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Die Tochter der Hexe

Die Tochter der Hexe

Titel: Die Tochter der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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hat. Wie er sie aufgezogen hat, bis ihr die Sehnen gerissen sind. Ich hab ihr sogar eigenhändig die spanischen Stiefel angelegt   –»
    «Hört auf!!!»
    Er schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. «Halt’s Maul und hör zu. Ich bin noch längst nicht fertig. Mein Vater war eine Memme. Er hat es kaum geschafft, sie zum Geständnis zu bringen. Schlappschwänze waren sie alle, wenn es gegen die Hexen ging. Genau wie dieser Textor, der sein Amt als Commissarius niedergelegt hat, weil sie ihm so Leid taten. Wäre ich damals bereits Henker der Stadt gewesen – ich hätte diese Brut mit einem Schlag vernichtet, dann wäre nicht vier Jahre später alles erneut losgegangen. Doch ich durfte ja nur Handlangerarbeit verrichten und musste mit ansehen, wie mein weibischer Vater die Wunden dieser Unholdinnen nach jeder Tortur versorgte wie ein Baderchirurg. Doch danach habe ich mir genommen, was mir zustand. Alle mussten sie ihre Beine breit machen, auch die Stadellmenin, als sie mit zerschmetterten Gliedern am Boden lag. Und weißt du, was mich deine erbärmliche Mutter in ihren letzten Momenten genannt hat? Einen dreckigen Hurensohn.»
    Er holte Luft. «Ja, ich bin der Sohn einer Hure und eines Henkers. Das hat Gott mir als Schicksal auferlegt. Doch deine elende Mutter hatte am allerwenigsten das Recht, mir dies zu sagen. Dafür musste sie büßen. Und dafür, dass sie meinen großen Meister und einzigen Freund durch Verrat den Schergen ausgeliefert hatte.»
    Seine Stimme wurde plötzlich dumpf. «Weißt du, wie es sich anfühlt, wenn man von der Stunde der Geburt an gemieden wird wie die Pest? Wenn auf der Gasse die anderen Kinder Steine nach dir werfen, du als Erwachsener in der Kirche, in der Schankstube abseits sitzen musst, auf diesem dreibeinigen Stuhl, den sie den Galgenstuhl nennen, und sich dir keiner auf mehr als drei Schritte nähert? Wenn du all die dreckigen Aufgaben übernehmen sollst, für die sich sogar Bettler und Aussätzige zu schade sind? Wenn du schon als Kind stinkende Kadaver abdecken musst oder bis zur Hüfte in Kloakengruben stehen? Wenn dir Abendmahl und kirchliche Trauung verwehrt sind und man dich nach dem Tod aufdem Schindacker verscharrt? Wenn nur gekaufte Frauen dir Lust verschaffen und dabei vor Abscheu das Gesicht verziehen? Nein, das weißt du nicht!
    Nur Meister Siferlin fühlte weder Angst noch Ekel in meiner Gegenwart. Er hatte erkannt, dass wir im Inneren rein sind, weil wir uns derselben Mission verschrieben haben: nämlich die vom Teufel und von ihrer Triebhaftigkeit beherrschten Hexenweiber zu vernichten. Bis zu seinem Tod durch die Hand meines Vaters stand ich ihm zur Seite, und ich schloss mit ihm, bevor er aufs Rad geflochten wurde, einen Pakt: Ich gab ihm mein Wort, dich zu finden und zu töten; er versprach mir dafür das Gold, das du von deiner Mutter geerbt hast.»
    In Marthe-Maries Gehirn rasten nur noch wirre Gedankenfetzen. Ihr war, als habe sich die Welt in Wahnsinn aufgelöst. «Es gibt kein Erbe.»
    «Ich weiß wohl, dass du das Hexengold versteckt hältst, um es nicht mit deinen Gauklerfreunden teilen zu müssen. In deiner unstillbaren Gier läufst du sogar in diesen Lumpen herum und hungerst mit ihnen. Und ich weiß auch, wo du es versteckt hältst. Es ist im Haus deines Vaters. Alles hat Meister Siferlin mir verraten.»
    «Glaubt mir, ich weiß nicht einmal, wo mein Vater lebt.»
    Wieder schlug er ihr ins Gesicht.
    «Lügen, Lügen, Lügen! Ich weiß, dass du auf dem Weg zu ihm bist.» Dann lächelte er. «Du wirst es mir schon verraten. Oder ist dein Balg dir weniger wert als ein Schlauch voller Gold? Aber es eilt ja nicht.» Er löste den Gürtel an seinem Wams. «Zuerst will ich mir den anderen Teil meiner Belohnung holen.»
    Er erhob sich, zog Wams und Beinkleider aus und öffnete sein Hemd. Marthe-Marie starrte auf seine unbehaarte schmale Brust und die hoch aufgerichtete Rute, die von einer Länge war, wie sie es noch nie bei einem Mann gesehen hatte. Mit einem unterdrückten Schrei schloss sie die Augen.
    «Schau nur hin.» Sein Lachen dröhnte ihr in den Ohren. «Du bist ein Gefäß der Sünde, Weib, aber wenn ich mit dir fertig bin, wird es nicht mehr zu gebrauchen sein!»
    Im nächsten Moment spürte sie sein Gewicht auf ihrem Körper. Sie versuchte sich aufzubäumen. Er riss sie an den Haaren zurück, stemmte sich mit seiner ganzen Kraft zwischen ihre Beine. Das Letzte, was sie hörte, waren laute Schreie, dann krachte etwas gegen ihre Schläfe, ihr

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