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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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violettes Geflimmer. Es leuchtete aus den Sehschlitzen Catavars und des Eisernen, die hinter Nadolpher standen.
    Außer Atem trat Roscar an den Tisch. »Hier, Kommander ...« Er legte das Briefpergament auf das alte Buch, das aufgeschlagen vor Nadolpher lag. Drei weitere Bände befanden sich ungeöffnet daneben. Chronik von Hagobaven IV, entzifferte der Druide auf einem der Buchrücken. »Hier, lies das .«

Kapitel 3
    Katanja stand an der Backbordreling der Casteyrunia und sah hinüber zur Esvalya. Schon drei Speerwürfe trennten beide Schiffe. Wieder ein Abschied. Die Traurigkeit machte ihr das Atmen schwer.
    Auf dem Heckkastell der Esvalya ruderte Polderau mit den Armen. Dort, wo sie zwanzig Monde lang gelesen, geschrieben, die Sterne beobachtet und kranke Poruzzen behandelt hatte. Der Graupelz hockte auf der Balustrade und kreischte aufgeregt. Katanja hatte ihn mitnehmen wollen an Bord des kleinen Zweimasters, ihn und den Wahnsinnigen; der eine war vom anderen ja nicht mehr zu trennen. Doch der Mann aus Eyrun sagte: »Nein!«
    Sie bat Jacub, sie stritt mit ihm, sie flehte ihn an, und sie beschimpfte ihn. Am Schluss sagte er: »Du hast mir das Leben dieser Mörderbrut abgekauft - nun bezahle. Ich will sie nicht mehr sehen. Und welchen Nutzen sollten uns ein Affe und ein Krüppel auf dem Weg zur Lichterburg bringen?«
    In solchen Momenten bereute Katanja ihre Entscheidung, den Ritter aus Eyrun zur Lichterburg mitzunehmen. Doch was sollte sie tun? Sie hatte sich auf diesen Handel in jenem Schafstall im vergangenen Frühsommer eingelassen. Hätte sie es nicht getan, hätte der Rotschopf Waller Rosch und seine halbwüchsigen Brüder getötet; vielleicht wäre sogar sie selbst nicht mehr am Leben.
    Mit einer Mischung aus Wehmut und Bitterkeit blickte Katanja hinüber zum Dreimaster der Poruzzen. Vier Speerwürfe entfernt inzwischen lehnte dort Waller Rosch steuerbords über der Heckbalustrade seines Seglers. Neben ihm, gehalten von zwei Halbwüchsigen, saß Zorcan. Ja, auch ihn hatte der Ritter aus Eyrun verschont. Seine gelähmten Beine pendelten vor den gedrechselten Relingholmen hin und her. Er spielte auf der Flöte, die Katanja ihm geschnitzt hatte. Einzelne Klangfetzen seiner Melodie trug der Wind noch zu ihr herüber.
    Hinter ihr, auf dem Ruderhaus der Casteyrunia, krächzte Merkur; weil er entkräftet war, hatte Katanja den Blauen vor drei Tagen mit einem Brief nach Altbergen geschickt. Sie holte ihre eigene Flöte aus dem Mantel und begann eine Melodie zu blasen, die Janner und sie vor acht Wintern in jener Höhle über dem Flusstal erfunden hatten, als sie um den Lehrer Weronius trauerten, ein Abschiedslied. Mit geschlossenen Augen lehnte sie an der Reling und spielte.
    Sie hatte den Roschs befohlen, nach Südwesten ins offene Nordmeer hinaus zu segeln. Doch Waller Rosch steuerte die Esvalya neben der Casteyrunia her in den Nordsund hinein. Die jungen Poruzzen wollten das Schiff ihrer Seherin noch ein Stück begleiten; vor allem Waller Rosch wollte das. »Lass mich mit euch ziehen«, hatte er gefleht, »ich muss dich doch beschützen!«
    »Was für eine traurige Melodie.« Eine Hand legte sich von hinten auf ihre Schulter. Jacubs Hand. »Schmerzt der Abschied so sehr? Es wäre nicht gegangen, sie und ich .«
    »Lass mich!« Mit einer heftigen Bewegung ihrer Schulter schüttelte sie seine Hand ab. »Ich will allein sein.« Sie lief zum Bug. Die Großkatze hockte dort und spähte durch die Relingholme hindurch in die Wellen. Neben ihr blieb Katanja stehen und lauschte hinüber zur Esvalya. Zorcans Flötenspiel war nicht mehr zu hören, zu weit entfernt war der Dreimaster schon. Katanja schloss die Augen, schöpfte Atem und begann ein Tanzlied zu spielen. Sie spürte, wie Jacub sie beobachtete. So laut sie konnte, blies sie die fröhliche Melodie und wandte sich ab, damit er ihre Tränen nicht sehen konnte.
    Die Nordmänner und der Ritter aus Eyrun hatten sich als erbarmungslose Krieger erwiesen. Nur elf Poruzzen überlebten den Hinterhalt im Walddorf. Alle anderen fielen mit Cahn und Otman Rosch oder starben später an ihren Verletzungen. Die Esvalya hatten sie schon vor dem Kampf erobert. Auf ihr brachten sie die Gefangenen zurück in ihr Dorf und sperrten sie in einen Alkerstall.
    Sechs Nordmannschiffe mit je vier Mann segelten und ruderten nun vor der Casteyrunia her auf gleichem Kurs nach Süden. Svervagos selbst leitete die Eskorte. Bis an die Südküste der Insel, an deren Ostrand Hagobaven lag, wollte er

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