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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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Mitglieder der chinesischen Gesellschaft.
    Sing stieg an Tobys Arm aus dem Rolls-Royce, um Sir Justin und Lady Pelham am sprudelnden Brunnen vorbei die breite Marmortreppe hinauf in das berühmte Foyer des Hotels zu folgen. Sowohl Colonel Pelham wie auch Captain Hyde-Wilkins waren in ihren Galauniformen prächtig anzuschauen, an deren scharlachroten Cutaways Miniaturmedaillen und goldene Kummerbunde auf die mit Litzen besetzten Rangabzeichen abgestimmt waren.
    Winifred Bramble, mit einem eleganten Abendkleid aus Samt und ihrem geliebten Granatschmuck angetan, wurde von Angus Grant begleitet, der die dunkelblaue Uniform eines Majors der Hongkong Volunteers trug. Doch es war die umwerfend aussehende junge Frau an Captain Hyde-Wilkins’ Seite, zu der sich bei ihrem Erscheinen im großen Ballsaal alle umdrehten.
    Der Colonel hatte einen Ehrenplatz an einem Tisch, der sich in der Nähe der erhöhten Bühne, jedoch genügend weit an der Seite befand, um Exklusivität nahezulegen. Sing lauschte den Reden, genoss die Musik des Streichorchesters und spielte ihre Rolle, wenn es von ihr verlangt wurde, doch wohl fühlte sie sich nicht und sehnte das Ende des Abends herbei. Als die Reden zu Ende waren, führte Toby sie auf die Tanzfläche. Sie hielt den Kopf erhoben und blickte weder nach links noch nach rechts.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, drückte Toby sie an sich und flüsterte ihr zu: »Sie starren, weil du die atemberaubendste Frau im Saal bist. Gute, altmodische Eifersucht nennt man so etwas.«
    In seinen Armen fühlte sie sich sicher, ihre Liebe zu ihm wuchs mit jedem Tag, aber sie fühlte sich nicht frei, es zu zeigen. Als sie zum Tisch zurückkehrten, stand dort ein Mann, der ihnen den Rücken zuwandte, und unterhielt sich mit Lady Pelham - ein kleiner, stämmiger Mann, der einen teuren amerikanischen Smoking trug, dessen Jackett sich um seine einst mächtigen Schultern spannte. Als er sich zu ihnen umdrehte, blickte Sing unvermittelt in das gerötete Gesicht von J. T. Ching.

    Der Schock hätte nicht größer sein können, wenn sie plötzlich nackt dagestanden hätte. Die Geräuschkulisse des Ballsaals schien plötzlich zu verklingen, während Lady Pelham sie miteinander bekannt machte.
    »Ah, da sind Sie ja, meine Liebe. Das ist Mr. Ching, einer unserer bedeutendsten Gäste. Und ein ausgesprochen großzügiger, könnte ich hinzufügen, wenn es darum geht, den weniger vom Schicksal Begünstigten unter die Arme zu greifen. Mr. Ching, darf ich Ihnen Miss Devereaux vorstellen, eine neue Freundin von uns aus Macao?«
    Sings Herzschlag beschleunigte sich, als der Taipan ihr die Hand bot. Sie sah, wie seine überraschte Miene einem Lächeln wich, das sich über sein breites Gesicht ausdehnte, die Augen jedoch nicht erreichte. Nur tiefverwurzelte Disziplin hielt sie davon ab, ihre Hand wegzuziehen. Stattdessen lächelte sie höflich, während er sie langsam an die Lippen führte und einen verweilenden Kuss daraufsetzte.
    »Miss Devereaux war nach dem Taifun eine große Hilfe«, fuhr Lady Pelham fort, »und das, obwohl sie bei Tai-Po selbst schwer verletzt wurde.«
    Chings Miene blieb ausdruckslos. Nur das triumphierende Leuchten in seinen Augen sagte ihr, dass ihm nicht verborgen geblieben war, wer sie war.
    Er verbeugte sich mit übertriebener Eleganz. »Es ist mir stets eine Ehre und eine große Freude, jemanden kennenzulernen, dem die Unterprivilegierten ein Anliegen sind.« Seine Hand ließ die ihre widerstrebend los. »Auch ich helfe immer gern auf meine bescheidene Art …«
    »Mr. Ching ist zu bescheiden«, fiel Margaret Pelham ihm ins Wort. »Er war es, der das schwimmende Krankenhaus in Shatin und den Tuberkulosetrakt des Queen-Mary-Hospitals gründete, ganz zu schweigen von dem Verwaltungszentrum, das seinen Namen trägt.« Sie lachte melodiös. »Ich könnte fortfahren, aber ich fürchte, ich würde den armen Mann verlegen machen.«
    Sing setzte sich neben Toby, während Ching stehenblieb und auf
sie hinablächelte. »Bestimmt sind wir uns schon einmal begegnet«, sagte er in einem Ton, aus dem Sing eindeutig heraushören konnte, dass er dieses Spiel ungemein genoss.
    »Das glaube ich nicht, Sir«, erwiderte sie ruhig.
    Ching ließ nicht locker, sein Lächeln verzerrte unschön seinen Mund. »Wie könnte ich mich an eine so charmante Dame nicht erinnern?«
    »Ich glaube, Sie irren sich, Mr. Ching«, meinte Toby energisch. »Sie und ich sind uns schon begegnet, aber Miss Devereaux ist noch ziemlich neu in

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