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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Meeren-ge und Brücke bewegten. Im Herbst dann erfuhr Bosco von Torya, dass ein Späher Nadolphers und des Eisernen sich bei den Flüchtlingen eingeschlichen hatte: der Magier aus Eyrun.
    Der Rotmantel stürzte an Bord und blaffte Befehle. Das raue Gemecker der Böcke erfüllte das Oberdeck. Schon legte die Bryta an der Ostseite der Eisspalte an. Vier Schlitten wurden aufs Eis hinuntergelassen und sechzehn Böcke, wie gestern, als der Frau aus Altbergen und ihren Gefährten die Flucht über die Brücke gelungen war. Fast dreißig Mann kletterten an Leitern von Bord, meist Jäger aus dem Südland; ein Cabullo war unter ihnen.
    Bosco spähte den Leitbock aus, der das Gespann des Rotmantels führte. Der Einäugige lief dicht an dem Tier vorbei, kraulte ihm wie beiläufig das Nackenfell und stieß dabei einen heiseren Meckerton aus. Danach kletterte er auf den Schlitten des Cabullos.
    Nadolphers Primoffizier gab den Befehl zum Aufbruch. Drei Schlitten setzten sich in Bewegung, seiner nicht. Bosco tat, als würde er husten, stieß meckernde und blökende Töne aus, richtete dabei sein Inneres Augenohr auf den Leitbock. Der zog endlich an, doch statt nach Osten lenkte er das Gespann und den Schlitten mit dem Rotmantel an der Eisspalte entlang der Brücke entgegen. Der Primoffizier schwang wütend und hilflos die Peitsche.
    Die anderen drei Gespanne folgten, und der Cabullo riss erschrocken an den Zügeln. »Verfluchte Biester!«
    Bosco nahm ihm die Zügel aus der Hand, richtete seine Sinne auf die Böcke des Gespanns und stieß wieder dumpfe blökende Laute aus. Die Tiere beruhigten sich, gehorchten den Zügeln. Drei Möwen flogen dem Schlitten zur Küste voran. Der Cabullo, Bosco und die anderen sechs auf dem Schlitten blickten zurück. Deutlich war der rote Mantel des Primoffiziers im Dunst über der Eisspalte zu erkennen: Sein Schlitten hing halb im Wasser, die Männer waren abgesprungen. Der Rotmantel selbst drosch auf den Leitbock ein. Die anderen beiden Gespanne standen still vor der Spalte.
    Bosco trieb die Böcke an. »Sie werden uns schon folgen«, sagte er. »Sie sehen ja unsere Spur.«
    Der Cabullo widersprach nicht, schüttelte nur ungläubig den Kopf. »Hast ein Händchen für störrisches Viehzeug, Ginolu, alle Achtung.«
    Bosco erwiderte nichts, redete mit den Zugwiddern. Sicher hatte er ein Händchen für Tiere und nicht nur für störrische. Nur einen Plan hatte er nicht.
    Der Magier kannte einen der Flüchtlinge; so gut offenbar, dass man ihm vertraute. Bosco glaubte, dass Torya mehr wusste, aber sie verriet nicht mehr. Die abgerichteten Vögel folgten starken Magnetwellen. Mit großen Magnetwerfern an Bord der Viermaster steuerten die Jusarikaner sie nach Belieben. Vom Rotmantel, der die Gruppe der Häscher befehligte, wusste Bosco das. Der hatte ihm auch erzählt, dass Roscar von Eyrun kleinste Magnetkristalle unter die Flüchtlinge geschmuggelt hatte. Eine Frage der Zeit, bis sie in eine Falle liefen.
    An der Küste sprangen sie vom Schlitten. Über einen Wildpfad im Schnee stiegen sie zur Ruinenstadt hinauf. Gestern wäre die Falle fast zugeschnappt. Mit viel Mühe nur war es Bosco gelungen, die Entdeckung des Tunnelausgangs zu verhindern. Die Möwen kreisten über einer Schneise zwischen verschneitem Gemäuer und schneebedeckten Bäumen. Spuren sahen Bosco und die Südländer keine, es hatte die halbe Nacht geschneit.
    Der Cabullo winkte die Männer in die Schneise hinein. Bosco sah noch einmal zurück: Zwei Schlitten folgten inzwischen. Doch sie fuhren langsam, denn der Rotmantel und seine sechs Männer hatten sich auf sie verteilt. Die Zeit wurde knapp, Bosco brauchte einen Plan. Jetzt.
    Er drehte sich um, hetzte hinter den anderen her. Wenn ihm nicht schnell etwas einfiel, war es vorbei mit Katanja von Altbergen und ihrem Geleitschutz. Der neue Morgen dämmerte herauf. Bosco spähte zum Himmel. Es würde wieder schneien.
    Toryas Rechnung war aufgegangen: Catavar kehrte nicht vor dem Einbruch des Winters zurück. Auch Boten mit Nachrichten aus Altbergen blieben aus. Das musste nichts heißen - vielleicht lagen Catavar und Walliser ja im Eis auf dem Großen See fest. Dennoch schöpfte Bosco Hoffnung: Die Führung der Sozietät von Altbergen galt als mutig und klug. Warum sollte ihr nicht eine Kriegslist gelungen sein?
    Bosco dachte an Tikanum. Bitterkeit stieg in ihm hoch. Warum war dem Rat von Tikanum keine Kriegslist gelungen? Der Cabullo schrie auf, irgendwo außerhalb von Boscos Blickfeld. Kurz

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