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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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zu spielen … und dann wirst du an mich denken, und ich höre ihre Musik, wo immer ich auch bin.«
    Schildkröte entfaltete ihre schönste Seide, so dass man sah, wie schön sie glänzte, und legte sie Li um den Hals. »Und ich werde immer Teil deines inneren Friedens sein. Das ist eine Glücksseide. Wenn du sie trägst, wirst du nie traurig sein.«
    Beifuß und Erdnuss reichten ihr ein Paar Sandalen, die kunstvoll aus Zuckerrohrgras gefertigt und mit gestohlenen Seidenfäden mit Sorgfalt bestickt und am Ende der Schuhbänder mit Quasten und Federn versehen waren. »Wir haben jeweils einen gemacht, also sind sie vielleicht nicht ganz gleich, aber sie passen zueinander. Wenn du sie trägst, gehen wir mit dir, wohin auch immer du gehst.«
    Als Letzter kam Riese Yun zu ihr. Zum ersten Mal sah Li ihn vollbekleidet, denn sein riesiger Körper steckte in der schlichten Tracht eines Fischers. Mit gesenktem Kopf und ausgestreckten Armen übergab er ihr einen Behälter aus eng verwobenen Weidenzweigen mit geflochtenen Riemen zur Verstärkung. Seine Lasche wurde durch ein Weidenholzstückchen verschlossen, die Li öffnete, um ein Kästchen von solch exquisiter Schönheit zu enthüllen, dass die mung-cha-cha in erstauntes Raunen ausbrachen. Das Kästchen selbst war nicht größer als das Kontrollbuch, das Ah-Jeh auf ihrem hohen Tisch im Seidenraum aufbewahrt hatte - vielleicht drei Handspannen lang, zwei Handspannen breit und eine Handspanne hoch. In jeder Ecke und Füllung seines blassgelben Holzes waren
Muscheln von jeder Größe, Form und Farbe zu verschlungenen Blumengirlanden befestigt worden.
    Als Li den Deckel öffnete, entdeckte sie auf einem Bett aus getrockneten Blütenblättern die herrlich schimmernde Schale einer großen Pferdemuschel, in die ganzflächig Miniaturbilder des Flusslebens gemeißelt waren: auf einer Seite der Weidenhain, Enten zwischen dem Schilf, Dschunken und Sampans auf dem Wasser; auf der anderen die Maulbeerhaine auf dem Hügel mit Blick über das Tal, der Karren daneben, und zwei mui-mui , die gerade ihre Körbe leerten. Darunter, in Schriftzeichen, die fast zu winzig waren, um sie lesen zu können, offenbarte Riese Yun sein Herz:
    Im hohen Bambus
ist die Blaumeise stets am glücklichsten.
Dort singt sie für immer.
    »Es hat mir grenzenloses Vergnügen bereitet, dieses Kästchen anzufertigen und diese Muschel zu beschnitzen. Die Stunden, Tage, Monate oder Jahre habe ich nicht gezählt, bis sie fertig war, weil die Zeit so langsam fließt wie der Fluss.« Riese Yun tat sich mit Worten nicht leicht, und er zögerte, blickte in die Runde, als wünsche er die Erlaubnis fortzufahren. Er sah nur das Lächeln derjenigen, die ihn respektierten.
    »Es ist aus Weidenholz gemacht, und die Muscheln sind die Geschenke tausender Gezeiten. Für meine Hütte ist es viel zu hübsch, und ich habe es viele Jahre lang vor den larn-jai versteckt. Nun weiß ich, dass es für dich gedacht war, um die Dinge aufzunehmen, die dir am meisten am Herzen liegen.«
    Li verbeugte sich vor ihm, wie sie es vor jedem großen Herrn getan hätte, und legte den Flussstein, die Glücksseide und die Bambusflöte hinein. »Keiner Kaiserin wurde je solch ein heiliges Kästchen geschenkt. Alle Dinge, die mir kostbar sind, kommen von nun an da hinein.«
    Li schlüpfte in die gewebten Sandalen. »Vielen Dank für all diese
Geschenke, ich werde sie nie hergeben. Für euch habe ich auch noch ein letztes Geschenk.« Sie zog die von Ah-Jeh abgekauften Dokumente hervor. »Das sind eure sung-tips . Kommt, wir verbrennen sie und feiern gemeinsam eure Freiheit.«
    Nachdem die Verträge unter Freudengejohle angezündet worden waren, wurde noch weit in den Abend gefeiert, wie gesegnet das Haus des Gütigen Mondes war, und es herrschte große Fröhlichkeit, ohne dass Wein dazu vonnöten gewesen wäre.

    Als schließlich Stille herrschte und der Mond, so groß und rund wie Ziegenkäse, auf das kleine Haus am Fluss schien, ließ Ben Devereaux vorsichtig den Klüver hissen und die Vertäuungen lösen. Als das Schiff ablegte, wandte er sich Li am Ruder mit fragendem Blick zu. »Klingt ja, als sei dieser Tag ein voller Erfolg gewesen. Alles ist ganz nach deinen Vorstellungen gelaufen.« Ben erzählte ihr, dass Ming-Chou zu alt und krank gewesen sei, um persönlich zu erscheinen, doch die Auflagen der Double-Dragon-Handelsgesellschaft seien angenommen worden: Die modernden Hütten der mui-mui würden abgerissen und durch feste Häuser mit wetterfesten

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