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Die Tochter der Hexe

Die Tochter der Hexe

Titel: Die Tochter der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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geben? «Wodenkst du hin? Ich kann weder zaubern noch jonglieren. Nicht mal richtig tanzen und singen.»
    «Es ist ja noch Zeit. Irgendetwas fällt uns schon ein. Mit deinen Reitkünsten hast du uns ja auch überrascht. Genau – wie wäre es mit Kunstreiterin?»
    «Bitte, Marusch, hör auf. Willst du, dass ich mir die Knochen breche? Ich war noch nie sehr gelenkig. Ich kann wirklich nichts, außer lesen, schreiben und rechnen.»
    Der Aufseher der Sägemühle erlaubte ihnen tatsächlich, sich an den Uferwiesen hinter der Floßlände niederzulassen. Feuerholz müssten sie allerdings bei ihm kaufen, denn Fremden sei es verboten, auf Gengenbacher Gemarkung Holz zu sammeln. Auch Fischen sei strengstens untersagt, der Bannwart habe ein wachsames Auge darauf und bringe jeden, den er erwische, in den Niggelturm.
    Während Diego und Leonhard Sonntag sich auf den Weg in die Stadt machten, um zu erkunden, ob ihnen in Gengenbach ein Gastspiel erlaubt sei, nahmen die anderen den Lagerplatz in Augenschein. Die Wiese erwies sich als feucht und sumpfig und taugte allenfalls als Weide für die Tiere.
    «Das grenzt schon an Frechheit.» Marusch schüttelte den Kopf. «Wären wir mit unserem Fuhrwerk da mitten hineingefahren, bekämen uns keine zehn Pferde mehr heraus.»
    «Wenn wir die Wagen eng zusammenrücken», schlug Marthe-Marie vor, «müssten wir auf der kleinen Anhöhe dort drüben Platz finden.»
    «Du hast Recht. Und im weitesten Sinne könnte man die Stelle noch zu den Uferwiesen zählen.»
    Als auch die Krämer und Trödler nach einer offenbar sehr gründlichen Kontrolle durch die beiden Zöllner zu ihnen stießen, schlugen sie das Lager auf. Von dem Hügel hatten sie einen schönen Blick auf das nahe Reichsstädtchen, das von Rebhängen undeinem malerischen Berg mit Kapelle überragt wurde, und dessen trutzige Mauern und Tore jetzt friedlich im warmen Licht der Abendsonne schimmerten.
    Dann holten sie in der Sägemühle ihr Feuerholz, zu einem völlig überzogenen Preis allerdings. Der Holzwart herrschte sie an, warum sie eigenmächtig einen anderen Platz ausgesucht hätten.
    «Euch ist gewiss entgangen, wie feucht die Wiese am Fluss ist», entgegnete Marusch ruhig. «Im Übrigen macht Ihr eben ein gutes Geschäft mit uns, ich denke, beide Seiten können nun zufrieden sein.»
    Zufrieden war auch der Prinzipal, der in diesem Moment mit Diego aus der Stadt zurückkehrte.
    «Übermorgen können wir auftreten, und wenn es dem Magistrat zusagt, seien weitere Aufführungen durchaus gern gesehen. Man hat uns sogar angeboten, an St.   Urban beim Weinfest zu spielen, aber das ist zu spät, wir kommen sonst nicht rechtzeitig nach Freudenstadt. Also, alle Mann morgen früh zur Bekanntmachung in die Stadt, mit Kamel und Trommeln und Trompeten. Pantaleon, vergiss nicht wieder, das Vieh zu schmücken.» Er nahm den Teller, den Marusch ihm reichte. «Eine wunderbare Stadt. Dieser blumengeschmückte Marktplatz und überall prachtvolle Fachwerkbauten. Die Menschen schienen mir so freundlich und neugierig. Ich bin sicher, dass wir hier, sozusagen im Vorüberfahren, ein gutes Geschäftchen machen.»
    Caspar, der höchst selten seine Meinung kundtat, warf einen Blick in Richtung Mühle, von wo der Holzwart misstrauisch zu ihnen herüberspähte. «Ich habe eher den Eindruck, wir werden ausgenommen wie die Weihnachtsgans. Frag mal die Trödler, was sie an Warenzoll abdrücken mussten. Ich denke, wir werden hier nicht lange bleiben. Zumal mir heute schon dreimal gelbe Schnecken über den Weg gekrochen sind. Das ist kein gutes Zeichen.»
    «Ich sage nur: schönes württembergisches Renchtal.» Diegogrinste den Prinzipal herausfordernd an. In diesem Moment begann Sonntag zu würgen und spuckte mit feuerrotem Gesicht etwas Helles in seine Handfläche.
    «Was ist das?», fauchte er Mettel an.
    «Ich würde sagen, Fisch. Genauer gesagt, Forelle.»
    «Bist du von allen guten Geistern verlassen? Willst du, dass uns der Flurhüter ins Loch steckt?»
    Die Köchin zuckte die Schultern. «Sonst seid ihr doch auch froh, wenn ich auf meine Weise etwas für den Kochtopf beisteuere. Der Fisch ist mir in die Hände geschwommen. Wer hätte da nicht zugegriffen?»
    «Ich finde, das hast du gutgemacht», mischte Diego sich ein. «Schließlich ist das Recht auf Jagd und Fischfang von Gott gegeben, und zwar allen Menschen, nicht nur den Grundherren.»
    «Was bist du nur für ein Klugscheißer!» Sonntags Stimme wurde laut. »Weißt du, was vor ein paar Jahren im

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