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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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Zehen sind seine Finger geworden, und es gibt nichts, was er mit ihnen nicht tun kann. Er ist der Hüter der Bäume und schläft nie. Während Riese Yun mit seinen großen Donnerbüchsen die Haine bewacht, wird niemand sie plündern und Kokons stehlen. Er feuert mit den Zehen ab, und am Fluss ist das noch in einer Entfernung von einer Meile zu hören. Seitdem man ihm die Hände genommen hat, sagt er, ist er weiser geworden, und er
hat gelernt, mit dem Universum und allen Dingen darin zu reden. Er ist ein Dichter und ein Seher, ein Wahrsager, und aus Muscheln kann er schöne Sachen machen … Nun zieht er seinen Karren viel schneller als ein Büffel zu den Hainen und wieder zurück.« Kiesel verbeugte sich vor ihrer Zuhörerschaft. »Im Maulbeerbaum ist der Vogel sehr glücklich.«
    Sie reichte Li-Xia ihre leere Schüssel. »Sammle die Schüsseln ein und wasche sie im Fluss; als Jüngste ist das eine deiner Pflichten. Dann müssen wir schlafen. Morgen wirst du mit dem fürstlichen Palankin von Riese Yun fahren und himmlische Lychees pflücken.«
    Bald wurden die Lampen ausgeblasen, und die Glühwürmchen leuchteten umso heller, schwirrten wie von einem verlöschenden Feuer bewegte Funken zwischen den herabhängenden Mückennetzen umher. Zwischen den Binsen war das Quaken von Ochsenfröschen zu hören, als Kiesel sich auf das Bett neben dem Li-Xias legte.
    »Ich schlafe so lange neben dir, bis du dich hier eingelebt hast«, erklärte sie. »Niemand wird uns Ärger machen. Denn wir haben geheime Klauen.«
    Kiesel griff sich in das volle Haar, und aus jeder ihrer geballten Fäuste erschienen unvermittelt messerscharfe, gebogene Stahlhaken. Der Mittelfinger jeder Hand steckte in Büffelhornringen, an denen die tödlichen Klingen befestigt waren.
    »Das Haarmesser«, murmelte sie stolz. »Ich habe es selbst aus einer kaputten Sichel gemacht.« Selbst in der rasch zunehmenden Dunkelheit konnte Li-Xia sehen, dass der Stahl liebevoll zu einer rasiermesserscharfen Schneide geschliffen worden war. »Im Haar getragen, sind sie noch eine weitere Spange, genau wie die Weidenzweige und mein Kranz aus Mentzelien … aber sobald sie in meiner Hand sind, verwandeln sie sich in die Klauen des schwarzen Bären und die Krallen eines Adlers, und niemand kann sie mir wegnehmen, es sei denn, er hackt mir die Hände ab.« Die glänzenden Haken verschwanden rasch wieder in ihrem Haar.
    Die Nacht legte sich in einer Decke aus Geräuschen über die geheimen Gedanken der mui-mui - ihre leiser werdenden Stimmen,
die Brise, die durch das Verdeck drang, Grillen, die im Strohdach über ihnen zirpten, das beständige Quaken der Frösche.
    »Unter uns gibt es sowohl Gute wie Böse. Nur die Stärksten überleben ohne Leid. Wir müssen allzeit bereit sein, uns und einander zu verteidigen. Das ist unser Familienkodex.«
    Li-Xia lag schweigend da, lauschte den Liedern des Flusses und war sich nicht sicher, was sie erwidern sollte.
    »Hab keine Angst, kleiner Holzapfel. Lass die Weiden in deinen Träumen seufzen. Morgen beginnst du, die Handgriffe der mui-mui in der erhabenen Welt der Seidenraupe zu lernen.«

    Früh am nächsten Morgen wurde Li-Xia von den Ausrufen und gemurmelten Flüchen um sie herum unsanft geweckt. Da sie ihren tiefen und friedlichen Schlaf am liebsten noch fortgesetzt hätte, schlug sie erst die Augen auf, als jemand ihr in die Nase kniff.
    »Aufwachen, Holzapfel! Wir müssen vor den anderen baden und als Erste im Speisehaus sein, während der Reis-Congee noch heiß ist und das Dampfbrot noch weich.«
    Rasch wurde es lauter. Unbekleidete Mädchen jeglicher Gestalt und Größe machten sich - nachdem sie kichernd über diejenigen gestiegen waren, die noch halb schliefen - auf den Weg zum Flussufer.
    Beifuß und Erdnuss packten Li-Xia an Händen und Füßen, hoben sie aus dem Bett, trugen sie die ein Dutzend Stufen zum Fluss hinunter und warfen sie ins kalte Wasser.
    So begann Li-Xias erster Tag ihres neuen Lebens an einer Krümmung eines stehenden Seitenarms des großen Perlflusses, unter den riesigen Torbögen der Weiden, die sie so hoch und großartig fand wie den prächtigsten aller Tempel. Die Ufer waren mit Steinblöcken befestigt worden, so dass ein flaches Becken entstanden war, das von einer Wand herabhängenden Laubs geschützt wurde. Hier spritzten die Kinder des Mondes ein paar gestohlene Augenblicke lang wie spielende Otter herum.
    Getrocknet und glühend, genauso gekleidet wie die anderen um
sie herum, wurde Li-Xia ein

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