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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Stollen waren in ähnlicher Weise versperrt. Fast eine halbe Stunde verging, bis sie den Schacht erreichten, der aus dem unterirdischen Labyrinth in das Kellergewölbe der Turmruine hinaufführte.
    Die Steinplatte, die den Schacht oben verschloss, hatte der Druide mit Geröll beschwert. Wieder verloren sie wertvolle Zeit. Jacub und Henner benutzten die Balken, um die Platte hochzustemmen. Vögel griffen sie an, als sie es endlich geschafft hatten - beide schrien erschrocken auf.
    Ein kleiner Schwarm Möwen und Graukolks flatterte kreischend und krähend den Schacht hinab und fiel über die im Stollen Wartenden her. Mehr als die Hälfte töteten die Schlittencaniden und Yiou, die anderen starben unter Schwerthieben und Stiefelsohlen.
    Katanja überließ es Svervagos und den Frauen aus Hagobaven, die Verletzten zu versorgen. Vor Waller Rosch und den Nordmännern kletterte sie zu Jacub und Henner den Schacht hinauf. Oben im Kellergewölbe und auf der steilen Wendeltreppe fanden sie weitere Magnetstifte. Roscar hatte die Vögel in den Turm gelockt.
    »Die Krieger des Eisernen müssen ganz in der Nähe sein!«, rief Katanja, während sie die Treppe hinaufhastete. »Sonst hätte er die Flucht nicht gewagt. Können wir durch das Labyrinth entkommen?«
    »Nein«, antwortete Henner. »Es ist noch zu neu, den Durchbruch zur Haupthöhle haben wir vor dem Winter nicht mehr bohren können.«
    Der Schreck fuhr Katanja in alle Glieder. Sie saßen in der Falle! Jacub, Henner und Tiban warfen sich gegen die Turmtür. Als sie endlich aufsprang, starrten sie auf Roscars Spuren im Schnee. Sie führten nach Westen zur Küste, und die Häscher des Eisernen mussten sie nur zurück verfolgen, um ihr Versteck zu finden.
    »Weg hier«, flüsterte Katanja. »Die Caniden, die Schlitten, schnell .«
    Die Männer antworteten nicht. Tiban spannte einen Pfeil in seine Armbrust, alle spähten in die Morgendämmerung. Die Gestalt eines Mannes näherte sich aus den Ruinen. »Er ist allein«, sagte Katanja, und Tiban ließ seine Waffe sinken.
    Ein grau und weiß gesprenkelter Mantel aus lauter Federn verhüllte die kleine und schmächtige Gestalt des Fremden. Eine Armbrust hing auf seinem Rücken. Sein Gesicht war knochig und sehr schmal, seine Haut sonnenverbrannt. Ein blaues Tuch wand sich um seinen Schädel, eine Lederklappe bedeckte sein linkes Auge.
    »Wer bist du?«, rief Katanja ihm zu.
    Er antwortete nicht gleich. Erst drei Schritte vor dem Turm blieb er stehen. Aus einem nahezu schwarzen Auge musterte er die Männer und Katanja. An Tiban blieb sein Blick hängen. »Tarsina«, sagte er.
    »Tarsina«, flüsterte Tiban, und beide fielen sich in die Arme.

Kapitel 16
    Drei Stunden zuvor etwa saß Bosco noch auf dem Heckkastell der Bryta und hielt nach Möwen Ausschau. Da ging die Nacht gerade zu Ende, und mit dem ersten Morgengrauen kehrten drei Möwen aus der Ruinenstadt an der Ostküste zur Meeresenge zurück. Die Königin entdeckte sie zuerst. »Komm her, Ginolu, schnell!« Torya deutete zur Brücke hinauf. Dort saßen zwei der Möwen, die dritte landete gerade auf dem Ruderhaus der Bryta.
    »Drei sind zurückgekommen!«, rief Torya. Genau wie Bosco hatte sie die ganze Nacht nicht geschlafen. Wann immer er aus dem Unterdeck heraufgestiegen war, stand sie dick in Pelze gewickelt an der Steuerbordreling und beobachtete die in Mondlicht getauchte Brücke und die Festlandküste. Der gelungene Durchbruch der Frau aus Altbergen und ihrer Begleiter wühlte beide gleichermaßen auf, wenn auch jeden aus anderen Gründen.
    »Die Möwen haben den Magier gefunden!« Torya packte Bosco am Arm. »Sie kennen ihr Versteck! Weck die anderen! Ihr müsst aufs Festland hinüber! Hat sich das Pack also doch in der Ruinenstadt versteckt!«
    Bis nach Sonnenuntergang hatten ihre Krieger die Ruinen auf der Ostseite der Meerenge durchsucht. Vergeblich. Der Neuschnee hatte alle Spuren der Flüchtlinge verwischt. Bosco stürzte ins Unterdeck und weckte den Rotmantel und seine Kampfrotte. Fieberhaft dachte er nach. Es wurde ernst, nicht der kleinste Fehler durfte ihm jetzt unterlaufen.
    Den Sommer über hatte man keine Spur der Frau aus Altbergen und ihrer Begleiter gefunden. Die Vögel sammelten sich über Ruinen, Hügeln und Grasflächen, aber nicht über flüchtenden Menschen - glaubte man. Nach und nach erst setzte sich unter den Truppen des Eisernen die Einsicht durch, dass die Flüchtlinge sich durch ein Geflecht unterirdischer Tunnel und Höhlen in Richtung

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