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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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unheimlichen Schlacht war es dem Göttersprecher gelungen, mit drei Einmastern in die schmale Meereszunge zu fliehen. Auf dem Weg dorthin hatten sie in der Nähe der brennenden Esvalya Polderau und die beiden Roschs aus dem Meer gezogen. Zorcan trieb auf seinem Rollbrett zwischen den Wellen. Außer dem Brett und seinem Leben hatte der Wahnsinnige nur seine Flöte retten können. Der Magier hatte an der Einfahrt in die Meereszunge vor den Dünen gestanden und gewunken. Weil die Nordmänner Katanjas Kolk auf seiner Schulter erkannten, hatten sie ihn zusteigen lassen.
    Als die Sonne sank, erreichten sie einen lichten Kiefernwald, in dem ebenso viele Bäume wie Ruinen standen. Die höchste überragte die Wipfel. Auf die kletterten Waller Rosch und Jacub, um nach Verfolgern Ausschau zu halten. Sie entdeckten niemanden.
    Jacub verbot, Feuer zu machen. Mit dem leicht salzigen Flusswasser spülten sie die letzten Reste an Getreidefladen und Nüssen hinunter, die Katanja und Jacub noch in ihren Rucksäcken fanden. Sie teilten mit den Gefährten.
    Der Druide durchstreifte den Wald, bis es dunkel wurde. Mit zwei Händen voller Gewürm und Insekten kehrte er zurück. Er bot den anderen davon an, doch nur Polderau überwand sich, ein paar Würmer zu essen. Sie teilten Nachtwachen ein und schliefen, so gut sie konnten.
    Am nächsten Morgen sahen sie kleine graue Kolks neben den großen Möwen im Moos auf dem zerbrochenen Gemäuer sitzen. Kein schöner Anblick. Auch Jacub glaubte nun, dass es die Vögel des Eisernen und seiner Krieger waren. Doch von der hohen Ruine aus sahen sie auch jetzt keine Verfolger außerhalb des Waldes. Mit knurrenden Mägen setzten sie ihren Weg nach Osten fort. Jacub, seine Katze und der Druide übernahmen die Spitze.
    Waller Rosch wich nicht von Katanjas Seite. Er trug seinen älteren Bruder auf der Schulter. Ungewöhnlich viel redete er an diesem Tag. »Ein Gutes hat es, dass die Esvalya gesunken ist«, sagte er zum Beispiel. »Du kannst mich nicht mehr wegschicken, und ich kann dich beschützen, bis wir diese blödsinnige Lichterburg gefunden haben.«
    Vor allem aber verfluchte er jeden, den er für den Untergang der Esvalya verantwortlich machte - die Albriden und ihre Königin, die Dalusianer und ihren Zwergfürsten, die südländischen Seeleute und den Eisernen samt seiner unheimlichen Krieger. »Einen Blitz haben sie nach meinem Schiff geschleudert!«, behauptete er. »Ich schwör's euch beim Ehrenplatz, den mein Vater an der Festtafel der Götter eingenommen hat - sie können Blitze schleudern!« Manchmal nannte er die Namen von Männern und Frauen, die mit der Esvalya untergegangen waren. Dann erstickten jedes Mal Tränen seine Stimme, und er griff verstohlen nach Katanjas Hand. Manchmal drehte sich Jacub um und musterte ihn feindselig.
    Polderau schaukelte an Katanjas Seite. Wenn ihm die Großkatze zu nahe kam, kletterte er auf den Rücken der Frau von Altbergen. Merkur hockte meistens auf ihrer Schulter und beobachtete die Möwen und Graukolks im Himmel. Hin und wieder fing Zorcan Rosch an zu heulen wie ein kranker Canide; meistens, wenn sein Bruder einmal mehr die Namen derer rief, die mit der Esvalya untergegangen waren.
    Katanja fragte sich, wo sie den Wahnsinnigen lassen sollte, wenn sie am Ende des Nordsundes den Weg zur Lichterburg über Land fortsetzen musste. Unmöglich konnte sie einen Gelähmten mitnehmen. Und sie fragte sich, wo sie Waller Rosch lassen sollte, wenn sie unter die Erde zu den Verbündeten von Hagobaven ging. Keinesfalls konnten die beiden allein mit Jacub zurückbleiben.
    Bald zeigten die Möwen und die kleinen Graukolks sich nirgends mehr. Gegen Mittag entdeckte Jacub Zelte am östlichen Horizont. Svervagos schickte drei seiner Männer voraus. Als sie zwei Stunden später zurückkehrten, meldeten sie das Sommerlager eines Nomadenstammes. Die wandernden Hirten kamen aus dem Osten und zogen mit Hunderten von Schafen nach Südwesten. Weil inzwischen alle der Hunger quälte, beschlossen Jacub und Svervagos, bei den Nomaden Waffen gegen Milch und Fleisch einzutauschen.
    Der Hirtenstamm bestand aus rund sechzig Menschen. Ihre Schafe waren dürr und knochig, hatten schmutzigbraunes Fell und erinnerten an große Caniden. Ihre Zeltplanen bestanden aus Schafsleder, auf dem teilweise noch das Haar der Tiere zu sehen war.
    Svervagos führte die Verhandlungen mit den Sippenältesten der Nomaden. Die erwiesen sich als habgierige Männer - eine Tagesration Milch, Fleisch und Käse

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