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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Katanja wachte auf. Die beiden Paare aus Hagobaven - Schneeläufer, Canidenführer und Jäger - waren schon auf den Beinen. Sie machten ein kleines Feuer und fütterten ihre zahlreichen Caniden. Katanja schälte sich aus den Fellen, setzte sich auf und sah sich in dem großen Kuppelraum um. Die meisten schliefen noch. Merkur hockte auf einem Wasserfass neben dem Durchgang zu einem Nebenraum; sein Kopf steckte unter der Schwinge.
    Katanja stand auf, schlüpfte in ihre Kleider und ging zu ihm. Er zog den Kopf aus den Federn und krächzte überrascht, als sie seine Briefkapsel ablöste. Sie ging zu den beiden Paaren und ihren Caniden ans Feuer, setzte sich zu ihnen und öffnete die Kapsel. Die enthielt einen spindelförmigen Stift von der Länge eines Canidenreißzahns, doch dünner. Halb bestand er aus Metall, halb aus einem blau leuchtenden Kristall. Sie hielt den Stift vor die Flammen und drehte ihn in den Fingern. »Was könnte das sein?«, murmelte sie.
    Sie reichte das Ding der Frau neben ihr, die gab es an ihren Gefährten weiter, der an seinen Freund. Jeder betrachtete das rätselhafte Ding, keiner wusste etwas damit anzufangen. Bis einer der Männer, der Erste Canidenführer von Hagobaven, die Faust um den Stift schloss und aufstand. »Ich schau es mir mal genauer an.« Er verschwand in einen Nebenraum.
    Katanja fing einen lauernden Blick des Druiden auf, der auf seinem Lager saß. Sie beachtete ihn nicht - ihre Entdeckung beschlagnahmte ihre ganze Aufmerksamkeit. Sie zog ihren Fellmantel an und bat eine der Frauen, sie nach oben zu führen.
    Sie verließen die Kuppelhöhle, stiegen die Stollen, den Schacht und die Turmtreppe hinauf. Draußen graute bereits der Morgen über einer friedlichen Schneelandschaft. Die Frau aus Altbergen beobachtete die verschneiten Bäume, Sträucher, Schutthalden und Mauerkronen. Auf einer Kiefer zwanzig Schritte entfernt saßen sieben Möwen. Auf dem Turm über dem Kuppelraum entdeckten die Frauen elf Graukolks. Aus Mauernischen äugten die Vögel auf sie herab.
    Katanja hatte genug gesehen.
    Zurück im Kuppelraum, kam der Canidenführer auf sie zu, dem sie den Stift gegeben hatte. Zwei kleine weiße Kolks saßen auf seinen Schultern. »Ein starker Magnet«, sagte er. »Der Kristall ist aus einem künstlichen Edelstein geschliffen. Er scheint den Magnetismus zu bündeln.« Der Mann hielt den Stift zwischen den Fingern vor Katanjas Gesicht. »Es ist, als ob das ganze Ding unsichtbare Strahlen aussenden würde.«
    »Strahlen?« Katanja runzelte die Stirn.
    Getuschel und Gelächter erfüllten inzwischen den Kuppelraum. Auf fast allen Lagern waren die Schläfer erwacht. Zorcan blies leise auf seiner Flöte, Jacub plauderte mit Tiban, Polderau sprang japsend und quäkend zwischen den Caniden herum, Jacubs Ziehvater warf sich seinen schwarzen Pelzmantel über und gürtete sein Schwert. Hinter Katanjas Rücken verließ er den Kuppelraum.
    »Gestern Abend, als ihr hier eingetreten seid, haben meine Schneekolks sofort reagiert«, sagte der Mann. »Erinnerst du dich?«
    Katanja nickte.
    »Die ganze Nacht über waren sie unruhig. Sie haben die magnetische Strahlung gespürt.«
    Katanja starrte den blau leuchtenden Stift an. Sie dachte an die Möwen und Graukolks draußen. Und sie dachte an den Morgen, als sie den Druiden im Einmaster der Nordmänner gesehen hatte. Merkur hatte da auf seiner Schulter gesessen.
    Katanja nahm dem Canidenführer den Stift ab, ging zu Jacub und sagte laut: »Das hier habe ich in Merkurs Briefkapsel gefunden.« Sofort wurde es still im Raum. »Ich war schon draußen - Möwen und Graukolks sind uns gefolgt. Sie nehmen Strahlungen wahr, die von diesem Stift ausgehen. Merkur saß auf Roscars Schulter, als Svervagos ihn aufs Schiffsteigen ließ. Ich will, dass wir Roscars Kleider durchsuchen ...« Sie verstummte, weil ihr forschender Blick den Druiden nicht fand. »Wo ist er?«
    »Er ist nach oben gegangen«, sagte Weronius. »Er wird sich ungestört entleeren wollen, denke ich.«
    »Mit dem Schwert auf dem Rücken?« Henner runzelte die Stirn.
    Jacub gürtete seine Klinge, warf sich seinen Mantel über und stürzte aus der Tür. Henner, Tiban und andere folgten ihm, auch Katanja. Gleich die schwere Luke am Ende des ersten Stollens war verbarrikadiert. Die Männer nahmen Anlauf und warfen sich dagegen. Nach dem dritten Versuch erst sprang sie auf. Jemand hatte die Klinke von außen mit einem kurzen Balken verkeilt. Roscar, wer sonst? Die Zugänge zu den folgenden

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