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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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durch das Tor in das verlassene Dorf. Den Gefangenen zerrten sie hinter sich her.
    »Ich traue dem Frieden nicht«, sagte Katanja. Mit Waller Rosch, Wenz und der Vorhut war sie schon fast am Dorfbrunnen angelangt. »Irgendetwas geht hier vor sich ...« Der Blaue hockte auf ihrer Schulter, krähte und sträubte sein Gefieder.
    »Irgendwas ist schon geschehen«, sagte ein junger Poruzze, der ein paar Schritte vor ihr neben dem Brunnen stand. Er deutete auf den Korb. Die Blutspur endete bei ihm, und das Tuch, das ihn bedeckte, war mit Blut getränkt. Waller Rosch ging zu dem Korb und trat ihn um. Köpfe rollten durch den Staub, blutige Köpfe mit fahlen Gesichtern und gelb-schwarz gefärbten Haaren und Bärten. Katanja erkannte die Mähne und das Gesicht des Wilden Moellen.
    »Beim Würfelpech der Götter ...«, flüsterte Waller.
    »Unser Spähtrupp ...«, murmelte Wenz.
    »Eine Falle!«, brüllte Waller Rosch. Er packte Katanja am Arm, zog sie an sich, drehte sich zu dem Palisadentor um. »Eine Falle, verflucht noch mal!«
    Sein Onkel und sein Vater standen wie festgewachsen, der Gefangene riss sich los und rannte zurück in den Wald. Otman hob seinen Speer, um ihn nach dem Flüchtenden zu schleudern. Doch plötzlich ging er in die Knie - eine Wurflanze ragte aus seinem Rücken.
    Pfeile prasselten jetzt auf den Brunnenplatz nieder. Viele Poruzzen schrien getroffen auf oder gingen zu Boden. Der Blaue flatterte krächzend davon. Waller Rosch packte Katanja am Arm und zog sie hinter sich her zum nächstbesten Haus. Im Rennen sah Katanja, wie aus zwei Steinhütten, in die Poruzzenkrieger eingedrungen waren, fremde Männer herausstürmten. Die Klingen ihrer Schwerter waren blutig. Sie erkannte Nordmänner aus dem Dorf, dem Cahns Poruzzen den Damm gebaut hatten. Kampfgeschrei erhob sich, Klingen knallten gegeneinander. Hinter den Palisadenspitzen tauchten bärtige Gesichter auf. Bogenschützen zielten von dort auf die Poruzzen.
    Waller Rosch zog Katanja in einen hölzernen Stall. »Ich bleib bei dir«, flüsterte er. Der Stall hatte keine Tür, es roch nach Schaf. Breitbeinig und mit gezücktem Schwert stellte sich der Sohn des Capotans vor den offenen Eingang. »Ich beschütze dich.«
    Über seine Schulter hinweg starrte Katanja nach draußen. Der Atem stockte ihr, als sie sah, was dort geschah. Die Poruzzen wehrten sich gegen eine Übermacht von Schwertkämpfern und Bogenschützen. Viele Krieger lagen bereits von Pfeilen und Wurflanzen hingestreckt neben dem Brunnen und zwischen den Häusern. In der ganzen Waldsiedlung gerieten die Poruzzen in größte Bedrängnis. Nordmänner in grauen Alkerpelzen und Waldsiedler in braunen Ledermänteln hieben mit Schwertern und Äxten auf sie ein. Wütendes Kampfgebrüll und die Schmerzensschreie Verwundeter erfüllten die Luft über der Dorflichtung.
    Auf dem Dach eines Hauses erkannte sie Svervagos, den Göttersprecher der Nordleute. Er schleuderte Wurflanzen nach Poruzzen auf den Wegen zwischen den Häusern. Auf dem Hauptweg erwehrte sich Cahn Rosch neben seinem toten Bruder gleich dreier Angreifer; er kämpfte mit Streitaxt und Schwert zugleich. Bei jedem Streich, den er führte, brüllte er wie ein Flussauenbulle. Schon sechs Angreifer lagen um ihn herum im Staub.
    Plötzlich entdeckte Katanja ein Tier, eine grau und schwarz gestreifte Großkatze, die einen Bogenschützen der Poruzzen ansprang, ihn umriss und ihre Reißzähne in seine Kehle schlug. »Das ist nicht wahr«, flüsterte sie und drängte sich an Waller Rosch.
    »Ich beschütz dich ...«Wallers Stimme klang brüchig. Sie spürte seinen sehnigen Körper zittern.
    »Weg von Cahn Rosch!«, tönte auf einmal eine Männerstimme durch das Dorf. Fünf Nordmänner, die Wallers Vater inzwischen bedrängten, wichen von ihm zurück. »Habe ich dich endlich gefunden, Kahlkopf!« Die Stimme schrie in der Sprache der Westmeeranwohner. »Nach so vielen Wintern ...!«
    Ein Mann mit langem rotem Haar stürmte über den Hauptweg dem Capotan entgegen und ging auf ihn los. Cahn Rosch wusste nicht, wie ihm geschah. Mit Mühe nur erwehrte er sich der wuchtigen Hiebe des Jüngeren.
    »Das ist für meine Mutter, das für meinen Vater ...!« Bei jedem Schlag brüllte der Rotschopf in maßloser Wut. »Heute wird deine Sippe vom Erdboden getilgt!« Sein Schwertstreich trennte Cahns Axtklinge vom Stiel. »Nie mehr wird sie friedliche Walddörfer überfallen!« Der fremde Krieger schlug Cahns Schwertklinge nieder und spaltete ihm mit einem einzigen

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