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Die Tochter der Hexe

Die Tochter der Hexe

Titel: Die Tochter der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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England und Frankreich und   –» – «Hör doch auf, uns Vorträge zu halten. Bist du hier der Prinzipal oder ich?»
    So war es hin und her gegangen, bis schließlich Marusch das Regiment übernommen hatte. «Ihr streitet um des Kaisers Bart. Dabei schaffen wir es mit unseren schweren Fuhrwerken gar nicht über den Kniebis. Ich hab mich kundig gemacht. Die Passstraße ist zu steil, und über das Hochmoor führen hundsmiserable Knüppeldämme. Bleibt nur das Kinzigtal.»
    Hinterher hatte Marusch Marthe-Marie verraten, dass Leonhard Sonntag wie die meisten der Fahrenden sehr abergläubisch war und Angst hatte vor der sagenumwobenen Moorlandschaft am Kniebis. Zugeben würde er das natürlich nie. «Aber ich denke, dass auch Diego noch andere Gründe hat, das Kinzigtal zu meiden.» Sie seufzte. «Würde mich nicht wundern, wenn er wieder eine seiner haarsträubenden Überraschungen parat hätte.»
    «Was hat eigentlich Diego immer mit seinem württembergischen Herzog?»
    «Das fragst du ihn lieber selbst.»
    Doch Marthe-Marie hatte den Eindruck, dass Diego ihr aus dem Weg ging, seitdem sie wieder bei der Truppe war. Lag es daran,dass er sie an jenem unseligen Morgen am Kinzigufer in Jonas’ Armen gesehen hatte?
    Einer der Zöllner hob seinen Spieß und trat ihnen in den Weg. Marthe-Marie brachte den Wagen zum Stehen. Sie wusste inzwischen, dass es zwei Arten von Zöllnern auf der Welt gab: diejenigen, bei denen man am besten die Augen ehrerbietig niederschlug, und diejenigen, die mit einem strahlenden Lächeln zu gewinnen waren. Zumindest wenn man ihnen als Frau begegnete.
    Sie hatten Glück. Die beiden jungen Burschen gehörten zur zweiten Kategorie. Freundlich erwiderten sie den Gruß und schlenderten heran.
    «Woher des Wegs, wohin des Wegs, Ihr schönen Frauen?», fragte der kleinere, über dessen gewaltigem Ranzen sich die Jacke spannte.
    «Von Offenburg nach Friedrichs Freudenstadt. Ist hier schon das Gebiet der freien Reichsstadt Gengenbach?»
    «Erraten. Und Ihr seid Gaukler, nehme ich an.»
    «Nur knapp daneben.» Marusch warf ihm ihr bezauberndstes Lächeln zu. «Komödianten und Künstler. Und wenn es der Rat Eurer schönen Stadt erlaubt, werden wir hier eine Probe unserer Kunst zum Besten geben. Kommt Ihr zusehen?»
    «Wenn Ihr mit dabei seid, gern.»
    «Aber ja. Wir tanzen die Tarantella.»
    «Na dann!» Der Dicke lachte anzüglich und trat so dicht an den Kutschbock, dass seine Schulter Maruschs Bein berührte. «Eure Männer müssen aber rechte Hasenfüße sein, wenn sie zwei Frauen an der Spitze fahren lassen. Oben in den Wäldern ist es nämlich gefährlich.»
    «Ich verrate Euch ein Geheimnis.» Marusch zwinkerte ihm zu. «Wir sind bewaffnet bis an die Zähne.»
    Der andere Zöllner war inzwischen weitergegangen, um sich einen Überblick über die anderen Wagen und Karren zu verschaffen.Als er jetzt zurückkam, nickte er seinem Kameraden fast unmerklich zu.
    «Führt Ihr Waren mit?», fragte er.
    «Nur Requisiten. Die Krämer und Hausierer, die mit uns reisen, findet Ihr am Ende des Trosses.»
    «Dann werden wir uns dort mal an die Arbeit machen. Ihr könnt weiter.»
    «Herzlichen Dank. Wenn Ihr vielleicht noch einen Lagerplatz empfehlen könntet?»
    «Eine halbe Wegstunde weiter stoßt Ihr auf eine Säge mit riesigem Holzlagerplatz, dort könnt Ihr sicher bleiben. Sagt dem Holzwart einen Gruß. Vom Johann Krötz.»
    «Nochmals Dank und einen schönen Tag.» Marusch hob die Hand, und Marthe-Marie trieb die beiden Braunen an.
    «Du bist eine richtige Komödiantin, Marusch. Dabei war der Dicke ein grauenhafter Widerling.»
    «Möge der Heilige Genesius uns helfen, dass wir an allen Zöllnern so schnell vorbeikommen. Besonders die Fürstenbergischen sind für ihre Dreistigkeit berüchtigt.»
    Sie wandte sich um und brüllte: «Alles in Ordnung, mein Löwe? Wir kommen gleich an eine Sägemühle, dort lagern wir.»
    Der Prinzipal nickte nur.
    «Diese beiden Sauertöpfe hinter uns, schrecklich! Hör mal, Marthe-Marie, ich habe nachgedacht: Wir haben für Freudenstadt viele neue Pläne, selbst die Kinder wollen etwas einstudieren, mit den beiden Hunden. Da habe ich mir überlegt, ob du nicht auch bei der Truppe irgendwie mitmachen könntest. Ich meine, Mettel kommt auch ohne dich zurecht, ihr gehen ja die Kinder zur Hand. Und in den Augen meiner Leute wärst du ganz schnell eine von uns.»
    Marthe-Marie schüttelte entgeistert den Kopf. Sie sollte vor einer Zuschauermenge stehen und etwas zum Besten

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