Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
herum, kroch auf dem Bauch zum Abhang, zog seine Klinge hinter sich her. Er wollte ihn zerschmettert unten am Flussufer liegen sehen, den entsetzlichen Ritter, wollte sicher sein, dass er tot war. Schmerz raste in allen seinen Gliedern, Schmerz brannte in seinen Wunden. Als er sich über den Abgrund schob, kauerte der Unheimliche keine halbe Schwertlänge unter ihm auf einem Felsvorsprung. Von seinem Schädel sah Friedjan nur die Rückseite des grauen Helms, denn er blickte in die Tiefe. Grelles, weißblaues Licht beleuchtete den Felsvorsprung und einen verkrüppelten Baum, der hier aus der Felswand ragte. In dessen Geäst hatte Catavars halb abgetrennter Arm sich verfangen und hielt ihn nun über dem Abgrund fest. Bis hinunter zum Flussufer strahlte das grellblaue Licht. Violette Schneeflocken schwebten durch seinen Schein. Im blau bestrahlten Geröll unten am Fluss entdeckte Friedjan das Visier seines Gegners. Er richtete sich auf den Knien auf, packte seine Klinge mit beiden Händen und wuchtete sie über die Schultern, um dem Entsetzlichen den Todesstoß zu geben.
    Das war der Augenblick, in dem Catavar den Blick hob.
    Friedjan schloss geblendet die Augen. Wie Nadelspitzen schoss ihm das blaue Licht selbst durch die geschlossenen Lider noch ins Hirn. Er hörte das Monstrum unter sich aufbrüllen, die Wucht eines Schlages schleuderte ihn rücklings in den Schnee, ein ungeheurer Schmerz fuhr ihm über dem rechten Ohr in den Kopf.
    Aus unerklärlichen Gründen verlor Friedjan nicht das Bewusstsein. Er schüttelte die schwere Axtklinge von seinem Schädelknochen ab, kroch stöhnend an den Toten vorbei zu seinem Widder. Der abendliche Wald begann um ihn herum zu kreisen. Rote Schlieren vor seinen Augen trübten das Dämmerlicht. Der Schnee hinter ihm und um ihn herum färbte sich rot.
    Er stemmte sich hoch. Mit dem Schwert durchtrennte er die Zügelleine, an der das Tier im Gestrüpp befestigt war. Die Klinge fiel ins Unterholz. Friedjan zog den Lichtbündler unter dem toten Linderau hervor. Die verbotene Waffe - sie durfte nicht verloren gehen. Zu diesem Gedanken war er noch fähig. Die Elstern saßen auf dem toten Linderau und krähten.
    Stöhnend und keuchend richtete Friedjan sich auf und stellte das unverletzte Bein in den Steigbügel. Schreiend vor Schmerz schwang er sich in den Sattel. Er legte sich auf den Rücken des Tieres und krallte sich in seinem Fell fest. Der Widder trug ihn in den abendlichen Wald hinein.

Kapitel 15
    Jeder Schritt hallte von den Röhrenwänden wider, jedes Geräusch, das einer verursachte, jedes Räuspern und Seufzen, das einer von sich gab. Der Fackelschein reichte nur bis zur rechten Wand, es war, als würde man ins Dunkle gehen. Der Bohlensteg unter ihren Stiefeln knarrte. Hinter Katanja rasselten die Eisenräder von Zorcans Rollbrett. In regelmäßigem Rhythmus pochte es, wenn Weronius seinen Metallfuß aufsetzte. Gefrorene Pfützen breiteten sich zu beiden Seiten des Steges aus. Fahnen gefrorenen Atems wehten vor Katanja aus der Marschkolonne durch den Fackelschein. Die Eisstränge rechts an der Röhrenwand erinnerten sie an knotige Adern eines Riesen.
    Es war ein gespenstischer Weg, den Henner und Tiban und die Schneeläufer aus Hagobaven sie führten, ein Weg, der unterhalb des Meeres verlief. Die wenigsten unter den schweigenden Winterwanderern vermochten sich das vorzustellen.
    Was waren das für Völker gewesen, die einst solche Röhren unter dem Meer verlegen konnten? Und wie hatten sie das bewerkstelligt? Katanja wusste es nicht. Waren es überhaupt Menschen gewesen? Nicht einmal sie war sich da ganz sicher angesichts der gigantischen Ausmaße des Röhrenweges. Die Frau aus Altbergen wusste nicht, wie hoch die Röhre war und wie breit - das Halbdunkel ließ eine Schätzung nicht zu -, doch sie kam sich vor wie in der großen Vorhalle von Altbergen.
    Nach zwei Stunden stieg der Röhrenweg an. Katanja sah Merkur durch den Fackelschein flattern. Er landete hinter ihr auf der Schulter des kahlköpfigen Weronius. Polderau japste und grunzte. Im Licht des Fackelscheins sah Katanja seinen Schatten auf der vereisten Wand gestikulieren. Er zog das Rollbrett mit dem Wahnsinnigen und wollte vermutlich abgelöst werden. Waller Rosch übernahm das Zugseil. Allmählich wurde es heller. Die Männer löschten die Fackeln, bald flutete Sonnenlicht die Röhre. Sie mündete in eine Art befestigten Pfahlweg und endete zwanzig Schritte weiter.
    Nacheinander traten sie ins Freie. Eine

Weitere Kostenlose Bücher