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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zuerst!« Er deutete auf Katanja.
    Mit Merkur auf der Schulter stieg sie über eine schmale Steintreppe durch den Schacht in einen mannshohen Stollen. Die anderen folgten nacheinander. Plötzlich stürzten die letzten drei, die noch vor dem Schacht warteten, wie von Geisterhand geschlagen zu Boden. Das Zelt brach über ihnen zusammen. Ein Orkan, ein Erdbeben, ein von einem Katapult geschleuderter Stein - niemand wusste, was geschehen war. Jacub, zwei Nordmänner und der Blonde, der sich Henner nannte, kletterten wieder zum Schachteingang hinauf; wie unter großem Druck bewegten sie sich, als würden unsichtbare Fäuste sich ihnen entgegenstemmen. Die Männer brauchten alle ihre Kräfte, um die drei Nordmänner aus der Zeltplane heraus und in den Schacht zu zerren. Als es gelungen war, goss Henner eine Flüssigkeit über den Teppich und entzündete ihn. Während das zusammengebrochene Zelt Feuer fing, schloss er die Steinplatte und ließ sich von der Stiege in den Stollen fallen.
    »Sie kämpfen mit magischen Kräften«, flüsterte Katanja.
    »Weiter, immer weiter!« Der Blonde trieb sie in einen Stollen hinein, der mit starkem Gefälle in die Erde hinab führte. Sie erreichten eine kleine Höhle; zwei Fackeln brannten an den Wänden, drei Gänge zweigten hier ab. Der Späher aus Hagobaven blieb stehen, griff in eine Nische und legte einen langen Metallhebel um. Das krachende Geräusch übereinanderstürzender Steine drang aus dem Stollen, durch den sie in die Höhle gelangt waren.
    »Weiter!« Der fremde Späher winkte sie in den nächsten Stollen; auch der führte tiefer in die Erde hinab, wenn auch nicht mehr so steil. Staub quoll hinter ihnen aus dem zusammengestürzten Stollen.
    Katanja arbeitete sich an die Spitze der Flüchtenden. Sie zählte die Gefährten. Neun Nordmänner fehlten. An der nächsten Stollengabelung hielt sie den Mann fest, der behauptete, ein Späher aus Hagobaven zu sein. »Der Name deiner Meisterin!«, zischte sie ihm ins Ohr.
    »Lenice«, sagte er. »Deine Meisterin heißt Grittana, und du bist Katanja von Altbergen. Wir wussten, dass du kommst. Linderau hat uns geschrieben. Seine Tochter Jorinal ist tot.« Er flüsterte und benutzte die Sprache, die man nur in den Sozietäten verstand. »Wir haben ihre Leiche gefunden. Man hat sie gequält. Wir müssen davon ausgehen, dass sie den Rotten des Eisernen den Weg nach Altbergen verraten hat.«
    »Was sagst du da?« Katanja schlug die Hände vor den Mund. Sie hatte plötzlich das Gefühl, auf einem Floß im wogenden Meer zu stehen statt auf Felsengrund. Die Männer beobachteten sie, versuchten zu verstehen, was sie und der Blonde sprachen; besonders der Druide lauschte aufmerksam.
    »Sie haben das Tor von Hagobaven zerstört, wir mussten die Kernstadt aufgeben. Die Zugänge zu unserem Labyrinth aber haben sie nicht entdeckt.« Henner winkte. »Weiter jetzt!« Er wechselte wieder in die Sprache der Westmeeranwohner.
    An der Seite ihrer Gefährten lief Katanja hinter ihm her. Sie war wie betäubt. Linderaus Tochter tot? Hagobaven besetzt? Vergeblich versuchte sie es zu fassen. Henner folgend, hastete sie durch Höhlen, stieg Treppen hinunter, wankte durch immer neue Stollen. Von Grittana wusste sie, dass die Sozietät von Hagobaven im Laufe vieler Jahrhunderte ein weitverzweigtes Tunnel- und Höhlensystem erschaffen hatte. Ihre Gefährten jedoch kamen aus dem Staunen nicht heraus.
    Nach zwei Stunden etwa gelangten sie in eine große, hell erleuchtete Höhle. Ein kleines Feuer brannte hier, eine Quelle sprudelte plätschernd, und es war einigermaßen warm. Mehr als hundert Menschen saßen vor Grotten oder an der Quelle auf Lederkissen und Hockern oder schlenderten durch die Höhle, als hätten sie alle Zeit der Welt. Katanja erkannte, dass die mächtige Kuppel zum großen Teil mit Holz ausgekleidet war. Erschöpft sank sie auf ein Fell, das eine freundlich lächelnde Frau ihr anbot. Waller Rosch setzte sich an ihre rechte, Jacub an ihre linke Seite.
    Stumm und dankbar nahmen ihre verblüfften Gefährten gefüllte Wasserbecher und Teller voller Speisen entgegen. Ein Mann und eine Frau in weißen Gewändern kümmerten sich um die Verletzten. Einige Nordmänner hatten Wunden aus dem Kampf mit den Kriegern des Eisernen davongetragen. Yiou drängte sich eng an Jacub. Halb misstrauische, halb ängstliche Blicke der Höhlenbewohner streiften die Großkatze.
    Neben einem hohen siebenarmigen Kerzenleuchter saßen ein Mann und eine Frau, die musizierten. Der

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