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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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Teil der Familie. Schildkröte zeigte ihr, wie man die Sandalen mit den Sohlen aus Seilen schnürte, band sie mit Schnüren aus gedrehtem Schilfgras sicher um Schienbeinschoner aus kräftigem Segeltuch.
    »Die helfen dir dabei, auf die Maulbeerbäume zu klettern, und schützen dich vor den Schlangen, die sich im Gras verstecken.«
    Kiesel beobachtete sie und freute sich, wie selbstverständlich Holzapfel von ihren Schwestern akzeptiert wurde. Sie prüfte die Schienbeinschoner, indem sie an den Riemen zog, die sie an Ort und Stelle hielten.
    »Binde sie immer gut, und du fällst nicht hinunter. Außerdem schürfst du dir so an der Rinde des Maulbeerbaums nicht die Haut ab. Du musst von Anfang an alles selber machen - auf diese Art lernst du es am schnellsten. Wenn du hinunterstürzt, frage dich selbst, warum du gefallen bist, und falle nicht noch einmal so.«
    Kiesel blickte fröhlich, als sie Li-Xia den Flechthut aufsetzte. »In den Hainen kann die Sonne stark brennen, genau wie der Regen dich fortspülen und der Wind versuchen wird, dich in seine Arme zu nehmen. Den Schutz dieses Hutes brauchst du immer. Verlier ihn nicht, sonst musst du dir einen neuen machen.«
    Glucksend kniff sie Li-Xia leicht in die Wange. »Du hast die Haut deiner Mutter aus dem Norden. Pass gut darauf auf, wenn du dir vom Leben mehr erhoffst, als nur die Mutter eines Seidenwurms zu sein.«
    Sie band die schwarzen Gazestreifen, die den Hut an seinem Platz hielten, unter Li-Xias Kinn zusammen, trat einen Schritt zurück, nickte beifällig und bedeutete den anderen, es ebenfalls zu tun.
    »Nun, wie eine mui-mui aussehen tut sie mal in jedem Fall. Jetzt werden wir sehen, ob sie auch wie eine arbeiten kann!«
    Die Sandalen leicht und fest an ihren Füßen, wärmenden Reis-Congee und heißen Tee im Bauch, folgte Holzapfel Kiesel und ihrer neuen Familie, den anderen, die noch ihren Reis aßen, weit voraus.
    »Die Ersten, die kommen, die Ersten, die gehen. Das ist das Motto
der mung-cha-cha. « Kiesel gab mit ihrem schaukelnden Gang ein schnelles Tempo vor. Augenblicke darauf, ein Stück weiter den Fluss entlang, blieben sie bei einem großen, offenen Schuppen stehen, bei dem ein Dutzend Jungen mit breiten Holzrechen Kokonhaufen ausbreiteten. Sie grüßten die mung-cha-cha mit beleidigenden Ausdrücken und anstößigen Gesten. Kiesel erwiderte etwas Entsprechendes.
    »Das sind die larn-jai , Holzapfel«, meinte sie leichthin, als sie vorbeigegangen waren. »Kaputte Existenzen, deren einziges Heim die Flussufer sind - sie sortieren und reinigen die Kokons und sammeln Holz, um sie zu kochen und die Motten zu töten.«
    »Ich habe schon viel Schlimmeres von jenen gehört, die ich für meine Brüder gehalten habe.«
    »Gut, dann kümmern wir uns einfach gar nicht um sie - Worte sind harmlos, und sie fürchten sich vor mir und unserem Beschützer Riese Yun.«
    Als hätten diese Worte ihn herbestellt, trat ein hünenhafter Mann von enormer Größe aus dem Schuppen. Seine kurzen, dicken Unterarme steckten in Lederärmeln, die an seinen Schultern befestigt waren und da, wo seine Hände hätten sein sollen, mit Haken versehen waren. Sein enormer Brustkorb wurde von einem mit Messing besetzten Lederharnisch geschützt, und um die Taille trug er einen breiten Gürtel, der mit weiteren Schnallen und Kettenringen verziert war. Er hatte eine riesige Donnerbüchse geschultert, deren trichterförmige Mündung an seiner Schulter ruhte und deren mit Schnitzereien verzierter Kolben sich unterhalb seiner Kniekehle befand. Seine mächtigen Beine steckten in einer locker sitzenden braunen Kniehose und ließen gewaltige Wadenmuskeln und bloße Füße frei, die so braun und vernarbt waren wie altes Mahagoniholz. Riese Yuns Gesicht war breit und furchterregend anzuschauen, mit einem breiten Mund, der unter einer Plattnase unregelmäßige Zähne sehen ließ. Sein glänzender Schädel saß zwischen muskelbepackten Schultern, und seine Augen strahlten Wohlwollen aus, als er die mung-cha-cha mit einem schalkhaften Grinsen begrüßte.

    »Guten Morgen, meine jungen Damen. Yun hofft, Sie haben wohl geruht, und es hat an diesem schönen Morgen als Würze zu Ihrem Reis-Congee hah-mui gegeben!«
    Er verneigte sich tief vor ihnen, begab sich dann zum Karren und langte nach den Ketten, die eigentlich als Ochsengeschirr gedacht waren. »Ihr Palankin erwartet Sie und Ihre kleine Schwester!«
    »Sie heißt Holzapfel und ist angeblich eine Fuchsfee - aber als Familienangehörige ist sie

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