolk auf den Kopf und riss ihm den Pfeil aus der Brust. Ob er den Vogel den Aasfressern überlassen sollte? Nein. Der Druide packte das Tier bei den Klauen und hob es auf. Es wäre schade um das dunkelblaue Gefieder gewesen, und einige Barbaren unter den Kriegern schätzten Kolkfleisch.
    Noch ein Blick über die Klippen auf den Nordsund hinaus. Die See war ruhig, die Luft dunstig, die gegenüberliegende Küste nicht zu sehen. Der Kolk wäre über das Meer nach Süden geflogen.
    Die Erdstädter von Tikanum benutzten Kolks als Briefboten, Roscar erinnerte sich gut. Einen Vogel nach dem anderen hatten Habichte oder Pfeile vom Himmel geholt. War dieser hier womöglich von den Bewohnern der Goldzeitburg Hagobaven ausgesandt worden? Nachdenklich blickte der Druide über das Meer. Irgendwo hinter der Horizontlinie und dem Dunst gab es jemanden, der auf diesen Brief wartete. Nun, er würde vergeblich warten.
    Roscar von Eyrun machte sich auf den Rückweg ins Lager. Schnee knirschte unter seinen Stiefelsohlen. Lästiger Schnee! Er schmolz noch langsamer hier als im Norden Eyruns; überall sah man noch ausgedehnte weiße Flächen im schon sprießenden Hellgrün des Frühlingsgrases. Mit den Fingern der Linken begann der Druide das Briefpergament zusammenzurollen, besann sich dann aber, um noch einen letzten Blick darauf zu werfen. Wenigstens wollte er wissen, wie der Mann hieß, der die Kapsel mit seiner Botschaft einem Kolk anvertraut hatte. Vielleicht ließ er sich ja unter den Gefangenen ausfindig machen.
    Im Gehen entrollte er das Pergament noch einmal. Seine Augen wanderten über die Zeilen bis ans Ende des Briefes. Überrascht blieb er stehen. Kein Mann, eine Frau hatte ihn geschrieben. »Katanja von Altbergen«, las er murmelnd.
    Altbergen!
    Aus schmalen Augen blickte der Druide über das vom Schnee gescheckte Hügelland. Ein Bewohner der Goldzeitburg, die sie suchten, hatte den Brief geschrieben! Konnte das denn wahr sein? Lagerte denn auch ein Heer aus Altbergen irgendwo hier oben im äußersten Norden der bekannten Welt?
    Roscar von Eyrun vertiefte sich erneut in den Brief.
    »... Nur zwölf aus Tikanum habt ihr retten können? Wie schrecklich! Möge ein solches Schicksal an Altbergen vorübergehen ...«
    Tikanum! Die Briefschreiberin kannte die eroberte Erdstadt im Süden! Schlagartig begriff der Druide, was für ein Jagdglück er gehabt, welch einen bedeutenden Fund er gemacht hatte. Das Pergament in seiner Hand begann zu zittern, als er all die Zeilen überflog, die ihm zuerst bedeutungslos erschienen waren. Seine Augen blieben an dem Namen »Hagobaven« hängen.
    »... Ein fremder Krieger tötete fast alle meine Poruzzen. In einem Dorf, nur wenige Tagesmärsche von Hagobaven entfernt. Der Fremde, ein harter Mann, dessen Sippe und Dorf Cahn Rosch einst auslöschte, ist bei den Kämpfen verletzt worden. Seine Wunden entzündeten sich, und das Fieber stieg so hoch und zog sich so lange hin, dass er mir fast gestorben wäre .«
    Ein Fremder? Der Druide ließ den Brief sinken. Ein harter Mann, dessen Sippe und Dorf Cahn Rosch einst auslöschte? Er bückte über Schneefelder und Gras. Das verschlossene Gesicht eines rothaarigen Jungen stand ihm vor Augen. Und der Tag, an dem er mit ihm nach Casteyrunia an den Fürstenhof gewandert war. Elf Winter war das her. Kein »harter Mann«, ein halbwüchsiger Trotzkopf war der Rothaarige damals gewesen. Und nun trieb er sich irgendwo hier an den Küsten des Nordsundes herum?
    Roscar überflog die Zeilen. »Er wird mich zur Lichterburg begleiten«, hieß es am Schluss. »»Bald brechen wir auf zunächst nach Hagobaven. Und seid ganz beruhigt: Nirgendwo habe ich Krieger des Eisernen oder Schiffe aus Jusarika gesehen.«
    Roscar atmete schneller, seine Faust schloss sich um das Pergament. Kein Heer, nur eine einzelne Frau hatten die aus Altbergen geschickt!
    Er lief los.
    Eine knappe Stunde später erreichte er das Lager. Es lag in einer kleinen Bucht. Mehr als ein Dutzend Schiffe ankerten dort. Der Druide lief sofort zum Zelt Nadolphers. Der Zwerg saß vor dem Zelteingang an einem Tisch und las in einem der erbeuteten Bücher. Auf den vergilbten Seiten lag

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