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Die Tochter der Hexe

Die Tochter der Hexe

Titel: Die Tochter der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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lächelte schüchtern. Was für ein hübsches Gesicht er hatte. Dann merkte sie, dass sie immer noch seine Hand hielt, und errötete. «Und du bist wirklich aus Straßburg?»
    «O ja, mein Vater hat dort ein kleines Handelsunternehmen, meine Mutter ist eine Welsche aus Dijon.»
    «Und du warst niemals in Freiburg?»
    «Doch, doch, aber vor langer Zeit.»
    Wie schlecht er lügen konnte. Auch darin erinnerte er sie an Veit, in dessen Gesicht man immer wie in einem offenen Buch hatte lesen können.
    Diego gesellte sich zu ihnen. «
Oye muchacho
, du müssen als Artist bei uns bleiben. Für immer.»
    «Ich glaube», sagte Marthe-Marie, «Jonas versteht auch dein Kanzleideutsch.»
    «Du kannst ja richtig spöttisch sein.» Diego lachte und erhob seinen Becher. «Trinken wir alle zusammen einen Schluck.»
    «Seid nicht böse.» Jonas nahm seinen Umhang von der Bank. «Ich gehe lieber schlafen. Die letzten Tage waren anstrengend.»
    Diego sah ihm nach. «Er gefällt dir, nicht wahr.»
    «So ein Unsinn. Ich kenne ihn gar nicht.»
    «Du weißt es vielleicht noch nicht. Aber ich sehe es. Und Jonas ist immer auf der Suche nach dir. Beim Üben im Lager hat er deshalb einige Bälle verfehlt. Na ja, was soll’s.»
    In einem Zug leerte er den Becher und schenkte sich nach. «Übrigens spielt er uns etwas vor. Nie im Leben ist er ein reisender Scholar. Schüler und Studenten können sich kein so gutes Reitpferd leisten. Aber im Grunde spielen wir uns ja alle etwas vor.»
    Er reichte den Becher Marthe-Marie, wobei er scheinbar absichtslos ihre Finger berührte.
    «Und du kannst das besonders gut, Diego, das Vorspielen.»
    «Hast du sonst noch etwas an mir auszusetzen?» Er strahlte sie aus seinen smaragdgrünen Augen an.
    Diesmal hielt sie seinem Blick stand. «Du glaubst alles zu durchschauen, Diego, aber du weißt nichts, gar nichts. Gute Nacht, mir ist kalt und ich bin müde.»
    Auf dem Weg zum Wagen glaubte sie einen Schatten hinten bei den Obstbäumen zu sehen. War das etwa Jonas, der sie heimlich beobachtete? Tatsächlich sah sie jetzt eine Gestalt eilig die Viehweide verlassen, aber die Gestalt war schmächtig, sie hinkte! Panische Angst packte Marthe-Marie. Siferlin ist tot, Siferlin ist tot, hämmerte es in ihrem Kopf.
    Heiser rief sie nach Diego.
    Er stand sofort neben ihr. «Willst du mir doch noch Gesellschaft leisten?»
    «Da hinten bei den Bäumen versteckt sich jemand.»
    «Es wird einer von uns sein, der pinkeln muss.»
    «Nein, das war keiner von uns.» Sie zitterte.
    Diego legte ihr seine Jacke um die Schultern. «Warte hier, ich gehe nachsehen.»
    Als er zurückkam, war sein Gesicht ernst.
    «Du hattest Recht. Das Gras unter den Bäumen ist niedergetreten. Aber wenn da jemand war, ist er jetzt entwischt. Ich habe alles abgesucht. Komm, ich bringe dich zum Wagen – und hab keine Angst: Ich schlafe ja direkt neben euch.»
     
    Am nächsten Morgen brachen sie frühzeitig auf. Jonas hatte Quartier in Diegos Wagen genommen, aber da es mit dem dicken Prinzipal auf dem Kutschbock recht eng war, zog er es vor zu reiten. Die meiste Zeit hielt er sich in der Nähe der Kinder auf oder vorn bei Marusch und Marthe-Marie. Er genoss es, durch die anmutige Landschaft am Fuße des Schwarzwalds zu reiten und für ein paar Tage dem ewigen Unterrichten und Studieren entfliehen zu können.
    «Hör mal, Jonas Marx, wenn du bei uns bleibst, brauchst du noch einen kunstvollen Namen» rief ihm Marusch zu. «Wie wäre es mit Maestro Ballini, dem großen Jonglierkünstler aus Venedig?»
    «Nein, danke.» Jonas lachte. «Es reicht schon, wenn mein Partner Spanier ist und immerfort unverständliches Zeug quakt.»
    Er warf Marthe-Marie einen verstohlenen Blick zu. Ob sie ihn erkannt hatte? Sie war so schweigsam ihm gegenüber, geradezu abweisend. Dann verwarf er den Gedanken wieder, schließlich hatte sie ihn in Freiburg nur mit dem schwarzen Tuch vor dem Gesicht gesehen. Wahrscheinlich war sie mitgenommen von den Ereignissen und inzwischen zu Recht vorsichtig gegenüber Fremden. Dabei hätte er alles gegeben, um herauszufinden, was für ein Geheimnis sie umgab. Jetzt saß sie aufrecht und gespannt neben Marusch und ließ sich zeigen, wie man diesen schwerfälligen Kobelwagen lenkte, der kaum zu steuern und zu bremsen war. Jonas fragte sich, wie alt sie sein mochte. Sie sah noch sehr jung aus, mit ihrem glatten, zarten Gesicht, doch er wusste, dass sie bereits Witwe war. Und sie war schön. Begehrenswert schön.
    «Jetzt sieh dir das an,

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